wenn ich an uns denke … kommt's mir vor, als ob das ... - Burgtheater
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Martin Wuttke und Sophie Rois<br />
Stef<strong>an</strong> Wiel<strong>an</strong>d und Caroline Peters<br />
Sachiko Hara, Sophie Rois und Caroline Peters<br />
M: Aber <strong>ich</strong> bin Dr. J<strong>an</strong>e Goodall! Ich bin<br />
kein Schimp<strong>an</strong>se. Hier liegt eine Verwechslung<br />
<strong>vor</strong>. Andererseits, mein Hund hat einen<br />
längeren Stammbaum <strong>als</strong> <strong>ich</strong>. Die<br />
Grenze zwischen Mensch und Tier ist hier<br />
im Moment zieml<strong>ich</strong> durchtrieben.<br />
Ich k<strong>an</strong>n <strong>an</strong> ein ausgebreitetes Feld von<br />
Wissen <strong>vor</strong> <strong>uns</strong> Gefühle koppeln, <strong>an</strong> <strong>das</strong><br />
hochm<strong>ob</strong>ile Feld strategischer Differenzen,<br />
<strong>das</strong> <strong>ich</strong> bin und <strong>das</strong> du bist. Dar<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />
<strong>ich</strong> Gefühle koppeln, <strong>an</strong> dauernd versch<strong>ob</strong>ene<br />
Grenzen, <strong>an</strong> Paradoxien – die immer<br />
erscheinen, <strong>wenn</strong> wir Klarheit gewinnen<br />
wollen – und n<strong>ich</strong>t <strong>an</strong> diesen narrativen<br />
Sumpf von Liebe.<br />
S: Ich k<strong>an</strong>n n<strong>ich</strong>t mit Gesch<strong>ich</strong>ten operiern!<br />
Das gibt es n<strong>ich</strong>t <strong>als</strong> »Leben«, was wir<br />
sind. Und <strong>als</strong> eine Gesch<strong>ich</strong>te von Leben.<br />
Die Liebe <strong>als</strong> eine Gesch<strong>ich</strong>te k<strong>an</strong>n <strong>uns</strong> nur<br />
immer wieder sagen, <strong>das</strong>s wir Menschen<br />
sind. Alles <strong>an</strong>dere schreibt sie raus.<br />
M: Ich glaube, <strong>ich</strong> k<strong>an</strong>n riechen, <strong>das</strong>s du<br />
Saison 2006/2007<br />
was g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deres bist. Und vielle<strong>ich</strong>t sind<br />
wir schon Tiere, die versuchen soziale Beziehungen<br />
zu führn und n<strong>ich</strong>t dieser ewige<br />
ewige Mensch, dieser Dreck.<br />
C: Ich k<strong>an</strong>n d<strong>ich</strong> verstehen, weil wir keine<br />
einheitl<strong>ich</strong>en Subjekte sind, deshalb<br />
können wir Verbindungen mit <strong>an</strong>deren<br />
eingehen. Ich k<strong>an</strong>n d<strong>ich</strong> lieben, weil <strong>ich</strong><br />
ein Feld von Wissen <strong>vor</strong> <strong>uns</strong> ausbreite.<br />
Das ist die Liebe, die s<strong>ich</strong> <strong>als</strong> Liebe<br />
n<strong>ich</strong>t erkennt. Wie s<strong>ich</strong> <strong>das</strong> Gelbe Trikot<br />
n<strong>ich</strong>t erkennt <strong>als</strong> Technologie, sondern<br />
versucht, Biologie zu performen.<br />
Dieses Miststück. Warum bist du n<strong>ich</strong>t<br />
hier bei <strong>mir</strong>. Du Null. Du hochm<strong>ob</strong>iles<br />
Feld strategischer Differenzen. Warum<br />
k<strong>an</strong>n <strong>ich</strong> lächeln? Warum diese deplatzierte<br />
Reaktion auf <strong>uns</strong>ere Liebe? Weil<br />
<strong>ich</strong> d<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t entdeckt habe. Wie sonst<br />
eine neue Form von Bakterie entdeckt<br />
wird, die es aber schon Milliarden Jahre<br />
gibt und die längst ihre eigene soziale<br />
Welt konstruiert hat.<br />
Akademietheater<br />
M: (beiseite) Bakterien? Bakterien. Bakterien...<br />
Wie meint sie <strong>das</strong>? Wie meint sie<br />
<strong>das</strong>? Ich weiß, <strong>ich</strong> bin n<strong>ich</strong>t ihr Ehem<strong>an</strong>n,<br />
<strong>ich</strong> bin der Andere! Aber doch n<strong>ich</strong>t so <strong>an</strong>ders<br />
wie eine Bakterie! Wie spr<strong>ich</strong>t sie mit<br />
der? Wie sehen ihre Abende aus mit Bakterien?<br />
Bei Kerzenschein... Sehn sie s<strong>ich</strong> verliebt<br />
in die Augen? Wie würden sie mitein<strong>an</strong>der<br />
reden? Die beiden?<br />
René Pollesch<br />
Das purpurne Muttermal<br />
von René Pollesch<br />
Regie: René Pollesch<br />
Bühne: Bert Neum<strong>an</strong>n<br />
Kostüme: J<strong>an</strong>ina Audick<br />
Video: Meika Dresenkamp<br />
Mit Sachiko Hara, Caroline Peters, Sophie Rois;<br />
D<strong>an</strong>iel Jesch, Herm<strong>an</strong>n Scheidleder, Stef<strong>an</strong><br />
Wiel<strong>an</strong>d, Martin Wuttke<br />
H Premiere / Uraufführung am 26. November<br />
2006 im AKADEMIETHEATER<br />
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