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Editorial Inhalt<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
lassen Sie mich heute ein paar Anmerkungen zu journalistischer Arbeit und denjenigen,<br />
die unsere Arbeit beobachten und darüber diskutieren, machen.<br />
Ziemlich genau vor zwei Wochen hat sich ein junger niederländischer Fotojournalist<br />
in Afrika zusammen mit 29 Afrikanern in ein Fischerboot gesetzt, um am eigenen<br />
Leib zu erfahren, wie es ist, in solch einem Boot den Weg in die „bessere Welt“ zu<br />
wagen. Doch dieses Wagnis hat er nicht in erster Linie angetreten, weil er selbst es<br />
wissen wollte, sondern weil er uns alle an dieser Erfahrung teilhaben lassen wollte.<br />
Weil er damit eine Erfahrung transportieren wollte, eine Erfahrung, die vielen von<br />
uns - hoffentlich - immer erspart bleiben wird. Weil er mit dieser nächtlichen Bootsfahrt<br />
von Afrika nach Europa bewirken wollte, dass wir unser Augenmerk, wenigstens<br />
für einen Moment, auf dieses Ereignis und damit die Verhältnisse in Afrika<br />
richten..., weil, weil, weil...<br />
Wir Medien haben uns, wie wahrscheinlich auch von dem jungen Mann erwartet<br />
und erhofft, gierig auf seine Geschichte gestürzt und unsererseits berichtet und<br />
viele Leser vieler Zeitungen in vielen Ländern begannen zu diskutieren: Über die<br />
Flüchtlinge, die Situation an Spaniens Außengrenzen, den Schaden, den der junge<br />
Mann möglicherweise dem lanzarotenischen Tourismus zufüge, die Möglichkeiten<br />
was man tun könne, die Absichten des Journalisten und die „wirklichen“ Absichten<br />
hinter seinen Absichten.... Darunter auch die Meinung, dass der junge Mann nur<br />
„wirksam“ auf sich aufmerksam machen wollte, um in seinem Job als Fotojournalist<br />
bekannt(er) zu werden, um möglichst schnell einen Schritt voran zu kommen.<br />
Und dann war da noch die Diskussion über das Verhalten der Polizei, die ohne<br />
jeden richterlichen Beschluss einfach das Fotomaterial des Reporters konfi szierte.<br />
Warum ich das alles hier anführe?<br />
Weil all diese Vorgänge - vorausgesetzt ich öffne meine Augen - mich zum Beobachter<br />
machen. „Beobachter sind in der Lage, die Besonderheit und damit auch die<br />
Beschränktheit ihrer Perspektive mitzurefl ektieren. Sie rechnen jederzeit mit einer<br />
Ergänzung ihrer Perspektive. Sie rechnen mit Kommunikation. Jede Beobachtung<br />
ist für sie ein Experiment, in dem es darum geht, ein Angebot zu machen und daraus<br />
etwas zu lernen, wie und von wem dieses Angebot aufgenommen wird“, schrieb<br />
Dirk Baeker im Vorwort zu seinem Buch „Nie wieder Vernunft - Kleine Beiträge<br />
zur Sozialkunde“.<br />
Klarer und intensiver hätte ich den Sinn, welchen ich in meinem Journalistendasein<br />
sehe, nicht beschreiben können.<br />
Wir machen Angebote, wir wünschen uns Beobachter und wir rechnen mit Kommunikation,<br />
ja wir hoffen sogar auf sie. Sie zeigt uns, wer wie was aufnimmt und<br />
damit ein Stück der Wahrnehmungsweise unserer Mitmenschen.<br />
Und da sehen die einen den erfolgsheischenden Journalisten, die anderen die bedauernswerten<br />
Flüchtlinge, die dritten die böse Polizei...und alle sähen wir alles, wenn<br />
wir nur hinsähen.<br />
Das ist der Grund, warum ich schreibe, warum ich nach Geschichten suche. Damit<br />
andere hinsehen. Und ich und andere wiederum sehen, auf welche Art und Weise sie<br />
hinsehen... Das ist bisweilen amüsant, manchmal erschreckend, manchmal tun sich<br />
Abgründe auf. Und das ist gut so. Denn hat man die erkannt, kann man sie leichter<br />
umschiffen.<br />
Viel Freude beim Hinsehen, wünscht Ihre<br />
Susanne Bernard<br />
Freizeit Freizeit<br />
Surf - Sport der Könige 4<br />
Kurzmeldungen 14<br />
Wissenswertes<br />
Pfl anzen vermehren 30<br />
Lokales<br />
Todeshunde in Perreras 24<br />
Joël van Houdts Flucht<br />
mit Immigranten 32<br />
Essen & Trinken<br />
Restaurant-Test (Teil 25) 39<br />
José Peñín besucht<br />
Patio del Vino 34<br />
Leserbriefe 38<br />
Branchenverzeichnis Branchenverzeichnis 40<br />
Veranstaltungen 42<br />
Kleinanzeigen 47<br />
Tidenkalender 33<br />
Impressum 44<br />
Fährverbindungen <strong>37</strong><br />
Abo 44<br />
Wichtige Nummern 50<br />
Titelfoto: istockphoto.com