Die Dokumentation im PDF-Format - Friedenskonferenz
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internationales Bündnis nicht. Aber<br />
jetzt, aufgrund des innenpolitischen<br />
Drucks und des Desasters <strong>im</strong> Irak,<br />
werden die USA nur dann einen<br />
Krieg anzetteln, wenn sie der ganzen<br />
Welt - zumindest Amerikanern und<br />
Europäern - vermitteln: „Iran ist<br />
gefährlich, die ganze Welt ist dafür,<br />
dass Iran daran gehindert wird.“<br />
Also müssen wir letztlich ein wahrnehmbares<br />
Zeichen gegen diesen<br />
Krieg setzen. Wenn die bisherige<br />
Meinung bestehen bleibt, dann<br />
wird ein Krieg sehr wahrscheinlich,<br />
ziemlich sicher. Und genau an dem<br />
Punkt, meine Damen und Herrn,<br />
darauf wollte ich hinaus und mache<br />
dann gleich auch Schluss, an dem<br />
Punkt, glaube ich, dass wir unsere<br />
Stärke gewinnen können, um einen<br />
Krieg zu verhindern. Denn moralische<br />
Bündnisse, die nicht legit<strong>im</strong><br />
sind, die nicht überzeugend sind,<br />
kann man durchaus durch Mobilisierung<br />
in Frage stellen. Und ich bin<br />
der Meinung, dass wir unsere Bundeskanzlerin<br />
herausfordern müssten<br />
und sie in die Situation bringen<br />
müssten, zu antworten, warum sie<br />
sich bis jetzt von der ausdrücklichen<br />
Option von George W. Bush, auch<br />
Krieg führen zu können in diesem<br />
Bündnis, warum sie sich davon noch<br />
nicht distanziert hat. Sie muss sich<br />
meines Erachtens davon distanzieren.<br />
Und wir müssen eine Situation<br />
schaff en, in der eine Distanzierung<br />
vom Krieg eine völlig neue Situation<br />
schaff t, die dann <strong>im</strong> Anschluss einen<br />
Krieg möglicherweise, vielleicht<br />
sogar mit großer Wahrscheinlichkeit,<br />
verhindert. Ich glaube nämlich,<br />
meine Damen und Herrn, genau an<br />
diesem Punkt haben wir viele Möglichkeiten.<br />
Wenn es der Friedensbewegung<br />
gelingt, dieselbe Stärke zu<br />
gewinnen wie am 15. Februar 2003,<br />
dann könnten wir diesen Krieg verhindern.<br />
Ich kündige hiermit auch<br />
schon an:<br />
Nach der Diskussion will ich einige<br />
Überlegungen vorstellen, wie die<br />
Friedensbewegung sich auf einen<br />
Aktionsplan verständigen könnte.<br />
Ich werde diese Überlegungen dann,<br />
nachdem wir die Thesen hier kritisch<br />
diskutiert haben, hier einbringen.<br />
Vielen Dank.<br />
Holterman: Ganz herzlichen Dank,<br />
Herr Professor Massarat. Das war<br />
ein sehr bewegender und bedrängender<br />
Vortrag und ich hoff e, dass<br />
wir weiter darüber sprechen können.<br />
Sie haben uns sehr beeindruckt<br />
durch diesen Vortrag, aber auch<br />
durch ihre Bewegung, die uns ganz<br />
stark vermittelt hat, wie drängend<br />
und wie schl<strong>im</strong>m dieses Problem<br />
<strong>im</strong> Moment ist. Jetzt kommen<br />
wir zu Andreas Zumach. Mit Frau<br />
Amirpur hat Andreas Zumach den<br />
Geburtsort Köln gemeinsam, mal<br />
was ganz Normales, - auch manches<br />
andere sicher – aber das ist<br />
off ensichtlich. Mit Herrn Massarat<br />
verbindet Sie das Engagement in der<br />
Friedensbewegung, ein Engagement<br />
der ersten Stunde. Seitdem sind<br />
Sie auch mir, wie wahrscheinlich<br />
vielen von Ihnen, ein Begriff . Ein<br />
Begriff für klare und entschiedene,<br />
wohl abgewogene und unaggressive<br />
Stellungnahmen zu Friedensfragen<br />
in den Medien. Das fand ich <strong>im</strong>mer<br />
besonders wohltuend. Nach zweijähriger<br />
praktisch-politischer Tätigkeit<br />
in den USA und in der Bundesrepublik<br />
studierten Sie Sozialarbeit,<br />
Journalismus und Volkswirtschaft an<br />
der Bonner Universität und starteten<br />
eine Karriere <strong>im</strong> Journalismus, die<br />
Sie noch einmal für sieben Jahre<br />
zu Gunsten einer Tätigkeit in der<br />
Friedens- und Dritte-Welt-Bewegung<br />
unterbrachen. Heute arbeiten sie<br />
von Genf aus als Korrespondent der<br />
TAZ wie für eine Reihe regionaler<br />
und nationaler Zeitungen und Radiostationen.<br />
Ihre Spezialgebiete sind<br />
dabei unter anderem EU, UNO und<br />
andere multilaterale Organisationen,<br />
Sicherheitspolitik und internationale<br />
Entwicklungen seit dem 11.<br />
September. Von Ihrer Internetseite<br />
lassen sich eine ganze Reihe Ihrer<br />
Artikel herunterladen. Besonders<br />
empfehle ich einen längeren unter<br />
den Titel: „ <strong>Die</strong> kommenden Kriege“.<br />
Und ich nehme an, dass dies eine<br />
Kurzfassung Ihres Buches unter dem<br />
gleichen Titel darstellt, 2005 erschienen.<br />
Auch hier ist der Untertitel<br />
- jetzt als Einstieg in Ihr Statement<br />
gedacht - besonders aufschlussreich<br />
und aktuell, nämlich „Ressourcen,<br />
Menschenrechte, Machtgewinn. Präventivkrieg<br />
als Dauerzustand?“ Bitte<br />
Herr Zumach, zur Rolle von EU und<br />
UNO und zur Kriegsvermeidung.<br />
Zumach: Ganz herzlichen Dank.<br />
Guten Abend.<br />
Mein Job ist<br />
so ein bisschen<br />
auch hier die<br />
Brosamen<br />
noch aufzusammeln,<br />
also<br />
zu den Punkten<br />
auch was<br />
zu sagen, zu<br />
denen meine beiden hervorragenden<br />
Vor-Rednerinnen und Redner noch<br />
nichts gesagt haben. Fast alles, was<br />
sie gesagt haben, unterstreiche ich<br />
voll, werde es deswegen nicht wiederholen,<br />
aber an einigen Punkten<br />
doch vielleicht ein paar zusätzliche<br />
oder auch andere Akzente setzen.<br />
Mohssen Massarat hat eben aufgehört<br />
mit einem Appell. Ich will da<br />
anschließen. Ich halte die Situation,<br />
die Diskussionslage bei uns in<br />
Deutschland und auch international<br />
für ungleich schwieriger als <strong>im</strong> Jahr<br />
2002 vor den drohenden Irak-Krieg.<br />
Und das ist – Frau Holterman hat<br />
am Anfang über die täuschenden<br />
Ähnlichkeiten zur Vorkriegsituation<br />
2002 gesprochen – das ist für<br />
mich ein wesentlicher Unterschied.<br />
Damals gab es zwischen den politischen<br />
Eliten in den USA und<br />
zumindest weiten Teilen Europas<br />
einen starken Dissens. Das war der<br />
Dissens über die Bedrohungsbehauptung.<br />
<strong>Die</strong>sen Dissens gibt es<br />
heute nicht. Das haben die ersten<br />
Stunden dieser Konferenz <strong>im</strong> Münchner<br />
Brauhaus heute noch mal sehr<br />
deutlich gemacht. <strong>Die</strong>sen Dissens<br />
gibt es nicht, was <strong>im</strong>mer die Gründe<br />
für die Bedrohungsbehauptung sein<br />
mögen. Aber hier geht <strong>im</strong> Moment<br />
kein Spalt Papier dazwischen, wenn<br />
ich das richtig gehört habe. Andere,<br />
die da waren und das gehört haben,<br />
mögen mich hier korrigieren.<br />
Zweitens: Es gibt, verbunden damit<br />
– mal vordergründig, mal hintergründig,<br />
mal off en, mal nicht zu offen<br />
– eine antiislamische St<strong>im</strong>mung<br />
in diesem Land. Und die Art und<br />
Weise, wie diese Debatte über die<br />
FK 2006 - 43