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Praktische Theologie - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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Vernunft" wird definiert als "diejenige, welche die Prinzipien, etwas schlechthin<br />

a priori zu erkennen, enthält". 73 Erkenntnis wiederum, die diese reine Vernunft<br />

zum Gegenstand hat, d.h. also "sich nicht so wohl mit Gegenständen, sondern<br />

mit unserer Erkenntnisart von Gegenständen, so fern diese a priori möglich<br />

sein soll, überhaupt beschäftigt", wird "transzendental" genannt. 74<br />

Die transzendentale Vernunftkritik ist noch nicht die Transzendental-Philosophie<br />

als Ganzes. Sie ist sozusagen nur der Bauplan. Ihr obliegt es, die Quellen<br />

und Grenzen der reinen Vernunft zu beurteilen und ihre Prinzipien zu definieren.<br />

Insofern ist sie nicht mehr als die Propädeutik zu einem später zu erstellenden<br />

"System" bzw. einer "Doktrin" der reinen Vernunft, die dann nicht nur alle<br />

Stammbegriffe aufzählt, sondern sie auch ausführlich analysiert.<br />

Kant unterscheidet zwei "Stämme" der menschlichen Erkenntnis. "Sinnlichkeit"<br />

ist das Vermögen, physische Reize aus der Objektwelt umzuwandeln in<br />

Vorstellungen. Vermittels der Sinnlichkeit werden uns Gegenstände "gegeben",<br />

d.h. sie liefert uns "Anschauungen". Der "Verstand" ist das Vermögen,<br />

Gegenstände zu denken bzw. Begriffe zu bilden. Der Verstand kann die von der<br />

Sinnlichkeit gelieferten Vorstellungen identifizieren, d.h. sie in einen<br />

Zusammenhang einordnen, er kann aber auch selbst Vorstellungen<br />

hervorbringen. 75 Erkenntnis entsteht erst aus der Vereinigung dieser beiden<br />

Stämme. "Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind<br />

blind." 76<br />

Gemäß dieser Unterscheidung gliedert Kant nun seine "transzendentale Elementarlehre"<br />

in "transzendentale Ästhetik" (= "Wissenschaft der Regeln der<br />

Sinnlichkeit überhaupt") und "transzendentale Logik" (= "Wissenschaft der<br />

Verstandesregeln überhaupt"). 77<br />

Die Aufgabe der transzendentalen Ästhetik ist es, alle "Prinzipien der Sinnlichkeit<br />

a priori" zu bestimmen. 78 Die Verfahrensweise besteht darin, zunächst<br />

die Sinnlichkeit von allen Vermischungen mit Produkten der Verstandestätigkeit<br />

zu befreien. Von der so isolierten empirischen Anschauung wird dann jegliches<br />

mit der Erfahrung zusammenhängende Element abgetrennt, so daß am Schluß<br />

die "reine" Vorstellung oder Anschauung übrigbleibt.<br />

Die transzendentale Logik beschäftigt sich nicht mit Erkenntnissen a priori<br />

schlechthin, sondern nur mit denen, "dadurch wir erkennen, daß und wie<br />

gewisse Vorstellungen (Anschauungen oder Begriffe) lediglich a priori<br />

angewandt werden, oder möglich sein". 79 Ihre Aufgabe ist es, "den Ursprung,<br />

den Umfang und die objektive Gültigkeit solcher Erkenntnisse" zu bestimmen. 80<br />

Die transzendentale Logik zerfällt in zwei Teile: Der "transzendentalen<br />

Analytik" obliegt es, das gesamte Erkenntnisvermögen a priori so zu zerglie-<br />

73<br />

Ebd., 62.<br />

74<br />

Ebd., 63.<br />

75<br />

Vgl. ebd., 69.<br />

76<br />

Ebd., 98.<br />

77<br />

Ebd.<br />

78<br />

Ebd., 70.<br />

79<br />

Ebd., 101.<br />

80<br />

Ebd., 102.<br />

47

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