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Stunde benötigt. Zudem besteht die grosse<br />

Gefahr, dass das hochgiftige Zyanid ins Grundwasser<br />

gelangt.<br />

Das Projekt ist auch nicht nachhaltig; nach<br />

dem Aufbau der Infrastruktur sind praktisch<br />

alle Arbeitsplätze für die Ansässigen weggefallen,<br />

denn Ingenieure und Maschinenführer sind<br />

Auswärtige. Die Mine ist jetzt im ersten Betriebsjahr;<br />

nach zehn Jahren Ausbeute soll sie<br />

geschlossen und der Krater von 800 m Durchmesser<br />

und 600 m Tiefe<br />

rekultiviert werden.<br />

Das wird von den Lokalen<br />

aber stark bezweifelt.<br />

Am 18. Juni 2005 hat<br />

die Gemeinde Sipacapa<br />

ohne Unterstützung<br />

von Bürgermeister und<br />

Regierung eine Volksbefragungdurchgeführt.<br />

Dabei stimmten<br />

11 Dörfer gegen die<br />

Mine und eines dafür<br />

(bei einer Stimmenthaltung).<br />

Die Regierung<br />

klärt immer noch<br />

ab, ob diese Abstimmung<br />

legal war… (unterdessen<br />

hat das Verfassungsgericht<br />

ihre<br />

Legalität bestätigt).<br />

Zudem kam es im Januar<br />

2005 bei Sololá<br />

zu einem gewalttätigen Zusammenstoss zwischen<br />

den 1500 Polizisten und 150 Soldaten,<br />

die den Transport des für die Mine bestimmten<br />

Zylinders begleiteten, und den Lokalen, die<br />

den Transport verhindern wollten. Obwohl eine<br />

Person getötet und 20 verletzt wurden, hat die<br />

Regierung keine Untersuchung veranlasst. Man<br />

nimmt an, dass sowohl Präsident wie Vizepräsident<br />

wirtschaftliche Interessen an der Mine<br />

haben.<br />

Nach dem ausgedehnten Briefing bringt uns<br />

der Bus über eine kurvenreiche Strasse mit<br />

fantastischen Ausblicken Richtung Pazifik in die<br />

Bocacosta. Immer wieder schrecken die Spuren<br />

von Hurrikan «Stan»; helle Furchen in den<br />

steilen, dicht bewachsenen Abhängen zeigen,<br />

wie extrem die Niederschläge im letzten Oktober<br />

waren. Plötzlich eine Umleitung auf eine<br />

Staubstrasse: Sie führt zu einem gigantisch<br />

breiten Flussbett voller riesiger abgeschliffener<br />

Steine. Von der Notbrücke über einen heute<br />

wieder bescheidenen Wasserlauf sehen wir die<br />

vom hochgegangenen Fluss weggerissene,<br />

16<br />

jetzt im Leeren endende Asphaltstrasse – alles<br />

vermittelt einen tiefen Eindruck von der Wucht<br />

der Wassergewalten. Dann holpert der Bus<br />

über verlottertes Kopfsteinpflaster durch die<br />

grüne Wildnis der Bocacosta. Hier wachsen die<br />

Kaffeepflanzen im Halbschatten hoher Bäume<br />

und üppiger Bananenstauden.<br />

Endlich Ankunft auf der Finca «Las Delicias» –<br />

wo wir sogleich zum Mittagessen in eine Holzhütte<br />

mit Wellblechdach geführt werden, halb<br />

Wohn-, halb Schlafraum.<br />

Etwas später, draussen im Halbrund unter hohen<br />

Bananenstauden, begrüsst uns Salvador<br />

Fuentes im Namen der 26 Familien, die hier<br />

für ihre Rechte kämpfen und einen Teil der Finca<br />

besetzt halten. Nach einleitenden Gebeten<br />

erklären uns verschiedene RednerInnen die Situation.<br />

Die ArbeiterInnen wurden im Januar<br />

2001 wegen der Kaffeekrise entlassen, und<br />

fordern seither die ihnen zustehenden und<br />

auch gerichtlich zugesprochenen Entschädigungszahlungen.<br />

Würden diese bezahlt, so<br />

hätten sie ganze 30 Tage Zeit, um das Gelände<br />

zu verlassen – aber wohin? Sie haben ihr Leben<br />

hier verbracht, schon ihre Grosseltern haben<br />

hier gelebt. Diese Familien mit ihren 185<br />

Kindern brauchen eigenes Land. Sie fordern<br />

die Hälfte der ihnen zustehenden Entschädigung<br />

in Form von 1500 cuerdas flachem Land<br />

– das würde ihnen ermöglichen, den Lebensunterhalt<br />

zu sichern.<br />

Die Landbesitzerin war nur einmal hier, um mit<br />

den entlassenen ArbeiterInnen zu verhandeln;<br />

der nicht besetzte Teil der Finca wird nicht<br />

mehr von ihr, sondern von einem Vertreter der

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