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Die Dokumentation im PDF-Format - Friedenskonferenz

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in den USA. Getrieben von kr<strong>im</strong>ineller<br />

Energie ließ er sich Falschgeld in<br />

der Landeswährung und Dollarnoten<br />

drucken und zwar mit Druckmaschinen<br />

eines bayerischen bekannten<br />

Unternehmens. Apropos Bayern<br />

und München. Ich zitiere: „ Falschmünzerei<br />

hatte schon früh einen<br />

Platz auf der Liste der kr<strong>im</strong>inellen<br />

Aktivitäten des Mobutu-Milieus. Im<br />

April 1983 beschuldigte die Regierung<br />

von Sambia unter Vorlage von<br />

Beweisen die zairische Botschaft in<br />

der Hauptstadt Lusaka geradeheraus<br />

der Falschgelddruckerei. Bei Bembasalona,<br />

Mobutus Baron und Zaires<br />

größtem Unternehmer – heute ist<br />

er noch an der Macht neben Kabila<br />

– wurde in Brüssel dann zehn Jahre<br />

später – 1993 – eine gigantische<br />

Menge noch unfertiger falscher 100-<br />

Dollar-Noten sichergestellt, die nach<br />

einem neuen, damals nach Aussagen<br />

des FBI als beinahe perfekt bezeichneten<br />

Verfahren hergestellt wurden.<br />

Gegen Ende der Achtziger Jahre<br />

wurde der Staat Zaire mit Zutun und<br />

unter unmittelbarer Anleitung des<br />

Präsidenten Mobutu zur bisher größten<br />

Falschgeldmünzerei dieser Welt.<br />

Eine bedeutende Rolle spielte dabei<br />

die deutsche Hauptsicherheit und<br />

Notenbankdruckerei Giesecke und<br />

Devrient aus München/ Bayern und<br />

die getarnte Firma Security Printing<br />

in Zürich in der Schweiz. Das Schema<br />

war einfach: Mit falschen Zaire-<br />

Banknoten von Giesecke-Devrient<br />

und bei besonderem Bedarf zusätzlich<br />

in England und Argentinien <strong>im</strong><br />

Auftrag des Mobutu-Reg<strong>im</strong>es, nicht<br />

aber <strong>im</strong> Auftrag der Zentralbank,<br />

gedruckt, wurden die Gold- und<br />

Diamantenminenarbeiter bezahlt,<br />

genau wie manchmal die Elitetruppen<br />

„special presidentiel“ und<br />

die „guarde de civil“ – auch hier in<br />

Deutschland ausgebildet -, genauer<br />

deren Befehlshaber, die meist auch<br />

noch einen der Gouverneursposten<br />

hatten, wie Baramoto in Nord-Kivu,<br />

der <strong>im</strong>mer wieder nach Deutschland<br />

kam, obwohl er als repressiver Mörder<br />

galt. Der Druck der Banknoten<br />

in München kostete weniger als 10<br />

Rappen pro Geldschein, der in Zaire<br />

zum Einsatz kam. Für die Münchner<br />

Giesecke und Devrient ergab sich<br />

mit dem Deal mit dem zairischen<br />

Notendrucks zudem ein vorzügliches<br />

Vehikel, das deutsche Finanzamt zu<br />

umfahren“, schreibt der Autor. Offi<br />

ziell und nominell hat die Zentralbank<br />

von Zaire kaum eine Rechnung<br />

bezahlt, trotzdem druckte Giesecke<br />

und Devrient fast endlos und weiter<br />

für Mobutu. Allein schon bis<br />

1992 habe Giesecke und Devrient<br />

mindestens 50 Millionen Schweizer<br />

Franken als verlorene Lieferschulden<br />

für den Druck von Falschnoten für<br />

die Zentralbank Zaires gegenüber<br />

dem deutschen Fiskus als Verlust<br />

abgeschrieben, währenddessen die<br />

Rechnungen von Security Printing<br />

wenigstens teilweise aus Gold- und<br />

Diamantenschmuggel in Jamaika<br />

vom Mobutu-Reg<strong>im</strong>e bezahlt<br />

worden seien, schrieb der deutsche<br />

Journalist und Brüsseler Korrespondent<br />

Ha<strong>im</strong>o Klassen in dem<br />

Dossier mit dem Titel „Kalter Krieg<br />

und Plünderkumpanei – Schweizer<br />

Beziehungen in Zaire von 1967 bis<br />

1997“, erschienen in Basel/ Schweiz.<br />

– Das Buch kann ich nur empfehlen<br />

– Trotzdem galt der Despot als<br />

Mann des Westens und war damit<br />

automatisch ein Liebling der internationalen<br />

Finanzinstitutionen IWF<br />

und Weltbank. So wurde München<br />

zum Straftatort vergangener Verbrechen<br />

gegen die Menschen <strong>im</strong> Kongo,<br />

oder in Zaire, wie der Staat damals<br />

noch hieß. Manche von ihnen fl ohen<br />

nach Deutschland und wurden sogar<br />

abgewiesen, abgelehnt, das ist die<br />

Politik. Und die Mörder des damaligen<br />

Reg<strong>im</strong>es unter Mobutu laufen<br />

noch straff rei herum, auch hier in<br />

Deutschland.<br />

Zivilgesellschaft<br />

Mitte der Achtzigerjahre, als die<br />

Menschen in Zaire gegen das Militärreg<strong>im</strong>e<br />

zu protestieren begannen,<br />

formierte sich <strong>im</strong> Untergrund<br />

eine Zivilopposition, später wurden<br />

Menschenrechtsgruppen gegründet.<br />

Gerade diese zivile Opposition um<br />

die charismatische Figur von Etienne<br />

Teschekedi trug zur politischen<br />

Öff nung Zaires bei und mobilisierte<br />

Menschen in allen Provinzen und<br />

Schichten. Es ist dieser Bewegung<br />

und dieser Partei in Zaire zu verdanken,<br />

dass es unter Mobutu Anfang<br />

der Neunzigerjahre zur Bildung<br />

einer gut funktionierenden Zivilgesellschaft<br />

kam. Mit ihrer Gewaltlosigkeit<br />

war diese Bewegung die<br />

richtige Alternative zum Militärreg<strong>im</strong>e<br />

Mobutus. Sie wurde jedoch <strong>im</strong><br />

Ausland nicht wahrgenommen. Der<br />

Despot hatte einfach viel zu viele<br />

Freunde <strong>im</strong> Westen wie <strong>im</strong> Ostblock.<br />

Er galt beiden als Garant der militärischen<br />

Stabilität in der Region und<br />

bot ihnen die Möglichkeit an, ihre<br />

Interessen <strong>im</strong> reichen Zaire wahrzunehmen.<br />

<strong>Die</strong> Durchführung der nationalen<br />

Konferenz durch die Zivilgesellschaft<br />

schwächte Mobutu zwar<br />

<strong>im</strong> Jahr 1992, der von einigen seiner<br />

Kumpane <strong>im</strong> Westen fallen gelassen<br />

wurde, doch die Gunst der Stunde<br />

zur Förderung und Stärkung ziviler<br />

Kräfte und Reformbewegungen in<br />

Kongo-Zaire wurde nie genutzt.<br />

Mobutu hielt sich an der Macht<br />

bis kurz vor seiner Flucht. Dann<br />

tauchte wie aus dem Nichts eine<br />

Gruppe <strong>im</strong> Osten von Kongo-Zaire<br />

auf und plötzlich verhandelte man<br />

nur mit diesen Waff enträgern. Der<br />

Rebellenführer und der geschwächte<br />

Diktator verständigten sich über die<br />

Verteilung der Macht. <strong>Die</strong> Zivilgesellschaft<br />

blieb ausgeschlossen und<br />

die internationale Gemeinschaft<br />

unterstützte auch noch diese Politik.<br />

Der Rebellenführer Laurent Kabila,<br />

der Vater, sah dies als Ermutigung<br />

nach dem Sturz Mobutus dessen<br />

Politik weiterzuführen. Dass ehemalige<br />

Freunde Mobutus wie die<br />

USA und ihre Verbündeten den<br />

neuen Diktator Kabila unterstützten,<br />

bestärkte ihn darin, repressiv gegen<br />

die Zivilgesellschaft und die Oppositionellen<br />

vorzugehen. Auch gegen<br />

die Besatzung Kongos, oder weiter<br />

Teile Kongos durch Ruanda und<br />

Uganda zwischen 1998 und 2002<br />

hatte der Westen nichts einzuwenden<br />

gehabt. <strong>Die</strong> Zivilgesellschaft<br />

des Kongo kämpfte unermüdlich<br />

für einen sofortigen Rückzug, trotz<br />

der ruandischen und ugandischen<br />

Besatzungstruppe, für die Einhaltung<br />

der Menschenrechte und einen<br />

nationalen Dialog zur friedlichen<br />

Lösung des Konfl ikts in ihrem Land,<br />

aber ohne fremde Interventionen.<br />

Bis zu seiner Ermordung <strong>im</strong> Jahre<br />

2001 war Laurent Kabila, der Vater,<br />

Alleinherrscher über den Kongo. Da-<br />

FK 2006 - 23

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