Ausgabe 4/2003 - Gewerkschaft Öffentlicher Dienst
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36-39 Porträt-OK 24.03.<strong>2003</strong> 17:10 Uhr Seite 3<br />
Aufrecht.<br />
Die Ordnung am<br />
Obersten Gerichtshof<br />
aufrechtzuerhalten,<br />
ist Dr. Rzeszuts Ziel:<br />
„Man soll die Leute<br />
nicht ruinieren“<br />
38<br />
P O R T R Ä T<br />
PROFIL<br />
Johann Rzeszuts Weg<br />
an die Spitze<br />
1941 geboren in Wien<br />
1964 Abschluss des Rechtsstudiums<br />
1965 Justizdienst als Praktikant<br />
und Richteramtsanwärter<br />
1971 Zivilrichter am Bezirksgericht<br />
Mödling<br />
1971 Staatsanwalt Wien<br />
1977 Oberstaatsanwalt Wien<br />
1985 Generalprokuratur Oberstaatsanwaltschaft<br />
1987 Richter des OGH<br />
1997 Senatspräsident des OGH<br />
<strong>2003</strong> Präsident des OGH<br />
GÖD April <strong>2003</strong><br />
die oberste Instanz in allen zivil- und<br />
strafrechtlichen Angelegenheiten. Etwa<br />
nach einem Streitfall im Zivilrecht<br />
bildet der OGH die letzte Station nach<br />
allen Berufungsverfahren und entscheidet<br />
endgültig. Diese Urteile werden im<br />
eigens installierten Evidenzbüro elektronisch<br />
registriert und archiviert, was<br />
zuletzt durchaus eine Beschleunigung<br />
der Aufgabenerledigung nach sich zog.<br />
Außerdem ist der OGH im Rahmen der<br />
Gesetzwerdung zu Stellungnahmen<br />
verpflichtet, wofür dort mehrere Begutachtungssenate<br />
eingerichtet sind, die<br />
sich nach der Rechtsmaterie gliedern.<br />
Als letzte Instanz fungiert die Institution<br />
im Justizpalast auch für die richterliche<br />
Disziplinargerichtsbarkeit sowie<br />
für jene zum Berufsstand der Notare.<br />
Die Reizthemen<br />
Aufgrund der zwingenden Unabhängigkeit<br />
in teils brisanten Entscheidungen<br />
befinden sich auch die Mitarbeiter<br />
des OGH im öffentlich-rechtlichen<br />
<strong>Dienst</strong>verhältnis. „Es ist unbestritten,<br />
dass die Justiz, also auch der Oberste<br />
Gerichtshof, ein Bereich ist, in dem man<br />
die Pragmatisierung nicht in Frage stellen<br />
kann“, meint Rzeszut dazu. Und was<br />
sagt er zur derzeit geführten Debatte,<br />
welche die Abschaffung der Pragmatisierung<br />
generell verlangt? „Überall<br />
dort, wo der Staat die Fürsorgepflicht<br />
für den Bürger wahrnimmt, sollte man<br />
damit zurückhaltend sein, vom pragmatisierten<br />
Denken wegzugehen!“<br />
Weil wir gerade bei gewerkschaftspolitischen<br />
Themen sind, gleich zum<br />
nächsten Reizthema: Pensionen. OGH-<br />
Chef Rzeszut diagnostiziert diesbezüglich<br />
den meisten Beiträgen der derzeitigen<br />
Diskussion über Beamtenpensionen<br />
„eine einseitige Blickrichtung, die<br />
nicht auf einer umfassenden Informationsgrundlage<br />
beruht und insbesondere<br />
die Lebensverdienstsumme und den<br />
Entfall der Obergrenze der Bemessungsgrundlage<br />
völlig außer Acht lässt“.<br />
Der Präsident wird wieder konkret:<br />
„Ich habe 1971 30-jährig als Bezirksrichter<br />
in Mödling angefangen und netto<br />
350 Euro bezogen. Das war damals