MK_Bericht der BGS - CDU Deutschlands
MK_Bericht der BGS - CDU Deutschlands
MK_Bericht der BGS - CDU Deutschlands
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das Leben ist unverfügbar 17<br />
operiert. Wir glauben, einen Anspruch zu haben<br />
auf Gesundheit, körperliches Wohlbefinden, auf<br />
ein erfülltes Sexualleben und einen Alterungsprozess,<br />
<strong>der</strong> von Vergänglichkeit und körperlichen<br />
Defiziten nichts weiß. Dass wir damit zunehmend<br />
die Welt unwirtlicher machen für alle,<br />
die den Normen <strong>der</strong> Werbewelt nicht entsprechen,<br />
blenden wir gezielt aus.<br />
Mein Plädoyer gegen die Freigabe <strong>der</strong> Präimplantationsdiagnostik<br />
hat nicht Embryos, Zellhaufen<br />
o<strong>der</strong> was auch immer im Blick, son<strong>der</strong>n<br />
die menschliche Wirklichkeit, die auch in Zukunft<br />
von Vergänglichkeit, Tod, Krankheit, gesundheitlichen<br />
Beeinträchtigungen und Behin<strong>der</strong>ungen<br />
charakterisiert sein wird.<br />
Ich frage mich, was die Freigabe <strong>der</strong> PID, auch in<br />
engen Grenzen, für Menschen bedeutet, die mit<br />
Krankheit und Behin<strong>der</strong>ung leben müssen. Müssen<br />
sie sich nicht fragen, ob sie nicht eine Zumutung<br />
für die Gesellschaft darstellen, ob sie das<br />
Recht haben, die Kosten zu verursachen, die ihre<br />
Erkrankungen und Behin<strong>der</strong>ungen mit sich bringen?<br />
Die Menschen, die schon mit ihren Behin<strong>der</strong>ungen<br />
auf die Welt gekommen sind, werden<br />
sie sich künftig dafür rechtfertigen müssen, dass<br />
ihre Eltern nicht rechtzeitig mittels PID verhin<strong>der</strong>t<br />
haben, dass sie geboren wurden? Behin<strong>der</strong>ungen,<br />
Krankheiten, Alter und gemin<strong>der</strong>te Leis -<br />
tungsfähigkeit gehören zum menschlichen Leben.<br />
Menschen haben ein Recht darauf, dass wir<br />
ihre Würde, ihr Bedürfnis nach Teilhabe und<br />
Selbstverwirklichung auch dann respektieren,<br />
wenn sie nicht o<strong>der</strong> nicht mehr problemlos funktionieren,<br />
und dass wir ihnen und ihren Angehörigen<br />
in dieser Situation beistehen.<br />
Ich glaube deshalb, meine Damen und Herren:<br />
Der Staat kann nicht zulassen, dass Menschen<br />
nur dann menschliche Bindung eingehen wollen,<br />
wenn daraus allein eitel Sonnenschein entspringen<br />
kann. Wer mit Kin<strong>der</strong>n leben will – niemand<br />
muss das, und niemand hat ein Recht darauf –,<br />
<strong>der</strong> muss auch bereit sein, Defekte und Schwierigkeiten<br />
anzunehmen. Das ist die Basis <strong>der</strong> Humanität<br />
unserer Gesellschaft.<br />
Das heißt im Übrigen nicht, dass man Menschen<br />
verurteilen muss, die nicht die Kraft haben, diese<br />
Verantwortung zu tragen. Im Schwangerschaftskonflikt<br />
beispielsweise entsteht ein tragisches<br />
Dilemma. Hier stehen zwei Leben im Konflikt<br />
miteinan<strong>der</strong>. Wenn das eine nur auf Kosten des<br />
an<strong>der</strong>en überleben kann, dann ist <strong>der</strong> Schwangerschaftsabbruch<br />
vielleicht das kleinere Übel;<br />
aber es bleibt ethisch ein Übel, das allerdings<br />
auch durch Strafbewehrung nicht beseitigt werden<br />
kann. Die Präimplantationsdiagnostik hingegen<br />
wird mit diesem Konflikt nicht einfach nur<br />
konfrontiert. Sie ruft diesen Konflikt überhaupt<br />
erst hervor, und das ist meines Erachtens auch<br />
mit dem verständlichen Wunsch von Menschen,<br />
gesunde Kin<strong>der</strong> zu bekommen, nicht zu rechtfertigen.<br />
– Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.