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Die Dokumentation im PDF-Format - Friedenskonferenz

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es war absehbar. Es ist von einigen<br />

wenigen auch vorausgesagt worden.<br />

Und es ist genauso gekommen, und<br />

seitdem liegt die EU voll auf dem<br />

Kurs der USA und ist diejenige, die<br />

heute oder gestern in Wien bei der<br />

Internationalen Atomenergie-Organisation<br />

und auch schon letztes Jahr<br />

<strong>im</strong> September den Antrag auf die<br />

Überweisung dieses Themas an die<br />

UNO gestellt hat. Und die USA brauchen<br />

eigentlich nur noch daneben zu<br />

stehen und sich die Hände zu reiben.<br />

Und meine Befürchtung ist, dass<br />

das mit Russland und dem Kompromissvorschlag<br />

zur Auslagerung der<br />

iranischen Urananreicherung auf<br />

russisches Territorium genauso geht.<br />

Wenn ich die iranischen Vertreter<br />

heute Nachmittag in Wien und auch<br />

hier in München richtig verstanden<br />

habe, ist dieser Vorschlag tot. Er ist<br />

obsolet, weil Iran nächste Woche<br />

seine Urananreicherung in industriellem<br />

Ausmaß wieder auff ahren<br />

wird, und dann gibt es für diese<br />

Verhandlungen mit Russland keinen<br />

Spielraum mehr. Und dann wird<br />

Russland, wird die russische Führung<br />

- auch unter Druck der USA<br />

– voll auf die amerikanische Linie<br />

einschwenken. Das ist meine Befürchtung.<br />

<strong>Die</strong> EU verkauft ihre Position <strong>im</strong>mer<br />

noch mit zwei - ich sage ganz bewusst<br />

– Lügen. <strong>Die</strong> eine Lüge haben<br />

wir heute wieder von Frau Merkel,<br />

aber vor drei Tagen auch von<br />

sozialdemokratischen und grünen<br />

Politikern gehört - das ist die Lüge,<br />

Iran habe Vereinbarungen mit der<br />

EU gebrochen. Es geht hier nicht um<br />

Verstöße gegen den Atomwaff ensperrvertrag.<br />

<strong>Die</strong> gibt es allerdings<br />

seitens Irans, und hier gibt es nach<br />

wie vor Aufklärungsbedarf aus den<br />

letzten 18 Jahren. Gemeint ist die<br />

Vereinbarung zwischen Iran und<br />

der EU vom November 2004, die so<br />

genannte Pariser Vereinbarung, in<br />

der sich Iran, um die eigentlichen<br />

Substanzverhandlungen mit der EU<br />

zu erleichtern, zu einer freiwilligen,<br />

zeitlich begrenzten vorläufi gen<br />

Suspendierung seines Urananreicherungsprogramms<br />

verpfl ichtet hat, als<br />

Geste des guten Willens. Und die EU<br />

tut so, als sei das ein Vertrag gewesen<br />

und Iran habe Vertragsbruch<br />

begangen, als es dann <strong>im</strong> Juli dieses<br />

Jahres diese Urananreicherung bzw.<br />

die Vorstufe wieder angefahren hat<br />

mit der Begründung, dass die Verhandlungen<br />

mit der EU eben in der<br />

Sache nichts gebracht haben.<br />

Und hier liegt das zweite Problem<br />

der EU Behauptung - auch von Frau<br />

Merkel heute wiederholt - die EU<br />

hätte doch zahlreiche weit reichende<br />

Angebote und Kompromissvorschläge<br />

gemacht. Und die seien alle von<br />

Teheran abgelehnt worden. Das ist<br />

schlicht nicht wahr. Und man kann<br />

sich die 38 Seiten, die die EU <strong>im</strong><br />

Juli letzten Jahres Teheran vorgelegt<br />

hat, <strong>im</strong> Internet angucken<br />

und wird feststellen, die entscheidenden<br />

Dinge, die Teheran bräuchte,<br />

militärische Sicherheitsgarantien,<br />

Nichtangriff s-Garantien, hat es nicht<br />

gekriegt. Aber auch keine verlässlichen<br />

Angebote für die Versorgung<br />

mit Brennstäben oder anderem<br />

Nuklearmaterial aus EU-Staaten,<br />

wenn es denn seinerseits auf die<br />

Urananreicherung verzichten würde.<br />

Das hat es deswegen nicht gegeben,<br />

weil die Regierungen in Berlin, Paris<br />

und London Angst hatten, dass dann<br />

europäische Konzerne - Siemens<br />

oder andere - , die diese Lieferungen<br />

nach Iran tätigen, von Washington<br />

unter Sanktionsdruck gesetzt werden,<br />

und die EU-Länder waren noch<br />

nicht einmal bereit, dieses Risiko<br />

einzugehen. Und ich fi nde es wichtig,<br />

in der Aufklärung in den nächsten<br />

Wochen und Monaten auf diese<br />

Punkte hinzuweisen, damit diese<br />

Mythen irgendwann vielleicht nicht<br />

mehr existieren.<br />

Irans strategische Bedeutung<br />

Mohssen Massarat hat darüber geredet,<br />

wie die USA dazu beigetragen<br />

haben, Iran stark zu machen, indem<br />

sie seine Nachbarn und potenziellen<br />

Rivalen klein gemacht haben,<br />

nämlich Irak und Afghanistan. Ich<br />

würde weitergehen, Mohssen. Selbst<br />

wenn das mit Irak und Afghanistan<br />

nicht passiert wäre, ist Iran in dieser<br />

ganzen Region, die Herr Brzezinski<br />

etwas despektierlich als „eurasischen<br />

Balkan“ bezeichnet, also die<br />

fünfundzwanzig Länder zwischen<br />

Russland, Türkei, China und indischem<br />

Ozean, da ist Iran wahr-<br />

scheinlich das wichtigste Land, das<br />

Land mit der größten strategischen<br />

Bedeutung. Aus fünf wesentlichen<br />

Gründen:<br />

- Es besitzt die drittgrößten Ölreserven<br />

in dieser Welt und die zweitgrößten<br />

Gasreserven nach Russland.<br />

- Kein Land hat so viele Grenzen<br />

mit anderen Staaten der Region,<br />

darunter sehr sensible Grenzen. Drei<br />

Grenzen zu ex-sowjetischen Republiken,<br />

wo inzwischen amerikanisches<br />

Militär steht. Eine 1000 - Kilometer-<br />

Landgrenze zum Irak. <strong>Die</strong> gesamte<br />

Ostgrenze des Persischen Golfs, was<br />

ja eine strategisch wichtige Wasserstraße<br />

ist, auch für den Ölhandel, ist<br />

die iranische Südwestküste.<br />

- Es ist ein Land mit einer Tausende<br />

Jahre alten Kultur.<br />

- Es ist das Land mit der jüngsten Bevölkerung<br />

dieser Erde, also nirgendwo<br />

ist die demografi sche Kurve so<br />

fl ach, gibt es einen so hohen Anteil<br />

der Bevölkerung unter-zwanzig- und<br />

unter-dreißig-Jähriger.<br />

- Und, ob dieses Land, wie dieses<br />

Land sich künftig weiterentwickelt,<br />

ob es eine funktionierende Demokratie<br />

in einem islamischen Staat wird,<br />

ist von so ungeheurer Relevanz eben<br />

auch für die gesamte Nachbarschaft<br />

und wird Ausstrahlung haben auch<br />

auf die zentralasiatischen Republiken,<br />

die inzwischen - derzeit auch<br />

mit Hilfe amerikanischer Ölkonzerne<br />

- nach wie vor eher diktatorische<br />

Zustände haben.<br />

Ich denke, das allein begründet ein<br />

erhebliches strategisches Interesse,<br />

aber nicht nur der USA, sondern<br />

auch der EU.<br />

Und jetzt komme ich zu dem Ölpunkt,<br />

den du angedeutet hast. Ich<br />

denke, man muss ihn kurz noch mal<br />

erläutern, weil man nicht voraussetzen<br />

kann, dass er allen wirklich<br />

klar ist. 1947 bei der Begründung<br />

der Bretton Woods-Organisation,<br />

also der Weltbank, internationaler<br />

Währungsfonds, haben die USA dem<br />

Rest der Welt das Versprechen gegeben,<br />

dass alle Dollars, die irgendwo<br />

international zirkulieren, gegen Gold<br />

FK 2006 - 45

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