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OST trifft WEST - Aktuell ASIA

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Grenzverlaufs bis 2008 beigelegt werden. Diese Vermessungen<br />

sollen auch im Golf von Tonkin zusammen mit den Philippinen<br />

in freundschaftlicher Weise erfolgen.<br />

Inzwischen haben sich die Beziehungen beider Länder weiter<br />

vertieft. Im September letzten Jahres trafen sich Zeng Qinghong,<br />

Vizepräsident Chinas, und Truong Tan Sang, Mitglied des Politbüros<br />

der Kommunistischen Partei Vietnams, in Beijing. Dabei<br />

sagte Zeng, dass eine Zeit der langfristigen Kooperation und<br />

Stabilität angebrochen sei. Stabilitätsgrundlage bildet dabei die<br />

wirtschaftliche Kooperation. So hat in der ersten Jahreshälfte<br />

2007 das Handelsvolumen den Wert von 6,7 Milliarden US-<br />

Dollar betragen. Doch ist die Bilanz keineswegs ausgeglichen.<br />

Vietnam importiert mehr Waren aus China als es dorthin exportiert.<br />

Generell sind Vietnams Importe höher als seine Exporte.<br />

Ganz frei von Schatten sind die Beziehungen zwischen den<br />

beiden kommunistischen Ländern dennoch nicht. Seit Jahren<br />

streiten sich die Staaten um Gebietsrechte in der südchinesischen<br />

See. Während des zweiten Treffens des Kooperationskomitees<br />

im Januar dieses Jahres gab Staatsratsmitglied Tang Jiaxuan<br />

zusammen mit dem vietnamesischen Vizepremier und Außenminister<br />

Pham Gia Khiem bekannt, die Unstimmigkeiten zu<br />

aktuell <strong>ASIA</strong> 03/2008<br />

Wirtschaft Vietnam<br />

Besitzansprüchen einzelner Inseln im südchinesischen Meer<br />

beizulegen. Die beiden Staatsmänner einigten sich neben der<br />

Verfestigung der wirtschaftlichen Kooperation auch darauf, den<br />

Terrorismus im Grenzgebiet gemeinsam zu bekämpfen. Dabei<br />

sollen vor allem grenzübergreifende Straftaten verfolgt und den<br />

Schmugglern die Hände gebunden werden. Während dieses<br />

Treffens betonte Pham, dass Vietnam die chinesische Politik des<br />

„Ein Land, zwei Systeme“ unterstütze und dass Taiwan zum chinesischen<br />

Gebiet gehöre. Jedwede Form der Unabhängigkeitsbestrebungen<br />

Taiwans lehnte Pham ebenso ab wie den Wunsch der<br />

Insel, in die Vereinten Nationen aufgenommen zu werden.<br />

Dass die wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder sich im<br />

Aufschwung befinden, konnte auch der vietnamesische Premierminister<br />

Nguyen Tan Dung bestätigen, als er im vergangenen<br />

Oktober am China-Vietnam Investment Operation Forum<br />

in Nanning teilnahm. Über 450 Teilnehmer zählte das Forum,<br />

das sich mit den Verbesserungen der bilateralen Investitionsmöglichkeiten<br />

befasste. Bereits vor Vietnams Beitritt zur WTO<br />

vergangenes Jahr wurde China zum größten Handelspartner<br />

und zum größten ausländischen Investor. Insgesamt über 190<br />

Millionen US-Dollar haben chinesische Unternehmen in den<br />

ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres in das südliche<br />

Nachbarland investiert. Das Handelsvolumen steigt jährlich<br />

und überschritt im Jahre 2006 die 10-Milliarden-US-Dollar-<br />

Schwelle. In den ersten drei Quartalen 2007 stieg es sogar auf<br />

10,35 Milliarden US-Dollar an. Nach dem Anstieg um nahezu<br />

45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entfällt Chinas größtes<br />

Handelsvolumen unter allen Staaten der ASEAN auf Vietnam.<br />

Auch die Kooperation auf dem Aus- und Fortbildungssektor trägt<br />

inzwischen Früchte: China hat insgesamt über 1.400 Beamte und<br />

technisches Personal aus Vietnam ausgebildet. Chinas Interessen<br />

sind dabei deutlich zu spüren: die Versorgung mit kostengünstigen<br />

Rohstoffen, Energie und billigen Konsumgütern. Während<br />

China die win-win-Situation betont, bemerkt Vietnam dabei<br />

deutlich die Einflussnahme des großen Nachbarn. Was als „Two<br />

corridors, one circle“ bezeichnet wird, stellt sich zunehmend als<br />

Abhängigkeitsverhältnis heraus. „Two corridors, one circle“<br />

ist eine Umschreibung der engen Zusammenarbeit zwischen<br />

Yunnan Provinz (erster Korridor), Guanxi autonomes Gebiet<br />

(zweiter Korridor) und den Provinzen Guangdong und Hainan<br />

(Zirkel) mit den Ländern Vietnam, Laos, Kambodscha und Thailand.<br />

Im Rahmen dieser „Two corridors, one circle“ wurden<br />

in Vietnam zwei 600-MW-Kohlekraftwerke errichtet, die den<br />

südchinesischen Provinzen Elektrizität liefern. Auch das Öl der<br />

südchinesischen See sowie Aluminium Vietnams stehen auf dem<br />

Wunschzettel Chinas. Gleichzeitig exportiert Vietnams Norden<br />

jährlich 560.000 Tonnen Kohle nach China.<br />

Die sino-vietnamesischen Beziehungen werden sich auch<br />

zukünftig intensivieren. Mit der Institutionalisierung von jährlichen<br />

Treffen wird China auch in der nahen Zukunft seine<br />

Einflusssphäre auf den südlichen Nachbarn ausdehnen. Chinas<br />

Bestrebungen, von Vietnam kostengünstig Rohstoffe und Energie<br />

zu beziehen und Vietnams Hoffnung, von der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung Chinas zu lernen, werden die Beziehungsintensivierung<br />

als win-win-Situation aussehen lassen.<br />

Von nick Burg<br />

Seite 37<br />

schwerpunkt Vietnam

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