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Auseinandersetzungen mit der Liebe - TOBIAS-lib - Universität ...

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Wochen nach dem Selbstmord seiner ersten Frau Harriet – eine Unvereinbarkeit, die Shelley<br />

in <strong>der</strong> Unbedingtheit seiner <strong>Liebe</strong> zu Mary allerdings gar nicht als solche erscheinen mag.<br />

Neben seinen komplexen Beziehungen zu Frauen ist auch Shelleys Jugendfreund Hogg ein<br />

relevanter Faktor in seinem <strong>Liebe</strong>sleben. Gilmour stellt Hogg als Shelleys erste große <strong>Liebe</strong><br />

dar: „[T]he relationship was non-carnal, [...] but it had sexual ramifications or implications.“<br />

148 Shelley ist einerseits bereit, ‘seine’ Frauen <strong>mit</strong> Hogg zu teilen, an<strong>der</strong>erseits läßt sich<br />

in den entstehenden Dreiecken auch das uneingestandene homoerotische Begehren kanalisieren.<br />

149 Trotz <strong>der</strong> engen Beziehung zu Hogg ist Shelleys <strong>Liebe</strong>sideal letztlich heterosexuell.<br />

„[H]e regarded physical homosexual relations as ‘detestable’,“ 150 was z.B. deutlich in seiner<br />

Abwertung des <strong>Liebe</strong>skonzepts <strong>der</strong> alten Griechen im Fragment „A Discourse on the Manners<br />

of the Ancients“ zum Ausdruck kommt. 151 Dabei nimmt er diese <strong>Liebe</strong>sbeziehungen durchaus<br />

ernst; er beanstandet allerdings das misogyne Frauenbild <strong>der</strong> Antike, infolgedessen die Frauen<br />

wie Sklaven behandelt werden und so<strong>mit</strong> kein geeignetes <strong>Liebe</strong>sobjekt darstellen: „[T]he<br />

Greeks were deprived of [love’s] legitimate object“ („A Discourse“ 228). Eine Anerkennung<br />

<strong>der</strong> Geschlechtergleichheit, wie sie z.B. von William Godwin, dessen Werk großen Einfluß<br />

auf Shelleys Denken ausübt, und dessen Frau Mary Wollstonecraft propagiert wird, stellt<br />

Shelley dagegen als „great benefit“ („A Defence of Poetry“ 691) heraus. 152 Eine<br />

Ebenbürtigkeit <strong>der</strong> Partner in <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong>sbeziehung ist für Shelley unabdingbar: „[Love] is<br />

there most pure, perfect, and unli<strong>mit</strong>ed, where its votaries live in confidence, equality, and<br />

unreserve“ („Notes to Queen Mab“ 76). Dabei sollen die Partner einan<strong>der</strong> vor allem auch<br />

intellektuell gewachsen sein. So verläßt Shelley die schwangere Harriet <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Begründung:<br />

„Every one who knows me must know that the partner of my life should be one who can feel<br />

poetry and un<strong>der</strong>stand philosophy. Harriet is a noble animal, but she can’t do neither.“ 153<br />

Shelley postuliert die Existenz eines sogenannten „antitype“ („On Love“ 632), eines Partners<br />

also, <strong>der</strong> zwar einerseits <strong>der</strong> eigenen Person ähnlich ist, sie aber an<strong>der</strong>erseits auch zur<br />

Vollkommenheit ergänzt. „The Shelleyan antitype supplements the self by filling an interior<br />

148 Gilmour 135.<br />

149 So erzählt Shelley <strong>der</strong>art enthusiastisch von seiner Schwester Elizabeth, daß Hogg sich in diese verliebt. Dazu<br />

Gilmour 135f: „For Hogg to fall in love and desire to live with somebody whom he had never met or even seen<br />

was surely an extension or transfer of his feelings for Shelley, while Shelley’s encouragement of Hogg’s love of<br />

Elizabeth was similarly an extension or transfer of his feelings for Hogg and, probably, of his incestuous platonic<br />

feelings for his sister whom he strikingly resembled.“ Zu Shelleys „erotic triangulation“ siehe auch Kelley 21,<br />

25.<br />

150 Gilmour 278.<br />

151 Vgl. Percy Bysshe Shelley, „A Discourse on the Manners of the Ancients. Relative to the Subject of Love. A<br />

Fragment,“ The Complete Works of Percy Bysshe Shelley, Vol. VII (London: Ernest Benn; New York: Gordian<br />

Press, 1965) 227-229. Im folgenden „A Discourse“.<br />

152 Shelleys zweite Frau Mary Godwin ist die Tochter von William Godwin und Mary Wollstonecraft.<br />

153 Kelley 24 zitiert Thomas Love Peacock, Memoirs of Shelley, with Shelley’s Letters to Peacock, ed. H. F. B.<br />

Brett-S<strong>mit</strong>h (London: Henry Frowde, 1909) 336.<br />

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