wenn ich an uns denke … kommt's mir vor, als ob das ... - Burgtheater
wenn ich an uns denke … kommt's mir vor, als ob das ... - Burgtheater
wenn ich an uns denke … kommt's mir vor, als ob das ... - Burgtheater
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Sarah Lucas: Au naturel (1994)<br />
Die Welt muss bevölkert werden!« und<br />
Beatrice stimmt ein: »Hochmut, leb wohl!<br />
Mädchenstolz adieu! / Auf euren matten<br />
Ruhm k<strong>an</strong>n <strong>ich</strong> verz<strong>ich</strong>ten. / Lieb weiter,<br />
Benedict, <strong>ich</strong> werde dir n<strong>ich</strong>t nachstehen, /<br />
Und zähmen schnell mein wildes Herz für<br />
deine H<strong>an</strong>d.«<br />
Die Zerbrechl<strong>ich</strong>keit der Liebe<br />
Der spielerischen Liebe zwischen den zwei<br />
Streithähnen ist die Gesch<strong>ich</strong>te von Hero<br />
und Claudio gegenübergestellt. Wurden<br />
Benedict und Beatrice durch geschickte<br />
Kuppelei aufein<strong>an</strong>der gehetzt, werden<br />
die Verliebten Claudio und Hero hingegen<br />
durch geschickte Täuschung in eine<br />
Eifersuchtsmaschinerie getrieben, aus der<br />
nur ein <strong>vor</strong>getäuschter Tod herausführt.<br />
Die Idealisierung des <strong>an</strong>deren kippt in<br />
eine vollkommene Entwertung des Gegenübers.<br />
In der Gesch<strong>ich</strong>te von Hero und<br />
Claudio zeigt s<strong>ich</strong> die destruktive Seite der<br />
Liebe, ihre Nähe zum Hass und zur Kälte.<br />
Die unbedingte Liebe gerät unter dem<br />
Druck der Gesellschaft <strong>an</strong> ihre Grenzen<br />
und schlägt in egoistische Zerstörungswut<br />
um. Wie vern<strong>ich</strong>tend die gekränkte Liebe<br />
Saison 2006/2007<br />
Das Reden steigert<br />
die Lust und verhindert<br />
ihre Erfüllung.<br />
sein k<strong>an</strong>n, zeigt s<strong>ich</strong> auf der Hochzeit.<br />
Es genügt Claudio n<strong>ich</strong>t, einfach auf die<br />
Ehe zu verz<strong>ich</strong>ten. Er will Hero für den<br />
Schmerz, den er erleidet, öffentl<strong>ich</strong> demütigen<br />
und sie <strong>als</strong> Hure bloßstellen. Alle<br />
Vorurteile Beatrices über die Gefahren der<br />
Liebe und die Idiotie der Männer scheinen<br />
s<strong>ich</strong> hier zu bestätigen. Denn lieber<br />
vern<strong>ich</strong>tet Claudio die Frau, die er liebt,<br />
<strong>als</strong> seinen männl<strong>ich</strong>en Unbedingtheits<strong>an</strong>spruch<br />
zu korrigieren. Nachdem m<strong>an</strong><br />
ihn erfolgre<strong>ich</strong> überzeugt hat, <strong>das</strong>s die<br />
Frau, die er liebt, einen <strong>an</strong>deren begehrt,<br />
will er n<strong>ich</strong>t nur <strong>das</strong> idealisierte Bild von<br />
ihr, sondern auch sie selbst zerstören.<br />
Erneut bedarf es der Korrektur des emotional<br />
gesteuerten Verhaltens durch die Gesellschaft.<br />
Claudio wird bewusst gemacht,<br />
wie sehr er s<strong>ich</strong> dem Schein überließ und<br />
welches Unrecht er damit Hero tat. Die<br />
Gesetze der Komödie ermögl<strong>ich</strong>en es<br />
schließl<strong>ich</strong>, <strong>das</strong>s er eine <strong>an</strong>dere Hero, die<br />
<strong>Burgtheater</strong><br />
der toten ähnelt und <strong>als</strong> deren Wiedergeburt<br />
erscheint, heiratet.<br />
So bleibt am Schluss die Frage bestehen,<br />
<strong>ob</strong> in diesem Stück die Liebe ihren Triumph<br />
feiert, die Harmonie des wahren<br />
Witzes und der harmlosen Torheit, oder<br />
<strong>ob</strong> die Gesellschaft siegt, mit ihrer Welt<br />
des verwirrenden Scheins und der verschlagenen<br />
Täuschung, die von allen ihren<br />
Tribut fordert.<br />
Britta Kampert<br />
J<strong>an</strong> Bosse, der bisher am Hamburger Schauspielhaus<br />
und <strong>an</strong> den Münchner Kammerspielen,<br />
in Zür<strong>ich</strong> und Berlin <strong>als</strong> Regisseur gearbeitet hat,<br />
inszeniert erstm<strong>als</strong> am <strong>Burgtheater</strong>.<br />
Viel Lärm um n<strong>ich</strong>ts<br />
von William Shakespeare<br />
Regie: J<strong>an</strong> Bosse<br />
Bühne: Stéph<strong>an</strong>e Laimé<br />
Kostüme: Kathrin Plath<br />
Mit Dorothee Hartinger, Christi<strong>an</strong>e von Poelnitz;<br />
M<strong>ich</strong>ael Masula, Joachim Meyerhoff,<br />
Christi<strong>an</strong> Nickel, N<strong>ich</strong>olas Ofczarek,<br />
Jörg Ratjen, Martin Reinke<br />
H Premiere am 8. Dezember 2006<br />
im BURGTHEATER<br />
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