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stes seine edelsten Rösser zeigt,<br />
so führte Jürgen Jacobs seinen<br />
Besucher als erstes zu seinen<br />
Schätzen: Zusammen entschwanden<br />
die beiden in den Tiefen von<br />
Jacobs Weinkeller und niemand<br />
durfte sie begleiten.<br />
Man darf sich aber vorstellen,<br />
wie die eine oder andere<br />
Flasche ehrfürchtig in die Hand<br />
genommen wurde. Flaschen,<br />
deren Etikett teilweise älter gewesen<br />
sein dürfte als die beiden<br />
Herren zusammen. Denn Jürgen<br />
Jacobs muss sich mit den Schätzen<br />
in seinem Keller nicht verstecken:<br />
Da lagert beispielsweise<br />
ein El Grifo, der bekanntesten<br />
Bodega <strong>Lanzarote</strong>s aus dem Jahre<br />
1880 mit handgeschriebenem<br />
Etikett (Foto).<br />
Vielleicht möchte man den<br />
nicht unbedingt trinken,<br />
wenn man weiß, wie auf der Insel<br />
selbst noch bis vor wenigen Jahren<br />
Wein gemacht wurde... Ganz<br />
anders sieht es dagegen schon<br />
mit dem Chateau Mouton-Rothschild<br />
aus dem Jahre 1973 aus...<br />
Unerschwinglich sind jedenfalls<br />
beide Flaschen für uns Durchschnittsbürger,<br />
ob es nun wegen<br />
des berühmten Namens, wegen<br />
des Inhalts, des Alters oder allem<br />
zusammen ist.<br />
Als Jürgen Jacobs gemeinsam<br />
mit José Peñín wieder ans Tageslicht<br />
kam, zogen sich die beiden<br />
umgehend in eine gemütliche<br />
Ecke des malerischen Innenhofs<br />
des Patio del Vino zurück, wo sie<br />
sich weiter ihrem Lieblingsthema<br />
widmeten, während Jürgens<br />
Frau Antje ihre leckeren Tapa-<br />
Teller für die Gäste reichte. Ein<br />
harmonischer Freitagnachmittag,<br />
an dem zwei „Weinpäpste“<br />
sich in gediegener Umgebung<br />
austauschen konnten und dies,<br />
obwohl Peñin sich eigentlich für<br />
einen Samstag im Patio del Vino<br />
angemeldet hatte. Doch da biss<br />
selbst Spaniens Wein-Papst Peñín<br />
bei Jürgen Jacobs auf Granit.<br />
„Am Sabbat ist bei uns Ruhetag,<br />
Der Guía Peñín<br />
Die erste Ausgabe des „Guía Peñín“ erschien im Jahr 1990 und wurde<br />
schnell zum Standardwerk für spanische Weine. Den Jahrgangsband gibt<br />
es auch auf Deutsch (Heel-Verlag, 29.90 Euro). Das Werk präsentiert<br />
mehr als 17.500 Weine, Cavas und Sherrys, die unabhängig nach einem<br />
Punktesystem bewertet sind. Besonders einflussreich ist die Auflistung<br />
der besten Weine des Jahres. Wer erwähnt wird, jubelt wie ein Chefkoch,<br />
wenn er einen Michelin-Stern bekommt.<br />
und der Patio bleibt geschlossen,<br />
komme da, wer wolle, dieser Tag<br />
ist mir heilig“, verteidigte Jacobs<br />
seinen Ruhetag.<br />
Peñin schien es nicht weiter<br />
übel zu nehmen, kam am<br />
Freitag, und Jacob fürchtet mit<br />
seinem Weinrestaurant in Teguise<br />
keine Kritik - nicht einmal<br />
die des berühmtesten Weinkritikers<br />
Spaniens, der sich angemeldet<br />
hatte, um mit Jacobs<br />
höchstpersönlich ein Interview<br />
für sein Weinmagazin Sibaritas<br />
zu führen.<br />
Peñín genoss offensichtlich<br />
nicht nur die Führung durch<br />
die Weinkeller des Patio del Vino,<br />
sondern interessierte sich ganz<br />
offensichtlich für den Mann, der<br />
dieses gemütliche Weinlokal in<br />
La Villa de Teguise, aufgebaut<br />
hat. Er stellte Jacobs viele persönliche<br />
Fragen und interessierte<br />
sich für die Lebensgeschichte<br />
dieses deutschen Residenten,<br />
der sich vor vielen Jahren entschlossen<br />
hatte, nach <strong>Lanzarote</strong><br />
auszuwandern, um sich – unter<br />
Essen & Trinken<br />
anderem - vollkommen seinem<br />
Hobby, dem Wein, zu widmen.<br />
Es hat Spaß gemacht, sich<br />
mit einem Menschen auf<br />
gleichem Niveau über das Thema<br />
Wein zu unterhalten“, resümiert<br />
Peñín sein Gespräch mit unserem<br />
lanzarotenischen Weinpapst,<br />
dem übrigens genauso wenig wie<br />
Peñín das Thema Wein bereits in<br />
die Wiege gelegt wurde. Bevor<br />
Jacobs ans Weinsammeln denken<br />
konnte oder gar daran, „auszusteigen“,<br />
war er als Vertriebsspezialist<br />
in großen deutschen<br />
Unternehmen tätig und führte<br />
mit seine Frau Antje jahrelang<br />
ein Leben aus dem Koffer. Nicht<br />
ganz unähnlich den Anfängen<br />
des José Peñin, der als Pharma-<br />
Vertreter Spaniens Krankenhäuser<br />
abklapperte, bis er eines Tages<br />
einem Weinkenner begegnete,<br />
der ihn, wie er sagt, „inspirierte“.<br />
Die beiden hatten die Idee, möglichst<br />
gute, unbekannte Weine<br />
in Spanien aufzuspüren, haben<br />
einen Weinklub gegründet, und<br />
José Peñin wandte sich mehr und<br />
mehr dem Journalismus zu, bis er<br />
irgendwann das erste Weinmagazin<br />
seines Landes herausgab.<br />
Später kamen dann noch viele,<br />
viele Bücher hinzu und schließlich<br />
der jährliche Weinführer<br />
Guía Peñín.<br />
<strong>Lanzarote</strong><strong>37</strong>° Oktober 08 35