Auseinandersetzungen mit der Liebe - TOBIAS-lib - Universität ...
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Einstellungen zweier Personen (kognitive Konsistenz) o<strong>der</strong> über eine Kosten-Nutzen-Analyse<br />
von Beziehungsinvestitionen. Zudem werden Skalen und Modelle entwickelt, um die Intensität<br />
von <strong>Liebe</strong> zu er<strong>mit</strong>teln und sie von Konzepten des ‘Mögens’ o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en engen Beziehungen<br />
wie Freundschaften abzugrenzen. Neben dieser quantitativen Darstellung wird auch eine eher<br />
qualitative Typologie von verschiedenen Arten des <strong>Liebe</strong>ns erstellt. 191<br />
Die quantitativen Untersuchungen <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong> gehen insbeson<strong>der</strong>e auf die empirischen Arbeiten<br />
von Zick Rubin ab Ende <strong>der</strong> 1960er Jahre zurück. Rubin hat sich zum Ziel gesetzt, das<br />
Phänomen meßbar zu machen, und will da<strong>mit</strong> auch eine Differenzierung zwischen <strong>Liebe</strong>n<br />
(‘loving’) und Mögen (‘liking’) vornehmen. 192 Rubin definiert seinen <strong>Liebe</strong>sbegriff als „that<br />
sort of love that may exist between unmarried, opposite-sex partners“ (Rubin 212), um diese<br />
Form <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong> von an<strong>der</strong>en Arten wie z.B. <strong>der</strong> Elternliebe abzugrenzen. Seine Arbeit bleibt<br />
so<strong>mit</strong> in einem heteronormativen Rahmen. Nach Rubins Annahme setzt sich <strong>Liebe</strong> aus drei<br />
wesentlichen Komponenten zusammen, nämlich ‘need’, dem Bedürfnis nach Nähe und<br />
Fürsorge, ‘care’, <strong>der</strong> altruistischen Hingabe bzw. Hilfe, und ‘intimacy‘, also gegenseitiger<br />
Vertrautheit und Bindung (vgl. Rubin 213f). Mögen hingegen zeichnet sich vor allem durch<br />
Respekt und Anerkennung aus. Rubin nimmt an, daß beide Phänomene zwar korrelieren, aber<br />
letztlich doch verschieden sind, also nicht unterschiedliche Intensitätsgrade <strong>der</strong>selben<br />
Erscheinung (vgl. Rubin 214f). 193 Auf dieser Grundlage werden zwei Skalen zum <strong>Liebe</strong>n und<br />
Mögen ausgearbeitet, bestehend aus „items reflecting aspects of one person’s attitudes toward<br />
a particular other person. The items span[...] a wide range of thoughts, feelings, and<br />
behavioral predispositions“ (Rubin 215). So enthält die Skala zum <strong>Liebe</strong>n Aussagen wie „I<br />
feel that I confide in ___ about virtually everything“ o<strong>der</strong> „If I were lonely, my first thought<br />
would be to seek ___ out“, die Mögen-Skala beispielsweise „I have great confidence in ___’s<br />
good judgement“ und „Most people would react favorably to ___ after a brief acquaintance“<br />
191 Siehe hierzu neben den im folgenden näher ausgeführten Arbeiten Duncan Cramer, Close Relationships: The<br />
Study of Love and Friendship (London: Arnold, 1998); Manfred Amelang, Hans-Joachim Ahrens und Hans<br />
Werner Bierhoff, Hg., Attraktion und <strong>Liebe</strong>: Formen und Grundlagen partnerschaftlicher Beziehungen, a.a.O.,<br />
darin insbeson<strong>der</strong>e Amelang, „Einstellungen zu <strong>Liebe</strong> und Partnerschaft: Konzepte, Skalen und Korrelate,“ 153-<br />
196 sowie Gerold Mikula und Wolfgang Stroebe, „Theorien und Determinanten <strong>der</strong> zwischenmenschlichen<br />
Anziehung,“ 61-104; Kenneth S. Pope, ed., On Love and Loving: Psychological Perspectives on the Nature and<br />
Experience of Romantic Love (San Francisco: Jossey-Bass, 1980) sowie Robert J. Sternberg, „The Composition<br />
of Cupid’s Arrow: What Is Love?“ Cupid’s Arrow: The Course of Love through Time (Cambridge: Cambridge<br />
University Press, 1998) 3-49.<br />
192 Vgl. Zick Rubin, „The Nature of Love: A Researcher’s Odyssey,“ Liking and Loving: An Invitation to Social<br />
Psychology (New York: Holt, Rinehart and Winston, 1973) 211-239. Zitate sind im folgenden <strong>mit</strong> dem Namen<br />
des Verfassers bezeichnet.<br />
193 Zur Kritik dieser Auffassung siehe Cramer 16f. Cramer führt hier Untersuchungsergebnisse an, die nahelegen,<br />
daß <strong>Liebe</strong>n und Mögen durchaus verschiedene Zuneigungsintensitäten auf <strong>der</strong>selben Skala beschreiben.<br />
Er schlägt stattdessen ‘<strong>Liebe</strong>’ und ‘Respekt’ zur Bezeichnung <strong>der</strong> beiden Kategorien vor.<br />
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