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Auseinandersetzungen mit der Liebe - TOBIAS-lib - Universität ...

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Metaerzählungen“ 5 bestimmt. In seiner Abhandlung Das postmo<strong>der</strong>ne Wissen postuliert Jean-<br />

François Lyotard, daß das wissenschaftliche Wissen in <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne über Formen <strong>der</strong><br />

Narration Kohärenz erlangt und so legitimiert wird. „Lyotard calls the sets of rules that<br />

determine the legitimacy of particular forms of narrative ‘metanarratives’, and argues that<br />

these metanarratives provide criteria that allow one to judge which ideas and statements are<br />

legitimate, true and ethical for each different form of narrative.“ 6 Er unterscheidet dabei zwei<br />

‘große Erzählungen’ als „Varianten <strong>der</strong> Legitimierungserzählung“ 7 , das emanzipatorische und<br />

das spekulative Modell. Ersteres bezeichnet eine Ideologie <strong>der</strong> Aufklärung <strong>mit</strong> ihrem Glauben<br />

an Fortschritt sowie Freiheit und Selbstbestimmung des Menschen, das zweite die reflexive<br />

Selbsterkenntnis und Weiterentwicklung des sich selbst erkennenden Geistes nach Art des<br />

deutschen Idealismus, <strong>der</strong> eine Idee von Vernunft als übergeordnetes Prinzip propagiert.<br />

Diese großen Erzählungen sind es, die als Ideologien und darüber ver<strong>mit</strong>telte Ideale die<br />

Mo<strong>der</strong>ne wesentlich prägen. „Bringing together all of the different narrative and<br />

metanarrative forms of a particular culture, grand narratives produce systematic accounts of<br />

how the world works, how it develops over history, and the place of human beings within it.<br />

Put simply, grand narratives construct accounts of human society and progress.“ 8 Während<br />

diese Welterklärungsmodelle in Form von weltanschaulichen, politischen o<strong>der</strong> metaphysischen<br />

Systemen in <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne für Stabilität sorgen sollten, können sie in einer<br />

postmo<strong>der</strong>nen Gesellschaft, in <strong>der</strong> eine Überfülle von Informationen ständig zirkuliert, keine<br />

unbedingte Geltung mehr für sich beanspruchen. „Man kann vernünftigerweise annehmen,<br />

daß die Vervielfachung <strong>der</strong> Informationsmaschinen die Zirkulation <strong>der</strong> Erkenntnisse ebenso<br />

betrifft und betreffen wird, wie die Entwicklung <strong>der</strong> Verkehrs<strong>mit</strong>tel zuerst den Menschen<br />

(Transport) und in <strong>der</strong> Folge die Klänge und Bil<strong>der</strong> (Medien) betroffen hat.“ 9 Wissen wird<br />

zunehmend fragmentiert und zugleich vervielfältigt; die da<strong>mit</strong> unüberschaubare Informationsfülle<br />

bringt es <strong>mit</strong> sich, daß es keine eindeutige Vorgabe zur Orientierung mehr geben kann:<br />

„Der Rekurs auf die großen Erzählungen ist ausgeschlossen.“ 10<br />

Elam, Romancing the Postmo<strong>der</strong>n (London: Routledge, 1992) 8-12 sowie Simon Malpas, „Introduction: The<br />

Plurality of the Postmo<strong>der</strong>n,“ The Postmo<strong>der</strong>n (London: Routledge, 2005) 1-10. Für diese Arbeit werden nur<br />

diejenigen Aspekte von postmo<strong>der</strong>nistischen Theoriebildungen herausgegriffen, die für die Entwicklung des<br />

Arguments notwendig und hilfreich sind. Eine umfassende Darstellung dessen, was als ‘postmo<strong>der</strong>n’ gilt bzw.<br />

gelten könnte, soll und will hier nicht geleistet werden.<br />

5<br />

Jean-François Lyotard, Das postmo<strong>der</strong>ne Wissen: Ein Bericht (1979; Graz: Böhlau, 1986) 14.<br />

6<br />

Simon Malpas, The Postmo<strong>der</strong>n, a.a.O. 37. Vgl. Lyotard 87-95, „Die narrative Funktion und die Legitimierung<br />

des Wissens“.<br />

7<br />

Lyotard 96, vgl. 96-111, „Die Erzählungen von <strong>der</strong> Legitimierung des Wissens“. Siehe auch Malpas 38.<br />

8<br />

Malpas 37. Vgl. auch 38: „The point here is that the development of knowledge is seen as a tool to improve the<br />

human condition, help people to un<strong>der</strong>stand their place in the world and emancipate them from prejudice,<br />

oppression and ignorance.“<br />

9<br />

Lyotard 22. Vgl. auch 19-29.<br />

10<br />

Lyotard 175.<br />

2

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