MK_Bericht der BGS - CDU Deutschlands
MK_Bericht der BGS - CDU Deutschlands
MK_Bericht der BGS - CDU Deutschlands
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das Leben ist unverfügbar 21<br />
Dr. Rolf Koschorrek<br />
Frau Bundeskanzlerin! Liebes Tagungspräsidium!<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Liebe Damen und Herren im Saal!<br />
Auch ich will als Mediziner versuchen, meine medizinischen<br />
Kenntnisse ein wenig in den Hintergrund<br />
zu stellen, und auf das Thema zurückkommen,<br />
um das es eigentlich geht. Wir befassen uns<br />
heute Morgen viel mit theoretischen Fragen, damit,<br />
was rechtlich geht, was medizinisch möglich<br />
ist, was wir vor o<strong>der</strong> nach Problemen in <strong>der</strong><br />
Schwangerschaft machen. Ich würde aber doch<br />
empfehlen, den Fokus wesentlich mehr auf die<br />
Betroffenen und auf Notsituationen zu richten.<br />
Es gibt Notsituationen nicht nur bei den Frauen,<br />
die während ihrer Schwangerschaft Probleme bekommen.<br />
Diese Notsituationen gibt es natürlich<br />
auch im Vorfeld von Schwangerschaften bei denen,<br />
die sich vergebens darum bemüht haben,<br />
sich ihren Kin<strong>der</strong>wunsch zu erfüllen, und denen<br />
medizinische Forschung nun einen Weg aufzeigt,<br />
sich diesen Wunsch zu erfüllen. Es gibt aber auch<br />
Notsituationen bei den Medizinern, die bei Untersuchungen<br />
<strong>der</strong> Dinge, die in den Mutterleib<br />
eingepflanzt werden sollen, möglicherweise Anzeichen<br />
von Schädigungen erkennen. Wie soll <strong>der</strong><br />
Mediziner mit dieser ethischen Not fertig werden?<br />
Auch diese Fragestellung bitte ich an<strong>der</strong>s zu<br />
bewerten, als es <strong>der</strong> Kollege Liese eben getan hat.<br />
Wir tun so, als ob wir PID verbieten könnten. Wir<br />
werden sie nicht verbieten können. Nahezu in allen<br />
Län<strong>der</strong>n um uns herum ist PID tägliche Praxis.<br />
Das kann man gut finden, das kann man schlecht<br />
finden. Man kann insbeson<strong>der</strong>e die rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen, die PID in manchen Län<strong>der</strong>n<br />
eingeräumt wurden, kritisieren. Deswegen<br />
werbe ich vehement dafür, dass wir uns die<br />
Mühe machen, PID in Deutschland zu etablieren,<br />
allerdings in einem klar umfassten Rechtsrahmen.<br />
Diese Mühe muss sich <strong>der</strong> Deutsche Bundestag<br />
als Gesetzgeber machen und gemeinsam<br />
mit <strong>der</strong> Ärzteschaft die Grenzen für PID in<br />
Deutschland definieren, und zwar so, dass sich<br />
kein PID-Tourismus in Län<strong>der</strong> entwickelt, wo es<br />
an<strong>der</strong>e Rahmenbedingungen gibt als die, die wir<br />
hier in Deutschland selbst bestimmen können.<br />
Wir werden im Deutschen Bundestag in den nächs -<br />
ten Monaten Debatten zu diesem Thema führen.<br />
Wir werden auch Entscheidungen treffen. Ich werbe<br />
dafür, dass Sie uns Bundestagsabgeordneten<br />
ermöglichen, selbst entscheiden zu können. Im<br />
Bundestag werden wir ganz an<strong>der</strong>s, als es hier<br />
möglich ist, ausführliche Anhörungen mit Wissenschaftlern<br />
und Betroffenen, aber auch mit Ethikern,<br />
die uns mit Rat und Tat zur Seite sowie Rede<br />
und Antwort stehen, durchführen können. Wir<br />
werden uns dies sicherlich nicht leicht machen. Ich<br />
bin aber zusammen mit den Kollegen Peter Hintze,<br />
Katherina Reiche, Ulla Heinen und an<strong>der</strong>en, die<br />
in dieser Sache auch in meine Richtung argumentiert<br />
haben, <strong>der</strong> Meinung, dass wir uns dieser Verantwortung<br />
sowieso stellen müssen, ganz egal,<br />
welches Votum dieser Parteitag heute fällt.<br />
Ich bin, an<strong>der</strong>s als <strong>der</strong> Kollege Liese eben, auch<br />
<strong>der</strong> Meinung, dass ein Grundsatzprogramm einer<br />
Partei nichts Ehernes ist. Wenn eine gesellschaftliche<br />
Debatte angestoßen wurde, wodurch<br />
auch immer – in diesem Fall durch ein Gerichtsurteil<br />
–, und sich weiterentwickelt, dann müssen<br />
wir auch die Festlegungen aus einem Grundsatzprogramm<br />
wie<strong>der</strong> hernehmen und das eine o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e auch infrage stellen dürfen, so, wie wir<br />
das gestern bei <strong>der</strong> Wehrpflicht getan haben,<br />
und so, wie wir es letztlich auch heute machen,<br />
indem wir in dieser Debatte zeigen, dass wir bereit<br />
sind, über diesen Punkt in unserem Grundsatzprogramm<br />
zumindest zu diskutieren.<br />
Ich werbe als Arzt, als Mitglied des Bundestages<br />
und auch als zuständiges Mitglied im Gesundheitsausschuss<br />
des Deutschen Bundestages ganz<br />
eindeutig dafür, dass wir uns heute hier gemeinsam,<br />
hoffentlich mit großer Mehrheit, für die Variante<br />
eins entscheiden, um dann mit allen gesellschaftlichen<br />
Kräften unter Wahrnehmung unserer<br />
politischen Verantwortung offen über dieses Thema<br />
diskutieren zu können. – Danke schön.