Jahresbericht - Diakonie Neumünster
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SENIOREN UND PFLEGE · <strong>Jahresbericht</strong> 2012 · Seite 34<br />
Themen, die auch Pflegedienstleitung Uta Lemburg aus ihren<br />
Beratungsgesprächen kennt. „Die Angehörigen dürfen sich selber<br />
nicht vergessen!“ lautet ihr Anliegen. Niemandem sei damit geholfen,<br />
wenn die Pflegeperson in Folge von Überlastung ausfiele. Entlastung<br />
kann die Pflege <strong>Diakonie</strong> auf mehreren Wegen bieten: Bei<br />
einem Haustraining zeigen die Pflegekräfte zum Beispiel ganz konkret<br />
in der eigenen Wohnung, wie man die Patienten rückenschonend<br />
vom Bett in den Rollstuhl setzen kann oder wie ein Lifter funktioniert.<br />
Daneben kann der Pflegedienst im Rahmen gesetzlicher<br />
Leistungen stunden- oder tageweise die Arbeit der Pflegeperson<br />
übernehmen und so eine Auszeit ermöglichen.<br />
Auf die so genannte „Verhinderungspflege“ haben pflegende<br />
Angehörige nach einem halben Jahr Pflege Anspruch. Die Pflegekasse<br />
zahlt hier einen ambulanten Pflegedienst dafür, dass er die Pflegeperson<br />
während ihrer Abwesenheit vertritt. Das kann während eines<br />
Urlaubs sein oder auch nur für einen Nachmittag, wenn die<br />
pflegende Ehefrau selber einen Krankengymnastiktermin wahrnimmt<br />
oder mal in aller Ruhe abends ins Theater gehen möchte. Bis zu<br />
1.550 € gewährt die Kasse jährlich für entsprechende Leistungen.<br />
Freiräume im Alltag schaffen auch die „Betreuungsleistungen“,<br />
für die die Pflegekasse den Pflegedienst bezahlt, wenn bei der<br />
Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen<br />
eine eingeschränkte Alltagskompetenz festgestellt wurde. „Das ist<br />
zum Beispiel bei Demenz oder einer geistigen Behinderung der Fall“,<br />
erläutert Uta Lemburg. Für die Betreuung werden geschulte Servicekräfte<br />
eingesetzt. In Uta Lemburgs Station in Schwentinental profitieren<br />
nicht nur Senioren von der regelmäßigen Begleitung. „Wir<br />
betreuen mehrere Kinder mit geistigen oder körperlichen Behinderungen“,<br />
berichtet sie. Die Servicekräfte spielen mit den Kleinen<br />
oder machen gemeinsam Ausflüge, während die Eltern z.B. mit jüngeren<br />
Geschwistern zum Turnen gehen. Dabei ist der Austausch mit<br />
den Eltern besonders wichtig: „Durch die intensive Pflege sind die<br />
Eltern absolute Experten“, sagt Uta Lemburg. Oft falle es ihnen aber<br />
schwer, die Verantwortung abzugeben.<br />
Die ständige Verantwortung und Sorge ist auch für Angehörige<br />
älterer Pflegebedürftiger allgegenwärtig. Selbst beim Einkaufen ist<br />
oft die Angst dabei, während der Abwesenheit könne zu Hause etwas<br />
passieren. „Wir halten mit den Betreuungsleistungen den Rücken<br />
frei“, sagt daher Uta Lemburg. Diese Zeit können die Familienangehörigen<br />
für sich nutzen, einfach mal ein Buch lesen oder schwimmen<br />
gehen. Dabei haben beide Seiten etwas vom „Personalwechsel“.<br />
Uta Lemburg berichtet von einer Seniorin, die für ihr Leben gerne<br />
Fisch isst – zum Leidwesen ihrer Tochter, die für sie kocht und Fisch<br />
gar nicht liebt. „Jetzt geht unsere Betreuungskraft einmal in der<br />
Woche mit der Kundin Fisch kaufen und dann kochen sie gemeinsam“,<br />
erzählt die Pflegedienstleitung. Das genießen alle Beteiligten.<br />
Ein „gutes Rundumpaket“ nennt Uta Lemburg die Möglichkeiten,<br />
Angehörige professionell bei der Pflege zu unterstützen. Doch<br />
sie sieht weiterhin ein Informationsdefizit: „Viele wissen nicht, worauf<br />
sie Anspruch haben.“<br />
• INFO •<br />
Von den insgesamt 1.519 Kunden versorgte die Pflege <strong>Diakonie</strong><br />
im Jahr 2012 im Schnitt monatlich 149 Kunden im Rahmen<br />
der Betreuungsleistungen (§45 SGB XI). Bei durchschnittlich<br />
168 Patienten fand Verhinderungspflege statt. Diese Leistung<br />
wird besonders zur Urlaubszeit im Sommer nachgefragt.<br />
Auf mehreren Veranstaltungen in <strong>Neumünster</strong> informierte<br />
die <strong>Diakonie</strong> Altholstein Angehörige zum richtigen Umgang<br />
mit demenzkranken Menschen, teilweise gemeinsam mit<br />
dem Frauenwerk Altholstein.