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Die historisch-kritische Methode – kritisch betrachtet - Kurt Bangert.de

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Bibeltreue Christen haben oft <strong>de</strong>n Verdacht, dass die Historiker die beschriebenen<br />

Ereignisse nur <strong>de</strong>shalb in Zweifel ziehen, weil sie übernatürliche Wun<strong>de</strong>r enthalten und sie<br />

Gott diese Wun<strong>de</strong>r nicht zutrauen. Das mag für manchen Historiker richtig sein, gleichwohl<br />

wäre das zu vereinfachend gedacht. Oft sind es textliche Ungereimtheiten, wi<strong>de</strong>rsprüchliche<br />

Aussagen o<strong>de</strong>r unsichere Quellen, die Wissenschaftler dazu verleiten, die Historizität eines<br />

Ereignisses anzuzweifeln o<strong>de</strong>r als „geschönt“ auf ihren <strong>historisch</strong>en Kern zu reduzieren.<br />

Manchmal hat man <strong>de</strong>n Eindruck, <strong>historisch</strong>-<strong><strong>kritisch</strong>e</strong> Wissenschaftler gehen nach <strong>de</strong>m<br />

Prinzip vor, alles grundsätzlich erst einmal in Frage zu stellen, es sei <strong>de</strong>nn, es kann mit<br />

absoluter Sicherheit nachgewiesen wer<strong>de</strong>n, dass ein Ereignis tatsächlich stattfand.<br />

An<strong>de</strong>rerseits jedoch scheinen mir streng bibelgläubige Christen oft so vorzugehen, dass sie<br />

alles, was in <strong>de</strong>r Bibel steht, grundsätzlich als <strong>historisch</strong> ansehen, solange nicht <strong>de</strong>r absolut<br />

sichere Beweis erbracht wur<strong>de</strong>, dass dieses Ereignis nicht stattgefun<strong>de</strong>n hat. Ich brauche<br />

wohl nicht zu extra zu betonen, dass es „absolute Beweise“ überhaupt nicht gibt und die<br />

unterschiedlichen Ansätze nur schwer miteinan<strong>de</strong>r vereinbar sind.<br />

Gibt es eine Lösung? Ich plädiere dafür, sich die biblischen Texte erst einmal gründlich<br />

anzuschauen, sie, so man Zeit dafür hat, <strong>historisch</strong>-<strong>kritisch</strong> unter die Lupe zu nehmen, aber<br />

nicht mit <strong>de</strong>m Ziel, gleich die Historizität <strong>de</strong>s Geschil<strong>de</strong>rten anzuzweifeln, aber gleichwohl<br />

nicht bei <strong>de</strong>n bloßen Ereignissen stehen zu bleiben, son<strong>de</strong>rn nach <strong>de</strong>n göttlichen Wahrheiten<br />

zu fragen, die für je<strong>de</strong>n Leser darin enthalten sind. An<strong>de</strong>rerseits wäre <strong>de</strong>n eher <strong><strong>kritisch</strong>e</strong>n<br />

Bibellesern zu raten, sich nicht an <strong>de</strong>n vielen Wun<strong>de</strong>rgeschichten zu stoßen, son<strong>de</strong>rn hinter<br />

ihnen ebenfalls die theologischen Wahrheiten herauszuarbeiten, um Gottes Wort zu hören.<br />

<strong>Die</strong> <strong>historisch</strong>-<strong><strong>kritisch</strong>e</strong> <strong>Metho<strong>de</strong></strong>: <strong>kritisch</strong> <strong>betrachtet</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>historisch</strong>e Kritik ist ein Kind <strong>de</strong>r Aufklärung und läuft <strong>de</strong>shalb Gefahr, durch die<br />

Inthronisierung <strong>de</strong>r aufklärerischen Vernunft nur das als „wahr“ zu akzeptieren, was<br />

<strong>historisch</strong> nachweisbar ist. Sie hat in <strong>de</strong>r Vergangenheit dazu geneigt, alles in Frage zu<br />

stellen, was nicht ein<strong>de</strong>utig gesichert schien. Sie hat sich ein grundsätzliches Misstrauen zu<br />

eigen gemacht.<br />

„<strong>Die</strong> biblischen Erzählungen wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r <strong>historisch</strong>en Fragestellung zunächst einmal<br />

zu Geschichtsquellen gemacht, aus <strong>de</strong>nen <strong>kritisch</strong> erhoben wer<strong>de</strong>n soll, wie es damals<br />

tatsächlich zugegangen ist. Sie wer<strong>de</strong>n mit jenem methodisch gefor<strong>de</strong>rten Misstrauen<br />

gelegen, mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r <strong><strong>kritisch</strong>e</strong> Historiker allen Zeugnissen <strong>de</strong>r Vergangenheit gegenübertritt.“<br />

6<br />

<strong>Die</strong>ses Misstrauen, diese Kritik, wur<strong>de</strong> weithin zum Prinzip erhoben und prägte große<br />

Teile <strong>de</strong>r Theologie <strong>de</strong>s letzten Jahrhun<strong>de</strong>rts. <strong>Die</strong> Bibelkritik wur<strong>de</strong> weniger im Namen <strong>de</strong>s<br />

Glaubens eingesetzt, als im Namen einer Wissenschaft, die es sich nicht zur Pflicht machte,<br />

zum Glauben hinführen, die oft genug von ihm wegführte. Auch wenn diejenigen, die die<br />

<strong>Metho<strong>de</strong></strong> anwandten, Theologen waren, praktizierten sie so etwas wie einen methodischen<br />

Atheismus, <strong>de</strong>r zwar vorgab zu glauben, aber praktisch <strong>de</strong>nnoch so tat, als glaubte er nicht.<br />

Insofern hatte Gerhard Maier recht, <strong>de</strong>r in Bezug auf die <strong>historisch</strong>e Kritik von einem<br />

Vorgang schrieb, „bei <strong>de</strong>m die Bibel von einem außerbiblischen Ort her mit außerbiblischen<br />

6 Friedrich Mil<strong>de</strong>nberg, <strong>Die</strong> halbe Wahrheit o<strong>de</strong>r die ganze Schrift, Chr. Kaiser Verlag, München, 1967, S. 22.

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