OST trifft WEST - Aktuell ASIA
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Wirtschaft China<br />
Der Weg zum<br />
chinesischen Festland<br />
Hongkong ist laut „Index der Wirtschaftsfreiheiten“ zum<br />
14. Mal in Folge zur Region mit der weltweit freiesten<br />
Wirtschaft gekürt worden. In den Bereichen Handels- und<br />
Arbeitsfreiheit, Geschäftsführung, Unabhängigkeit von der<br />
Regierung, finanzieller Freiheit und Eigentumsrecht erfüllt<br />
Hongkong demnach eine Vorbildfunktion, doch wodurch<br />
besticht der Wirtschaftsstandort Hongkong konkret?<br />
Die Attraktivität der ehemaligen Kolonie Großbritanniens<br />
fußt vor allem auf ihrer autonomen und liberalen Marktwirtschaft.<br />
Anders als von vielen Skeptikern prophezeit hatte der<br />
Souveränitätsübergang an China am 1. Juli 1997 keinerlei<br />
negative Konsequenzen für die Unabhängigkeit der Hongkonger<br />
Wirtschaft. Hongkongs Stellung als chinesische<br />
Sonderverwaltungsregion ist durch die Formel „Ein<br />
Land, zwei Systeme“, die 1984 vom damaligen chinesischen<br />
Staats- und Parteichef Deng Xiaoping und<br />
den britischen Kolonialherren entwickelt wurde, bis<br />
zum Jahr 2047 definiert. Und bisher respektiert das<br />
kommunistische Mutterland diesen Status. „Ein Land, zwei<br />
Systeme“ besagt, dass Hongkong bis 2047 sein demokratisches<br />
marktwirtschaftliches System beibehalten und als autonomes<br />
Zoll- und Steuergebiet mit eigener marktwirtschaftlicher<br />
Finanz- und Wirtschaftsordnung, Haushaltsautonomie und<br />
unabhängigem Währungssystem frei von China agieren kann.<br />
Dieses Konzept wurde inzwischen auch auf Macao übertragen<br />
und auch andere Regionen könnten unter diesem Motto der<br />
Volksrepublik beitreten.<br />
Hongkongs Wirtschaft hat seit den 1980er Jahren einen enormen<br />
Strukturwandel durchlebt. Hongkong hat seine traditio-<br />
Hongkongs Rolle als eingangstoR CHinas<br />
nelle Rolle als Umschlagplatz durch enorme Investitionen<br />
ausgebaut und dient heute als Hauptkanal für den Handel mit<br />
und Kapitalanlagen in Festlandchina. Während früher der<br />
Fokus hauptsächlich auf der Herstellung von Konsumgütern<br />
in Form von Textilien und Elektronik lag, konzentriert sich<br />
ein Großteil der Hongkonger Wirtschaft nun auf den Dienstleistungssektor.<br />
Insbesondere in der Telekommunikations- und<br />
IT-Branche gibt Hongkong Standards vor. Das Arbeitskräftepotenzial<br />
Hongkongs liegt bei circa 3,6 Millionen Personen,<br />
wovon 23 Prozent im Industriebereich und etwa 70 Prozent in<br />
der Dienstleistungsbranche tätig sind.<br />
Die produzierten Waren, wie beispielsweise Bekleidung,<br />
„Tor zur Welt“-Charakter für<br />
festlandchinesische Unternehmen<br />
Uhren und Spielzeug, werden überwiegend exportiert. Der<br />
Außenhandel, der sich größtenteils aus Reexporten von und<br />
nach Festlandchina zusammensetzt, stellt den bedeutendsten<br />
Wirtschaftszweig dar. Seit Jahren wächst dieser Sektor mit<br />
zweistelligem Prozentwert.<br />
Dank des umschlagmäßig zweitgrößten Container- und größten<br />
Frachtflughafens der Welt werden etwa ein Fünftel des<br />
chinesischen Außenhandels und rund 80 Prozent der Ausfuhren<br />
der Nachbarprovinz Guangdong über Hongkong abgewickelt.<br />
Ebenso hat das wirtschaftliche Interesse an Festlandchina<br />
zugenommen.<br />
Seite 28 aktuell <strong>ASIA</strong> 03/2008