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Die Dokumentation im PDF-Format - Friedenskonferenz

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und das versteht die Bevölkerung<br />

- ob nun Moslem oder Nicht-Moslem<br />

- sehr wohl.<br />

Alle sagen das, <strong>im</strong> Taxi, auf der<br />

Straße, Verwandte, die sagen: „Wir<br />

haben keine Sicherheit und das<br />

darf so nicht bleiben“, obwohl sie<br />

sich <strong>im</strong> Prinzip auch andere Wege<br />

wünschen würden. Viele, viele<br />

sagen: „Atomwaff en sind schl<strong>im</strong>m,<br />

aber was sollen wir machen?“ Im<br />

Inneren unterstützen sie in der Tat<br />

die Haltung der Regierung. Inzwischen<br />

ist das Projekt auch zu einem<br />

nationalen Projekt geworden. Eine<br />

Rolle spielt, wie Frau Amirpur schon<br />

erwähnte, der Mossadegh-Komplex.<br />

Das Mossadegh-Programm war ein<br />

produktives, positives Projekt und<br />

hat das Volk mobilisiert für eine<br />

gute Sache, nämlich weg mit kolonialen<br />

Beziehungen <strong>im</strong> Interesse des<br />

eigenen Rechtes.<br />

Aber dieser Mossadegh-Komplex,<br />

und dass Iran als Kulturnation auch<br />

was darstellt, spiegelt sich meines<br />

Erachtens in tragischer Weise in der<br />

Unterstützung des Atomprogramms<br />

wieder. Da treff en sich islamische<br />

Nacheiferer der islamischen Kultur,<br />

die verloren gegangen ist, genauso<br />

wie iranische Nationalisten, die<br />

natürlich träumen von einem Groß-<br />

Iran. Sie identifi zieren die Möglichkeit,<br />

eine solche Technologie zu<br />

besitzen, mit Macht, mit Größe, mit<br />

etwas Positivem, was Iran schon hatte,<br />

was aber verloren gegangen ist.<br />

Das geht sehr tief auf die kulturelle<br />

Ebene in der Debatte, auch wenn<br />

das nicht so artikuliert wird, aber<br />

so wird das empfunden. Sie sehen,<br />

das ist ein sehr breiter Komplex, den<br />

Iran zu dieser Absicht gebracht hat,<br />

das Programm tatsächlich umzusetzen.<br />

Ich bin überzeugt, dass unter den<br />

gegenwärtigen Bedingungen, wenn<br />

es keine Alternativen gibt, die besser<br />

sind, kein Politiker, keine Partei,<br />

keine politische Strömung in der<br />

Lage wäre, auf das Kernstück, - nämlich<br />

die Uran-Anreicherung - unter<br />

den gegenwärtigen Bedingungen<br />

zu verzichten. Es sei denn, wir aus<br />

dem Westen - vielleicht mit einigen<br />

Reformern aus dem Iran - fi nden<br />

die anderen Wege, die international<br />

mehrheitsfähig werden können. In<br />

der Beziehung habe ich schon ein<br />

bisschen Opt<strong>im</strong>ismus - und Kraft.<br />

Lassen Sie mich nun zu dem zweiten<br />

Aspekt meines Vortrages zurückkommen:<br />

Motive der USA. Und diese<br />

Motive machen mich wieder pess<strong>im</strong>istisch.<br />

Ich sehe da vier Motive:<br />

1. <strong>Die</strong> atomare Vormachtstellung<br />

Israels als verlässlichster Verbündeter<br />

der USA in der Region. <strong>Die</strong>se<br />

Vormachtstellung wollen die USA<br />

und Israel auf keinen Fall in Frage<br />

stellen. Das bedeutet: Sie müssen<br />

auf alle Fälle verhindern, dass Iran<br />

eine Atommacht wird. Dabei wird<br />

auf den Atomwaff ensperrvertrag<br />

genauso verlogen Bezug genommen<br />

- seitens der USA und inzwischen<br />

auch seitens der Europäer - wie Iran<br />

das tut. Im Westen wird gesagt, Iran<br />

würde den Atomwaff ensperrvertrag<br />

verletzen, ohne den geringsten Hinweis<br />

darauf zu geben, dass Iran ein<br />

Sicherheitsproblem hat, und ohne<br />

dass man sagt: „Gut, dann müsste<br />

wenigstens Israel dem Atomwaff ensperrvertrag<br />

beitreten.“ Aber das<br />

ist überhaupt kein Thema. Das ist<br />

doch unglaubwürdig, wenn man hier<br />

meint, ein Problem lösen zu wollen,<br />

das es in dieser Form in Wahrheit<br />

gar nicht gibt, bzw. es gibt das Problem,<br />

aber darum geht es bei dem<br />

amerikanischen Motiv „Vormachtstellung<br />

aufrechterhalten“ nicht. Es<br />

gibt viele technische Lösungen, die<br />

akzeptabel wären. Aber die Amerikaner<br />

lehnen das ab.<br />

2. Motiv - und leider sind es vielen<br />

Motive, die miteinander verwoben<br />

sind und <strong>im</strong> Iran zusammentreff en.<br />

Iran ist aufgrund der amerikanischen<br />

Politik zu einer regional wichtigen<br />

Macht geworden. Das Reg<strong>im</strong>e von<br />

Saddam Hussein wurde durch die<br />

Amerikaner gestürzt, ebenso wie auf<br />

der östlichen Seite in Afghanistan<br />

die Taliban. Sie waren eine Gefahr<br />

für Iran ebenso wie Saddam Hussein<br />

- nicht so stark, aber <strong>im</strong>merhin<br />

– auch sie sind weg. <strong>Die</strong> Amerikaner<br />

haben auf diese Weise Hauptfeinde<br />

um den Iran herum durch Krieg<br />

weggeschaff t. Das haben sie gar<br />

nicht gemerkt, was das für eine<br />

Konsequenz haben würde, wenn das<br />

zu Ende gedacht wird. So wird auch<br />

jetzt gehandelt, meine Damen und<br />

Herrn. Glauben Sie ja nicht, dass<br />

hier rational gehandelt wird.<br />

Genauso irrational wie die seit dem<br />

Afghanistankrieg vorherrschende<br />

amerikanische Politik wird auch <strong>im</strong><br />

Falle von Iran gedacht und gehandelt.<br />

Vertrauen Sie nicht auf die<br />

Rationalität von irgendwelchen<br />

Menschen, die kurzfristige Interessen<br />

verfolgen. Iran ist dann schon<br />

zu einer regionalen Mittelmacht<br />

geworden, zusätzlich durch die schiitische<br />

Mehrheit <strong>im</strong> Irak. Iran und<br />

eine schiitische Mehrheit zusammen,<br />

das ist eine ganz explosive Mischung<br />

in der Region, die die USA niemals<br />

werden kontrollieren können. Es sei<br />

denn, Iran wird als Militärmacht so<br />

geschwächt und zerstört, dass dieser<br />

Fehler, den sie selbst geschaff en<br />

haben, nun nachträglich militärisch<br />

gelöst wird. Insofern bin ich einigermaßen<br />

davon überzeugt, dass die<br />

Amerikaner, wenn es zu einem Krieg<br />

kommt - und es wird einen Luftkrieg<br />

geben und nicht einen Bodenkrieg<br />

- dass sie gleichzeitig neben den<br />

zehn oder elf defi nitiv erkennbaren<br />

Atomanlagen gleich 30, 40 andere<br />

Anlagen, die militärischer Natur<br />

sind, mit vernichten. Das ist meine<br />

Überzeugung. Dass es darum geht<br />

zu sagen, diese Anlagen haben alle<br />

irgendwie zu tun mit den Atomanlagen.<br />

Also müssen sie auch weg.<br />

Ein militärisch geschwächter Iran<br />

würde zur Folge haben, dass in den<br />

nächsten zwei Dekaden Iran wieder<br />

anfängt aufzurüsten, die Öleinnahmen<br />

für Aufrüstung zu verwenden.<br />

Genau das passierte <strong>im</strong> Iran-Irak-<br />

Krieg. Zehn Jahre lang wurden die<br />

gesamten Einnahmen beider Staaten<br />

für Wettrüsten benutzt, für Krieg. Sie<br />

mussten viel mehr Öl produzieren<br />

als vorher. Überproduktion von Öl<br />

war das System. <strong>Die</strong> Preise sanken.<br />

Das ist das Nebenprodukt. Angesichts<br />

der steigenden Preise von Öl<br />

könnte das auch eine Rolle spielen,<br />

von der bisher überhaupt noch nicht<br />

die Rede ist, aber das sind Nebeneff<br />

ekte, die meines Erachtens auch<br />

eine Rolle spielen.<br />

3. Motiv: Reg<strong>im</strong>ewechsel. Regi-<br />

FK 2006 - 41

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