Die historisch-kritische Methode – kritisch betrachtet - Kurt Bangert.de
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jenen Tagen wird die Scheol ihren Rachen<br />
aufsperren; sie wer<strong>de</strong>n hinab— sinken und<br />
ihr Untergang wird zu En<strong>de</strong> sein. <strong>Die</strong> Scheol<br />
wird die Sün<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m Angesichte <strong>de</strong>r<br />
Auserwählten ver schlingen.<br />
Viele Aussagen <strong>de</strong>s Neuen Testamentes lassen sich aufgrund von alttestamentlichen<br />
Texten erhellen, an<strong>de</strong>re wie<strong>de</strong>rum wer<strong>de</strong>n erst durch Hinzuziehung von außerbiblischen<br />
Quellen verständlich. <strong>Die</strong>ser extrabiblischen Quellen gehören vorwiegend <strong>de</strong>r sogenannten<br />
intertestamentarischen Literatur an, also jenem Schrifttum, das zwischen <strong>de</strong>m Abschluß <strong>de</strong>s<br />
Alten Testamentes und <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>s Neuen Testamentes geschrieben und gelesen<br />
wur<strong>de</strong> — Henoch ist dafür nur ein Beispiel.<br />
Es gibt aber auch noch einen dritten Weg, neutestamentliche Theologie und Kosmologie<br />
zu verstehen: in<strong>de</strong>m wir die frühchristliche Literatur zu Rate zieht, da sie ebenfalls<br />
Aufschluss geben kann über neutestamentliche Inhalte und Vorstellungen, die ohne<br />
Kenntnis dieser Literatur fast unverständlich wäre. Es soll dafür nur ein einziges Beispiel<br />
genügen:<br />
In 1. Petrus 3,18—20 heißt es von Christus, dass er<br />
„…ist getötet nach <strong>de</strong>m Fleisch, aber lebendig gemacht nach <strong>de</strong>m Geist.<br />
In <strong>de</strong>mselben ist er auch hingegangen und hat gepredigt <strong>de</strong>n Geistern im<br />
Gefängnis, die vorzeiten nicht glaubten…“<br />
Dass Christus nach seinem Tod und vor seiner Auferstehung <strong>de</strong>n toten Geistern<br />
gepredigt haben soll, mutet recht merkwürdig an, wird aber etwas verständlicher, wenn<br />
man sich das frühchristliche Literarstück von <strong>de</strong>r „Höllenfahrt Christi“ anschaut, in <strong>de</strong>m es<br />
u.a. heißt:<br />
„Während Satan und Ha<strong>de</strong>s so miteinan<strong>de</strong>r sprachen, ertönte wie Donner<br />
eine gewaltige Stimme: Öffnet, ihr Herrscher, eure Tore, gehet auf, ewige<br />
Pforten! Einziehen wird <strong>de</strong>r König <strong>de</strong>r Herrlichkeit. Als Ha<strong>de</strong>s das hörte,<br />
sprach er zu Satan: Geh hinaus, wenn du kannst, und tritt ihn entgegen!<br />
Satan ging nun hinaus. Dann befahl Ha<strong>de</strong>s seinen <strong>Die</strong>nern: Verrammelt<br />
gut und kräftig die ehernen Tore, schiebt die eisernen Querbalken vor,<br />
behaltet meine Verschlüsse in <strong>de</strong>r Gewalt, steht gera<strong>de</strong> und schaut nach<br />
allem! Denn kommt er herein, wird Wehe über uns kommen… Da<br />
erscholl wie<strong>de</strong>r die Stimme: Öffnet die Tore! Als Ha<strong>de</strong>s die Stimme zum<br />
zweitenmal hörte, verhielt er sich wie ein Ahnungsloser und fragte: Wer<br />
ist dieser König <strong>de</strong>r Herrlichkeit? <strong>Die</strong> Engel <strong>de</strong>s Herrn erwi<strong>de</strong>rten: Ein<br />
mächtiger und gewaltiger Herr, ein Herr, machtvoll im Krieg (siehe Ps.<br />
23,8 LXX). Und zugleich mit diesem Bescheid wur<strong>de</strong>n die ehernen Tore<br />
zerschlagen und die eisernen Querbalken zerbrochen und die gefesselten<br />
Toten alle von ihren Ban<strong>de</strong>n gelöst und wir mit ihnen. Und es zog ein <strong>de</strong>r<br />
König <strong>de</strong>r Herrlichkeit wie ein Mensch, und alle dunklen Winkel <strong>de</strong>s<br />
Ha<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong>n licht. Da streckte <strong>de</strong>r König <strong>de</strong>r Herrlichkeit seine rechte