BOLD THE MAGAZINE No.06
SEHNSUCHT INNIGES VERLANGEN | HOFFNUNG STIRBT ZULETZT | BELLA ITAL IA | TOCOTRONIC | FASHION SPECIAL | SPANISH AVIDNESS – BARCELONA | INNER DESIRE – PARIS | HUNDERTWASSER
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72 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD | Track-By-Track<br />
Track-By-Track<br />
Tocotronic<br />
Wie wir leben wollen<br />
Autor: F. Reip<br />
Im Keller<br />
Abschaffen<br />
Tocotronic ist seit eh und je eine der<br />
faszinierendsten, tollsten Bands überhaupt.<br />
Mit der letzten Platte erkannten<br />
das mehr Menschen als je zuvor, mit dem<br />
dunkel-fantastischen „Schall und Wahn“<br />
stand die Band erstmalig auf Platz 1 der<br />
LP-Charts.<br />
Drei Jahre später ist Tocotronic zurück.<br />
Das neue Album hört auf den Namen<br />
„Wie wir leben wollen“ und kann eine<br />
stolze Tracklist vorweisen. Im noblen<br />
Herrenzimmer des Münzsalons, mitten<br />
im Berliner Scheunenviertel gelegen,<br />
sprechen Sänger Dirk von Lowtzow,<br />
Bassist Jan Müller und Gitarrist Rick<br />
McPhail gelöst und mit viel herzlichem<br />
Lachen über die 17 neuen Songs ...<br />
Jan Müller: Es war uns wichtig, dass es mit<br />
einem lockeren, leichten Stück losgeht.<br />
Als es eingespielt war, waren wir uns ganz<br />
schnell sicher, dass das der Opener werden<br />
soll.<br />
Dirk von Lowtzow: Es war auch das erste<br />
Stück, das wir eingeprobt haben.<br />
Rick McPhail: Es hat auch gut gepasst,<br />
dass alles im Keller anfängt, man dann<br />
die Treppe hoch geht, so ein bisschen vom<br />
dunklen Anfang ins Helle.<br />
Auf dem Pfad der Dämmerung<br />
Dirk von Lowtzow: Unsere erste Single.<br />
Das Stück hat so eine fiebrige, traumhafte<br />
Atmosphäre. Es ist unser „Herz der Finsternis“.<br />
Jan Müller: Man könnte sagen, zwischen<br />
„Herz der Finsternis“ und „Toy Story 3“. (alle<br />
lachen)<br />
Dirk von Lowtzow: Die Idee war, dass es<br />
klingen sollte wie die Beach Boys mit zu viel<br />
Bubble-Tee.<br />
Dirk von Lowtzow: Im Jahr 2010 hatten wir<br />
zwischen Rock im Park und Rock am Ring<br />
einen Tag frei. Auf dem Weg waren wir in<br />
Ludwigshafen in der dortigen Ernst-Bloch-<br />
Gesellschaft eingeladen und haben dort<br />
gespielt.<br />
Jan Müller: Von der Bühne aus konnte man<br />
im Boden, unter einer Glasplatte, das alte<br />
Arbeitszimmer von Ernst Bloch sehen.<br />
Dirk von Lowtzow: Wie so ein Pharaonengrab!<br />
(lacht) Ich hatte vorher noch niemals<br />
etwas von Ernst Bloch gelesen ...<br />
Jan Müller: Ich finde, „Geist der Utopie“ ist<br />
wirklich eindrucksvolle Literatur. Man kann<br />
gut daraus klauen, was ich mit meiner<br />
anderen Band Bierbeben auch schon<br />
gemacht habe. (lacht)<br />
Dirk von Lowtzow: Ich besorgte mir dann<br />
ein Buch, die sehr launigen „Gespräche<br />
zwischen Adorno und Ernst Bloch“. In<br />
einem Gespräch erwähnt Adorno die<br />
Abschaffung des Todes als Grundvoraussetzung<br />
gegen das reaktionäre Denken,<br />
für eine Utopie, Revolution oder wie ...