MK_Bericht der BGS - CDU Deutschlands
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34 Präimplantationsdiagnostik (PID)<br />
Ich sehe genauso wie viele, die vor mir gesprochen<br />
haben, die Situation von Eltern, die aufgrund<br />
erblicher Bedingungen vielleicht schon<br />
ein schwerbehin<strong>der</strong>tes Kind haben o<strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />
Sorge umgetrieben werden, sie könnten ein behin<strong>der</strong>tes<br />
Kind bekommen. Diese Menschen machen<br />
sich Hoffnungen, dass die PID sie bei <strong>der</strong><br />
Lösung dieser Frage unterstützen könnte. Es ist<br />
für die Menschen, die sich ein gesundes Kind<br />
wünschen, ein Gewissenskonflikt; denn, wer sich<br />
auf die PID einlässt, weiß, dass dann, wenn das<br />
Ergebnis <strong>der</strong> Untersuchung am Embryo vorliegt,<br />
zwischen den Embryonen ausgewählt wird. Man<br />
wird auswählen müssen, ob man Embryonen<br />
auswählt, von denen man annimmt, dass sich ein<br />
behin<strong>der</strong>tes Kind entwickelt, o<strong>der</strong> Embryonen<br />
auswählt, von denen man annimmt, dass sich<br />
kein behin<strong>der</strong>tes Kind entwickelt. Es wird eine<br />
Wertung vorgenommen. Davor können wir nicht<br />
die Augen verschließen. Das muss einem bewusst<br />
sein, wenn man über die PID spricht.<br />
Man muss auch die Frage, die hier bereits mehrfach<br />
in den Blick gerückt worden ist, stellen: Hilft<br />
die PID wirklich, Leid zu ersparen? Die Diskussion<br />
hat sehr deutlich gemacht, dass die Frage nicht<br />
mit Ja zu beantworten ist; denn wenn es darum<br />
geht, dass definiert werden muss, wann ein Fall<br />
so schwerwiegend ist, dass PID zugelassen werden<br />
soll, dann muss man auch an diejenigen denken,<br />
denen man sagen wird: Bei euch gilt das<br />
nicht. Leid und Sorge sind immer etwas Subjektives.<br />
Deshalb hat uns die Ärztekammer geraten,<br />
auf keinen Fall zu einer Liste von Indikationen zu<br />
kommen. Dann würden wir nämlich aufzählen,<br />
welche Behin<strong>der</strong>ungen nicht lebenswert sind.<br />
Das können und dürfen wir nicht machen. Dann<br />
könnte man sagen, man muss in jedem Einzelfall<br />
entscheiden. Das ist schwierig. Wir können die<br />
Eltern nicht mit einer Einzelfallentscheidung allein<br />
lassen.<br />
Man muss allerdings auch so ehrlich sein, zu sagen,<br />
dass die PID nicht die einzige Möglichkeit<br />
ist. Wir haben an<strong>der</strong>e Möglichkeiten. Hier können<br />
wir uns den Eltern zuwenden, die sich ein<br />
Kind wünschen, das gesund aufwächst, das vielleicht<br />
Unterstützung in <strong>der</strong> Familie sein kann,<br />
wenn schon ein behin<strong>der</strong>tes Kind da ist. Hier sage<br />
ich: Wir lassen die Eltern nicht allein, wenn<br />
wir ein Nein zur PID sagen.<br />
Ich finde beachtlich, was Peter Liese in den Blick<br />
gerückt hat. Die neuere Forschung an <strong>der</strong> Universität<br />
Bonn ist jetzt so weit, dass bei <strong>der</strong> Untersuchung<br />
<strong>der</strong> Eizelle mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit<br />
auf Chromosomenschäden aufmerksam<br />
gemacht werden kann. Das geschieht,<br />
bevor ein Embryo da ist, das geschieht, bevor<br />
menschliches Leben entstanden ist. Wir eröffnen<br />
also Paaren, die sich ein gesundes Kind wünschen,<br />
einen Weg. Wir lassen sie nicht allein.<br />
Wir müssen einen dritten Punkt in den Blick<br />
rücken. Was geschieht mit den vielen Embryonen,<br />
die im Zuge <strong>der</strong> Reproduktionsmedizin, wo<br />
PID angewandt wird, erzeugt werden?<br />
Hubert Hüppe hat eine Zahl genannt: über<br />
100 000 Embryonen; 20 000 werden eingesetzt.<br />
Was ist mit den an<strong>der</strong>en 80 000 Embryonen,<br />
wenn wir uns einmal auf diese Zahl einlassen?<br />
Ich war in einer Fortpflanzungsklinik in Belgien.<br />
Dort wurden mir zuletzt auch die Kühlbehälter<br />
mit den Embryonen gezeigt. Mir wurde deutlich<br />
gemacht, dass die Embryonen nach einer ge -<br />
wissen Zeit nicht mehr existieren o<strong>der</strong> zu Forschungszwecken<br />
verwandt werden. Wir wissen,<br />
dass, wenn die Entscheidung für PID getroffen<br />
wird, <strong>der</strong> Prozess entsprechend abläuft.<br />
Nach langer Prüfung und <strong>der</strong> Überlegung, wie<br />
wir Leben schützen und wie wir uns Eltern zuwenden<br />
können, bin ich <strong>der</strong> Auffassung: Lassen<br />
Sie uns heute eine Entscheidung treffen! Die Diskussion<br />
heute Vormittag zeigt, dass sich die <strong>CDU</strong><br />
mit höchster Intensität, mit großer Gründlichkeit<br />
und auch mit Prüfung des Gewissens dieser Frage<br />
zuwendet, dass wir von unseren Grundsätzen<br />
ausgehen und alles daransetzen wollen, dass Ja<br />
zum Kind gesagt wird und dass wir nicht den<br />
Weg über PID gehen; denn dieser Weg bedeutet<br />
Nein zum Leben. – Herzlichen Dank.