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BOLD THE MAGAZINE No.06

SEHNSUCHT INNIGES VERLANGEN | HOFFNUNG STIRBT ZULETZT | BELLA ITAL IA | TOCOTRONIC | FASHION SPECIAL | SPANISH AVIDNESS – BARCELONA | INNER DESIRE – PARIS | HUNDERTWASSER

SEHNSUCHT

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Schwerpunkt | Sehnsucht | Nachgefragt<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 21<br />

Nachgefragt<br />

Sehnsucht<br />

Interviews: N. Saadi<br />

Die Sehnsucht treibt: Sie lässt von<br />

neuen Ländern, unerforschten Regionen<br />

träumen, von Wohlstand, Fortschritt<br />

und neuen Technologien – sie ist ein<br />

unersetzliches Zahnrad im Getriebe der<br />

Menschheit und eine Triebfeder unseres<br />

Seins. <strong>BOLD</strong> sprach mit Bernd Mesovic,<br />

stellvertretender Geschäftsführer von Pro<br />

Asyl, dem Designer Artsi Ifrach und dem<br />

internationalen Parfüm- und Duftmarktexperten<br />

Dr. Bodo Kubartz über ihre<br />

Sehnsüchte, Erkenntnisse, Erfahrungen<br />

und ihre neuesten Projekte.<br />

Bernd Mesovic<br />

„Der Wunsch, die Sehnsucht<br />

nach einem besseren Leben<br />

ist eine der treibenden Kräfte<br />

der Menschheit“<br />

Bernd Mesovic setzt sich seit 32 Jahren<br />

für Flüchtlinge ein. Den Kampf gegen die<br />

Unbeweglichkeit der Bürokraten führt<br />

Mesovic mit Ironie und Humor. Farhad<br />

Ibrahims Geschichte (siehe Artikel „Hoffnung<br />

stirbt zuletzt – Sehnsucht Leben“,<br />

ab Seite 15) verdeutlicht, dass Menschen,<br />

die Anspruch auf Asyl hätten und denen<br />

in ihrem Heimatland Folter und Tod droht,<br />

oft keine Hilfe bekommen.<br />

Wie ließe sich das verhindern?<br />

Die Ursachen sind sehr unterschiedlich:<br />

Unfaire und mangelhafte Asylverfahren<br />

in manchen Ländern mit „ablehnungsgeneigten“<br />

Entscheidern oder politisch<br />

restriktiven Vorgaben, wie zu entscheiden<br />

ist; fast nicht vorhandene Asylsysteme in<br />

einigen Ländern an der Außengrenze, die<br />

keine Asylrechtstradition oder defizitäre<br />

Verwaltungen haben. Man bräuchte ein<br />

faires Asylrecht und angemessene Unterbringung<br />

in allen EU-Staten. Aber davon<br />

sind wir weit entfernt.<br />

Viele Asylbewerber kennen sich mit der<br />

Rechtslage überhaupt nicht aus und<br />

machen so „Fehler“ mit schlimmen Konsequenzen.<br />

Müssten die Asyl-gewährenden<br />

Länder sie nicht zunächst über ihre<br />

Rechte und Möglichkeiten aufklären?<br />

Das ist eine wichtige Frage. Viele Flüchtlinge<br />

sind aus verschiedenen Gründen<br />

nicht in der Lage, ihr Schicksal in der<br />

nötigen Weise vorzutragen. Manche stehen<br />

unter dem frischen Eindruck der Flucht<br />

und der Gefahr, manche sind traumatisiert.<br />

Manche verstehen aufgrund eines<br />

anderen kulturellen Hintergrundes nicht,<br />

warum man ihnen bestimmte Fragen<br />

stellt. Eine qualifizierte Erstberatung wäre<br />

dabei eine große Hilfe. Besonders belastete<br />

Flüchtlinge müssten auch zur Anhörung<br />

begleitet werden. Doch die offizielle Doktrin<br />

in Deutschland ist eher, Asylsuchende<br />

möglichst frühzeitig und „unbeeinflusst“<br />

anzuhören. Eine vernünftige Erstberatung,<br />

anwaltliche Begleitung und vorurteilsfreie<br />

Anhörungen könnten viele Klageverfahren<br />

entbehrlich machen. Doch die staatliche<br />

Seite sieht sich hier kaum in der Pflicht.<br />

Die Organisation Pro Asyl stellt Anwälte,<br />

die die Flüchtlinge vertreten. Wie wichtig<br />

ist ein professioneller Rechtsbeistand?<br />

Aus unserem Rechtshilfefonds können wir<br />

nur eine begrenzte Zahl von Verfahren<br />

unterstützen. Neben Präzedenzfällen sind es<br />

Fälle, in denen die humanitären Härten auf<br />

der Hand liegen oder die Risiken am größten<br />

sind – wie im Schnellverfahren an Flughäfen.<br />

NGOs können nicht der Ausfallbürge für<br />

staatliche Versäumnisse sein. Deshalb bleibt<br />

es bei unserer Forderung, dass es staatliche<br />

Aufgabe sein muss, ein faires Asylverfahren<br />

sicherzustellen, zu dem auch die Gewährleistung<br />

einer rechtlichen Vertretung gehören<br />

müsste.

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