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Lokales<br />
Zwischen Verzweifl ung und Glück:<br />
Die fl iegenden Hunde<br />
von <strong>Lanzarote</strong><br />
Von Julian Ermert<br />
Sie gehören fast zum Alltag in<br />
<strong>Lanzarote</strong>s Städten und Dörfern:<br />
Herrenlose Hunde, die teils<br />
schwer verletzt, aber fast immer<br />
verstört über Felder und durch<br />
dreckige Hinterhöfe irren oder in<br />
verlassenen Hausruinen Schutz<br />
suchen. Die meist ängstlichen<br />
und abgemagerten Tiere fristen<br />
ein tristes Dasein und scheinen<br />
von der Welt vergessen. Viele<br />
von ihnen werden eingefangen<br />
und landen in so genannten<br />
„Perreras“, das sind spezielle<br />
Tötungsstationen, in denen der<br />
sichere Tod auf die vergessenen<br />
„Freunde des Menschen“ wartet.<br />
Wenige kümmern sich auf<br />
<strong>Lanzarote</strong> um das Schicksal<br />
dieser Tiere, aber es gibt sie und<br />
ihre aufopfernde Arbeit verdient<br />
Unterstützung und Anerkennung.<br />
Zwei von ihnen sind die<br />
engagierten Tierschützerinnen<br />
Angela Baumgartner und Anita<br />
Karar. Sie retten Hunde aus Tötungsstationen<br />
und geben ihnen<br />
die Chance auf ein – hoffentlich<br />
- besseres Leben in Deutschland.<br />
Es ist kühl an diesem Morgen,<br />
die Sonne erhebt sich schwerfällig<br />
über den Horizont und<br />
lässt die bevorstehende Hitze des<br />
neuen Tages höchstens erahnen.<br />
<strong>Lanzarote</strong><strong>37</strong>° Oktober 08<br />
Die Abfl ughalle des Flughafens<br />
Guacimeta auf <strong>Lanzarote</strong> ist fast<br />
menschenleer. Nur wenige Flieger<br />
verlassen in diesen frühen<br />
Morgenstunden den Flughafen.<br />
„Heute wird es schnell gehen mit<br />
der Abfertigung. Es ist kaum was<br />
los, weil Feiertag ist. An anderen<br />
Tagen geht das hier schon mal<br />
etwas hektischer zu“, sondiert<br />
Angela Baumgartner mit einem<br />
schnellen Blick die Lage. Es ist<br />
wieder einer dieser Tage, an denen<br />
sich zwei einsame Hundeseelen<br />
auf den Weg nach Deutschland<br />
machen, wo hoffentlich ein<br />
besseres Leben auf sie wartet.<br />
Baumgartner inspiziert die Hun-<br />
deboxen, aus denen vier kleine<br />
braune Knopfaugen mit verstörtem<br />
Blick die fremden Menschen<br />
mustern, die um sie herum<br />
stehen. Alle entscheidenden<br />
Personen für den Transport der<br />
Vierbeiner sind, wie verabredet,<br />
an Ort und Stelle, um die erste<br />
Etappe des Tiertransports gemeinsam<br />
zu meistern: das Ein-<br />
Angela und Britta haben beide ein Herz für den Tierschutz<br />
checken der Hunde.<br />
Langsamen Schrittes bewegen<br />
sich die Flugpaten zusammen<br />
mit den Tierschützern auf den<br />
Check-In-Schalter zu, um die<br />
Hunde einzuchecken. Bereits<br />
nach wenigen Sekunden ist dieser<br />
Vorgang abgeschlossen und<br />
die Hundeboxen werden vom<br />
Zoll inspiziert und abgefertigt.<br />
Während Angela Baumgartner,<br />
mit einem leuchtend roten „Tierschützer“-<br />
Overall bekleidet, die<br />
Transportboxen mit Klebeband<br />
sichert, redet ihre Kollegin Anita<br />
Karar beruhigend auf die leicht<br />
nervösen Hunde ein. Unzählige<br />
Tiere haben diese beiden, die<br />
auf der ganzen Insel unter ihren<br />
Vornamen Anita und Angela<br />
bekannt sind, aus den Perreras<br />
gerettet und auf den Weg nach<br />
Deutschland geschickt. Und obwohl<br />
das für die beiden Routine<br />
ist, wurde auch dieses Mal alles<br />
akribisch vorbereitet, läuft reibungslos<br />
nach Plan ab: Sind alle<br />
notwendigen Papiere vorhanden?<br />
Sind die Boxen da? Wie geht es<br />
den Hunden?<br />
Nach wenigen Minuten sind<br />
alle Formalitäten erledigt und<br />
die Hundeboxen rollen mit ihrer<br />
lebenden Fracht auf dem<br />
Fließband neben dem Check-In-<br />
Schalter für Sonderfrachtgut davon.<br />
Dieser Flug nach Münster<br />
wird ein Einschnitt in das noch<br />
junge Hundeleben sein. Gerührt<br />
und dankbar verabschieden sich<br />
Anita und Angela von Familie<br />
Jochheim und Familie Peters, die<br />
dieses Mal als Flugpaten für ihre<br />
Schützlinge fungieren und nun<br />
ebenfalls die Sicherheitsschleuse