Peter Böhmer: Die österreichische Finanzverwaltung und die ...
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29<br />
<strong>Die</strong> meisten Rückstellungsbescheide – r<strong>und</strong> 1.800 67 – betrafen Vermögenschaften der<br />
Republik Österreich. Damit hatte sich <strong>die</strong> Prophezeiung anlässlich einer Beratung im<br />
Nationalrat bestätigt:<br />
„Erster Anspruchsberechtigter ist <strong>die</strong> Republik Österreich selber, denn ein<br />
erheblicher Teil all des Vermögens, das in den vergangenen 7 Jahren den<br />
Eigentümer wechseln musste, gehörte dem <strong>österreichische</strong>n Staat.“ 68<br />
Fast ausschließlich ging es der Republik um Liegenschaften, <strong>die</strong> vom Deutschen Reich<br />
– beispielsweise von der Heeresverwaltung, dem Reichseisenbahnvermögen, der<br />
Verwaltung der Reichsstrassen, 69 der Reichsforstverwaltung 70 oder der Deutschen<br />
Reichspost 71 – entzogen worden waren. Dass <strong>die</strong> Republik Österreich als<br />
Rückstellungswerberin besser behandelt wurde als andere Rückstellungswerber <strong>und</strong><br />
ihre Verfahren rascher abgewickelt wurden, ist nicht eindeutig nachzuweisen. Zwar<br />
sind Fälle mit extrem kurzer Verfahrensdauer 72 bekannt, allerdings gibt es auch<br />
Verfahren, <strong>die</strong> fast ein Jahr dauerten. 73<br />
67<br />
Der Republik ist in der Kartei mit den Bescheiden des Ersten Rückstellungsgesetzes ein eigener<br />
Karteikasten gewidmet.<br />
68<br />
Stenographischen Protokolle der 14. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich, V.<br />
Gesetzgebungsperiode, 15. Mai 1946.<br />
69<br />
ÖstA, AdR BMF-VS 178.759-34/51 <strong>und</strong> 172.598-34/51.<br />
70<br />
ÖstA, AdR BMF-VS 163.895-34/51.<br />
71<br />
ÖstA, AdR BMF-VS 172.123-34/51. <strong>Die</strong> Republik erhielt per 31. März 1951 <strong>die</strong><br />
Gesellschaftsrechte des Deutschen Reiches an der Genossenschaftlichen Zentralbank Wien,<br />
Aktiengesellschaft, im Ausmaße von Nom. RM 1,156.000 (1.156 Stück Reichsmarkaktien à RM<br />
1.000). Der Antrag stammt vom 18. Februar 1950.<br />
72<br />
Etwa <strong>die</strong> Rückstellung der Liegenschaften EZ 207 (Artillerieetablissement in Benutzung der<br />
Heeresverwaltung), EZ 237 <strong>und</strong> 452 KG Sollenau: Am 15. Dezember 1950 stellte <strong>die</strong><br />
Finanzprokuratur den Rückstellungsantrag, am 28. Dezember 1950 wurde der Bescheid ausgestellt,<br />
am 31. Jänner 1951 <strong>die</strong> Liegenschaften zurückgestellt, ÖstA, AdR BMF-VS 162.251-34/51. Noch<br />
schneller erfolgte <strong>die</strong> Rückstellung der Liegenschaft EZ 196 KG Ebenfurth, Gerichtsbezirk Wiener<br />
Neustadt: Antrag am 11. Jänner 1951 eingereicht, Rückstellung per Bescheid am 16. Jänner 1951<br />
ausgesprochen, ÖstA, AdR BMF-VS 162.684-34/51.<br />
73<br />
Etwa <strong>die</strong> Liegenschaft EZ 492 KG Oberwart (Jägerkaserne): Der Bescheid der FLD Wien stammte<br />
vom 12. Jänner 1951, der Antrag vom 26. April 1950, ÖstA, AdR BMF-VS 162.422-34/51. Oder <strong>die</strong><br />
Liegenschaft EZ 111 KG Oberweg, Gerichtsbezirk Judenburg. Der Bescheid der FLD Steiermark<br />
stammte vom 12. Jänner 1951, der Antrag vom 22. Februar 1950, ÖstA, AdR BMF-VS 163.895-<br />
34/51.