Die Dokumentation im PDF-Format - Friedenskonferenz
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Emanuel Matondo<br />
Das andere Afrika:<br />
Widerstand gegen Krieg,<br />
Korruption und Unterdrückung<br />
Abschrift vom Band: Gudrun Schneeweiß<br />
Mit dem dritten Beispiel möchten wir<br />
uns der wohl größten Herausforderung<br />
Afrikas, dem Krieg <strong>im</strong> Kongo, stellen.<br />
Seit August 1998 sind bis heute knapp<br />
vier Millionen Menschen in diesem<br />
weltweit verlustreichsten Konfl ikt seit<br />
dem zweiten Weltkrieg ums Leben<br />
gekommen.<br />
Emanuel Matondo engagiert sich seit<br />
langem in der Friedensarbeit <strong>im</strong> Kongo<br />
und wird uns über die Versuche zu<br />
einer gewaltfreien Lösung in diesem<br />
zentralafrikanischen Land berichten.<br />
Be<strong>im</strong> letzten Kirchentag war er in der<br />
Projektleitung Afrika aktiv.<br />
Emanuel Matondo ist 39 Jahre und<br />
stammt aus Angola. Dort verweigerte er<br />
den Kriegsdienst und wurde Menschenrechtler.<br />
1998 gründete er - nun schon<br />
in Deutschland - den Verein „Ant<strong>im</strong>ilitaristische<br />
Angolanische Menschenrechtsinitiative“.<br />
Er ist Sprecher des Dritte-Welt-JournalistInnen-Netzwerkes<br />
und Mitglied <strong>im</strong><br />
Rat der „War Resisters International“,<br />
einer weltweit tätigen Kriegsdienstverweiger-Organisation.<br />
Ich möchte ihn nun bitten, zu uns zu<br />
sprechen.<br />
Ich will heute hier in München über<br />
Angola und den demokratischen<br />
Kongo sprechen, beide Länder, die<br />
sich als Treff punkt aller Globalista,<br />
oder Globalisierungstreiber, aller<br />
Abenteurer oder Kriegsausbeuter<br />
hervorgetan haben, über eine Region<br />
mit sehr, sehr vielen Bodenschätzen.<br />
Ich will aber auch über die Zusammenhänge<br />
zwischen den Kriegen<br />
dort und Euren Ländern sprechen,<br />
in diesem Falle, Deutschland,<br />
Schweiz und München als Straftatort<br />
für die Verbrechen, die damals<br />
<strong>im</strong> Kongo unter Mobutu begangen<br />
wurden, und dies nachweislich. Man<br />
wusste schon, dass solche Firmen<br />
wie Giesecke und Devrient hier in<br />
München Mobutus Falschmünzerei<br />
quasi unterstützt haben und falsche<br />
zairische Banknoten bis in die Neunziger<br />
Jahre massiv hier in München<br />
gedruckt wurden. Und weil er die<br />
Rechnungen nicht bezahlte, durfte<br />
auch die Firma Giesecke und Devrient<br />
ihre Verluste unter Mobutu be<strong>im</strong><br />
Finanzamt, be<strong>im</strong> deutschen Fiskus,<br />
als Verluste abschreiben lassen.<br />
Afrika...<br />
Das ist der Witz: Was alles erzählt<br />
man nicht über Afrika, was hatte<br />
man hier uns nicht über Afrika erzählt,<br />
dem Ursprung der Menschheit.<br />
Schaltet man die Medien von Europa<br />
ein, von USA erst gar, sieht man<br />
Bilder, die nicht ganz der Realität<br />
unseres afrikanischen Kontinents<br />
entsprechen. Manchmal erkennt<br />
man unser Afrika wirklich nicht<br />
und alles kommt uns sehr befremdlich<br />
vor, nur hungernde Kinder und<br />
durch lange Märsche erschöpfte<br />
Frauen, schwer bewaff nete Männer<br />
mit Autos oder Panzern, an Flüchtlingskolonnen<br />
vorbeiziehend, und<br />
die massenhaften Totenköpfe als<br />
Symbol von Massenmord und Genozid.<br />
Darauf folgend die humanitäre<br />
Katastrophe und die menschliche<br />
Tragödie. Also Sensation für die<br />
Zuschauer und Zuschauerinnen hier<br />
<strong>im</strong> Westen! Fragt man nach dem<br />
Warum dieser Bilder, wird einfach<br />
erklärt, dass ohne solche Bilder sich<br />
Afrika nicht medial vermitteln lässt.<br />
Der Meinung sind auch viele in der<br />
boomenden „humanitären Hilfsin-<br />
dustrie“. Darnach folgt Empörung<br />
in Politik und Gesellschaft, und um<br />
dieser dann Nachdruck zu verleihen,<br />
automatisch die Forderung nach militärischer<br />
Invasion, um Frieden <strong>im</strong><br />
schwarzen Kontinent zu erzwingen.<br />
Also nach dem Motto: „Der schwarze<br />
Mann ist und bleibt unfähig, Frieden<br />
zu schaff en.“ Oder in Stammtischmanier<br />
formuliert: „Der schwarze Mann<br />
ist unfähig, sich selbst zu helfen,<br />
oder zu entwickeln.“ Ein ins Gehirn<br />
des weißen Mannes eingebranntes<br />
Vorurteil oder Klischee, das mehrere<br />
Jahrhunderte alt ist!<br />
Ist Afrika so unfähig, selbst Frieden<br />
zu stiften, wie man hier denkt und<br />
propagiert? Ist der afrikanische<br />
Mensch wirklich so unfähig zur Friedensstiftung,<br />
wie es den Leuten hier<br />
von Kindheit an erklärt wird? Ist<br />
Afrika nur ein Kontinent von Misere,<br />
Elend, Bürgerkriegen und Katastrophen,<br />
von Bettlern und Almosenempfängern,<br />
wie man es hier oftmals<br />
präsentiert? Manche klischeehaften<br />
Bilder – sei es auf großfl ächigen Plakaten,<br />
denen man jeden Tag an allen<br />
Orten und Metropolen begegnet,<br />
sei es in Fernsehen und Zeitungen<br />
– werden den Menschen unseres<br />
Kontinent nicht gerecht und blenden<br />
die Kapazität der gesamten Menschheit<br />
dieses Kontinent völlig aus.<br />
Dass hinter vielen Katastrophen bei<br />
uns (insbesondere auch Kriegen)<br />
jene dunklen Kräfte aus aller Herren<br />
Länder stecken - etwa Waff enhändler,<br />
korrupte Diplomaten und Politiker<br />
und zweifelhafte so genannte Militärberater<br />
oder Entwicklungshelfer,<br />
Plünderer und Unruhestifter jeder<br />
Art - dies wird nur wenig erwähnt.<br />
Wenn überhaupt, dann in Beiträgen<br />
am Rande oder in Sendungen außer-<br />
FK 2006 - 21