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Auseinandersetzungen mit der Liebe - TOBIAS-lib - Universität ...

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etween parts that could not cohere unless they were good for one another. From this Plato<br />

concludes that what is truly beautiful must be good and what is truly good must be<br />

beautiful.“ 32 In <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong> besteht die Möglichkeit, über die Betrachtung individueller<br />

Schönheit stufenweise bis zur Erkenntnis <strong>der</strong> absoluten Schönheit bzw. <strong>der</strong> Essenz des Guten<br />

vorzudringen (vgl. Sym 210a-212a). Dabei geht Platon davon aus, daß die Erfahrung <strong>der</strong><br />

Vielfalt von individueller leiblicher Schönheit einen <strong>Liebe</strong>nden dazu bringt, nicht mehr die<br />

einzelne Person, son<strong>der</strong>n die Schönheit des Körpers an sich zu lieben. In <strong>der</strong> Folge erkennt<br />

<strong>der</strong> <strong>Liebe</strong>nde die Nichtigkeit <strong>der</strong> äußeren Schönheit im Vergleich zur Schönheit <strong>der</strong> Seele. In<br />

einem weiteren Entwicklungsschritt wird sich <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong>nde <strong>der</strong> Schönheit in sozialen<br />

Errungenschaften und Institutionen des gemeinschaftlichen Lebens und da<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Erfor<strong>der</strong>nisse<br />

„zur schönen Lebensführung“ (Sym 211c) bewußt. Über die Erfahrung <strong>der</strong> Schönheit in<br />

den Wissenschaften und Geistesleistungen wird schließlich die letzte Stufe des <strong>Liebe</strong>sstrebens<br />

erreicht: die Erkenntnis des Urschönen bzw. -guten selbst, das dem <strong>Liebe</strong>nden Anteil am<br />

Göttlichen verleiht.<br />

<strong>Liebe</strong>n ist demnach „die Suche nach <strong>der</strong> Schönheit, genauer: nach dem Ideal, <strong>der</strong> Perfektion<br />

von Schönheit [...], wobei ‘Schönheit’ jede Art von Vollkommenheit meint, nicht nur die<br />

körperliche.“ 33 Hier besteht ein Zusammenhang zur platonischen Ideenlehre, was im Phaidros<br />

verdeutlicht wird. Dort beschreibt Platon die Seele als geflügeltes Pferdegespann <strong>mit</strong><br />

Wagenlenker, dem noch im Zustand <strong>der</strong> Präexistenz <strong>der</strong> Anblick des „überhimmlischen<br />

Raum[s]“ (Phai 247c) und da<strong>mit</strong> des Wesens <strong>der</strong> Dinge, <strong>der</strong> Ideen, erlaubt wird. Ebbersmeyer<br />

faßt den Mythos prägnant zusammen:<br />

Die Seelen [...] lebten vor ihrem Nie<strong>der</strong>fall auf die Erde bei den Göttern, teilten<br />

<strong>der</strong>en seliges Leben und schauten den Glanz <strong>der</strong> göttlichen Schönheit. Gingen den<br />

Seelen <strong>der</strong> Menschen aus Nachlässigkeit o<strong>der</strong> Trägheit die Fe<strong>der</strong>n aus, fielen sie<br />

auf die Erde und wurden Menschen. Wenn sie nun auf Erden einen schönen<br />

Menschen erblickten, so seien sie entzückt – im Mythos gesprochen bräche ihnen<br />

das Gefie<strong>der</strong> aus –, obgleich sie noch nicht wüßten, daß dieser Anblick sie an die<br />

vormals geschaute göttliche Schönheit erinnerte. 34<br />

Dieser Enthusiasmus, <strong>der</strong> sich auf die Erkenntnis des Schönen richtet, ist als eine Art<br />

himmlischen Wahnsinns als gottgegeben legitimiert.<br />

Wenn nämlich ein Mensch beim Anblick <strong>der</strong> irdischen Schönheit sich <strong>der</strong> wahren<br />

erinnert, so daß ihm die Flügel wachsen und er die Flügel regt in <strong>der</strong> Sehnsucht,<br />

sich aufzuschwingen – er aber hat nicht die Kraft dazu und blickt gleich wie ein<br />

32 Irving Singer, The Nature of Love 1: Plato to Luther (New York: Random House, 1966) 56f.<br />

33 Günter Burkart, „Auf dem Weg zu einer Soziologie <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong>,“ <strong>Liebe</strong> am Ende des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts: Studien<br />

zur Soziologie intimer Beziehungen, hg. Kornelia Hahn und Günter Burkart (Opladen: Leske & Budrich, 1998)<br />

16f.<br />

34 Sabrina Ebbersmeyer, „Die platonische Theorie <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong>,“ Sinnlichkeit und Vernunft. Studien zur Rezeption<br />

und Transformation <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong>stheorie Platons in <strong>der</strong> Renaissance (München: Fink, 2002) 26. Zur Darstellung<br />

des Mythos vgl. Phai 246a-247e.<br />

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