Jahresbericht - Diakonie Neumünster
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nach einer Wohnung, in die sie<br />
nach der Entlassung ziehen können.<br />
Zu diesem Zeitpunkt spielt<br />
die Familie schon fast keine Rolle<br />
mehr, viele Beziehungen gehen<br />
während der Haftzeit in die<br />
Brüche. Nur selten berät der Sozialpädagoge Inhaftierte dabei, wie<br />
die Familienwohnung zu halten ist, wenn das Jobcenter oder das<br />
Sozialamt nach dem Auszug einer Person die Höhe der Miete nicht<br />
mehr akzeptieren. Eine große Rolle spielt dabei die Prognose, ob die<br />
Haft wegen guter Führung verkürzt werden kann, doch das ist ein<br />
unsicheres Geschäft. „Eine vorzeitige Entlassung ist nur möglich,<br />
wenn ein fester Wohnsitz nachgewiesen werden kann, das Jobcenter<br />
gibt aber keine Mietzusagen, weil die Entlassung beim geringsten<br />
Regelverstoß wieder kassiert wird.“ Ein echter Teufelskreis, denn<br />
kaum in Gefangener hat nach einer kurzen Haftstrafe genug Geld für<br />
Mietsicherheit und erste Miete angespart. Eine Notlösung bietet dabei<br />
die vorläufige Unterbringung in der Übernachtungsstelle der Zentralen<br />
Beratungsstelle für Menschen in Wohnungsnot (ZBS), zu deren<br />
Mitarbeitern Ulrich Dose gehört. An die Kollegen „draußen“ vermittelt<br />
er auch Strafgefangene, die vor der geplanten Entlassung bereits<br />
in der Lockerung sind. In diesem Stadium können die Gefangenen<br />
bereits auf Antrag die JVA verlassen, z.B. um sich eine Wohnung zu<br />
suchen. „Das ist auch schon mal ein Test, wie sie im freien Leben<br />
zurecht kommen“, sagt Ulrich Dose.<br />
Die beiden Mitarbeitenden der <strong>Diakonie</strong> haben ihre Büros im<br />
Beratungs- und Therapiezentrum. Nach dem Umbau des C-Flügels der<br />
gut hundert Jahre alten Vollzugsanstalt wurden hier 2009 sämtliche<br />
Angebote zusammen gefasst. Mit den modernen, grün lasierten<br />
Holzbänken im Wartebereich, den herum liegenden Zeitschriften und<br />
der Pantryküche könnte der Flur unter dem Glasdach auch zu einem<br />
Ärztezentrum gehören. Doch der Schein trügt. Jede der Acht-Quadrat-<br />
Seite 13 · <strong>Jahresbericht</strong> 2012 · SOZIALES<br />
meter-Zellen, die als Büro dienen, ist mit einem Notrufknopf und<br />
einem mobilen Alarmgerät ausgestattet. Das hat Helga Koberg<br />
jedoch in zwölf Jahren Beratung in der JVA nie gebraucht. „Wenn ich<br />
ängstlich wäre, könnte ich hier drinnen nicht arbeiten“, sagt sie.<br />
• ZAHLEN •<br />
Links: Seit dem Umbau gibt es<br />
keine Gitterstäbe mehr vor<br />
dem Bürofenster von Wohnungsberater<br />
Ulrich Dose.<br />
Knapp 600 Gefangene<br />
verbüßen ihre Strafe in der<br />
JVA <strong>Neumünster</strong>.<br />
828 Stunden Schuldnerberatung in der JVA <strong>Neumünster</strong> und<br />
372 Stunden im Jugendvollzug <strong>Neumünster</strong> und Schleswig leistet<br />
die <strong>Diakonie</strong> Altholstein mit zwei Beraterinnen. 2012 wurden 356<br />
Gefangene beraten, bei 49 wurde ein Insolvenzverfahren vorbereitet.<br />
Für 9 Inhaftierte wurde ein Insolvenzverfahren eingeleitet.<br />
Die Wohnungssuchberatung, ein Teil der ZBS, ist an fünf Tagen<br />
pro Woche in der JVA für die Gefangenen erreichbar.<br />
Sie beriet 72 Menschen zur Vorbereitung der Entlassung.