Jahresbericht - Diakonie Neumünster
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grenzt die Erwartungen ein: „Eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />
ist für die meisten unrealistisch. Aber die Anerkennung und<br />
die sichtbaren Erfolge, die die Teilnehmer hier erleben, vermitteln<br />
das Wichtigste, nämlich dass sie gebraucht werden und einen eigenen<br />
Wert haben.“<br />
Fast seit Beginn dabei ist Heike Zenker. „Ich komme jeden<br />
Morgen mit guter Laune her“, sagt sie nach einem knappen Jahr,<br />
dafür seien auch die netten Kollegen ein Grund. Nun fühlt sie sich<br />
reif dafür, in den Gartenbau einer beschützten Werkstätte zu wechseln.<br />
Zwei Praktika hat sie dort während ihrer Zeit im Sozialkaufhaus<br />
gemacht. „Und wenn es nicht klappt, komme ich ins Sozialkaufhaus<br />
zurück“, hält sich die Frau mit dem Kurzhaarschnitt eine Rückkehroption<br />
offen. Wie lange die Perspektive-Teilnehmer im Sozialkaufhaus<br />
bleiben, richtet sich nach ihrem individuellen Bedarf. Die Arbeit<br />
machen sie auf freiwilliger Basis, anders als die vom Jobcenter<br />
entsandten „Ein-Euro-Jobber“ bekommen sie jedoch keine Mehraufwandsentschädigung<br />
für die geleistete Arbeit.<br />
Dass diese Ungleichheit zu Konflikten führen würde, hatte das<br />
Team zu Beginn befürchtet, auch dass es Vorbehalte gegenüber den<br />
psychisch kranken Teilnehmern geben würde. Doch der offene Umgang<br />
mit den bestehenden Krankheitsbildern hat im Gegenteil sogar<br />
dazu geführt, dass auch die vom Jobcenter vermittelten Teilnehmer<br />
Suchtprobleme oder Depressionen eher eingestehen. „Sie sehen bei<br />
den Perspektive-Kollegen, dass man auch mit Erkrankung arbeiten<br />
kann“, meint Martin Werner-Jonathal. Es gebe ohnehin viele Überschneidungen<br />
zwischen den beiden Teilnehmergruppen, z.B. bei den<br />
Verhaltensweisen oder der eingeschränkten Belastbarkeit. Das führt<br />
auch dazu, dass Teilnehmer in das Perspektive-Projekt wechseln, so<br />
wie Britta Ströde. Sie kannte das Sozialkaufhaus aus einer früheren<br />
Jobcenter-Maßnahme und wollte mit Hilfe der „Perspektive“ unbedingt<br />
zurück. Nun ist sie mit drei Stunden am Tag wieder eingestiegen.<br />
Als erstes hat sie sich auf die Buchabteilung gestürzt und Ordnung<br />
in die Regale gebracht. Arbeitspädagoge Werner-Jonathal ist<br />
Seite 25 · <strong>Jahresbericht</strong> 2012 · ARBEIT, FAMILIE UND BILDUNG<br />
begeistert: „Frau Ströde sieht gleich, was zu tun ist und packt an.“<br />
Ihr Ziel ist, im Verkauf zu arbeiten, doch dafür möchte sie zunächst<br />
mehr Sicherheit im Umgang mit Kunden und Kollegen gewinnen.<br />
Britta Ströde kennt sich bereits aus, doch andere Neuankömmlinge<br />
werden von erfahrenen Teilnehmern eingearbeitet, die damit<br />
Verantwortung übernehmen. Martin Werner-Jonathal achtet darauf,<br />
zu Beginn harmonische Teams zusammen zu stellen, später plant er<br />
auch Gruppen, in denen unterschiedliche Charaktere aufeinander<br />
treffen. Wenn dann der stille Tüftler mit einem Hauruck-Typen einen<br />
Schrank zusammenbaut, üben die Teilnehmer gleichzeitig, mit Konflikten<br />
umzugehen. Eine echte Herausforderung, wie auch Heike Zenker<br />
erfahren hat, aber, so sagt sie, „wenn wir mal Knatsch haben,<br />
machen wir das unter uns klar.“<br />
• INFO •<br />
Das Projekt „Perspektive 2+12“ ist am 14.2.2012 gestartet.<br />
Bis Ende Januar 2014 ist die Finanzierung vorerst gesichert.<br />
Der Name kommt von der Kombination der arbeitsmarktorientierten<br />
Leistungen aus dem SGB II und der Förderung zur „Teilhabe am<br />
Arbeitsleben“ nach dem SGB XII.<br />
Höchstens zehn Perspektive-Teilnehmer arbeiten gleichzeitig im<br />
Sozialkaufhaus Bad Bramstedt, daneben gibt es 30 „Ein-Euro-Jobber“<br />
und acht feste Mitarbeitende, die in zwei Schichten von Montag bis<br />
Samstag den Kaufhausbetrieb sichern.<br />
Sozialkaufhaus Bad Bramstedt<br />
Maienbeeck 6 - 8, 24576 Bad Bramstedt<br />
Telefon 04192 / 906 99 55, E-Mail: zbb@diakonie-altholstein.de