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CPR: Comunidades de Población en<br />
Resistencia<br />
Die Leute, mit denen wir hier in Nebaj/La Pista<br />
gesprochen haben, lebten aus religiösen und<br />
aus Gründen des praktischen Überlebens in<br />
den CPR. Als die Armee anfangs 1980er-Jahre<br />
begann, Massaker in der Region durchzuführen,<br />
flohen sie in die Berge. Sie wollten mit ihren<br />
Familien in Sicherheit leben, etwas zu essen<br />
und ein Dach über dem Kopf haben. Und<br />
sie wollten nicht zwangsrekrutiert werden für<br />
die PAC (Patrullas de Autodefensa Civil – Patrouillen<br />
für zivile Selbstverteidigung). Doch<br />
wo immer diese Menschen sich niederliessen<br />
und etwas Bescheidenes aufbauten – z.B. einfachste<br />
Behausungen aus Blättern und kleine<br />
Maispflanzungen –, wurde wieder alles von der<br />
Armee zerstört, sie wurden erneut vertrieben.<br />
Der Grund dafür war, dass sie in der katholischen<br />
Kirche organisiert waren. Jegliche Organisation<br />
war der Regierung, der Armee und der<br />
CIA suspekt, organisierte Leute wurden beschuldigt,<br />
der Guerilla anzugehören.<br />
Die Leute, die heute in La Pista wohnen, erzählten,<br />
dass sie während ihrem Leben in den<br />
CPR kaum Zeit und Gelegenheit hatten, um<br />
gemeinsam zu beten, in der Bibel zu lesen<br />
oder Gottesdienst zu feiern, da sie ständig auf<br />
der Flucht waren. Es gab Zeiten, in denen sie<br />
nicht einmal mehr etwas zum Anziehen hatten.<br />
Diese Leute betonten, dass sie in den CPR<br />
Heiss her geht es um PN- und<br />
EMP-Archive<br />
Guatemala, 12. Mai 2006. In der Nacht<br />
zum Donnerstag, 11. Mai, wurde eine Brandbombe<br />
in den mit Fahrzeugwracks zugestellten<br />
Hof des Polizeigebäudes geworfen, in dem die<br />
Archive der Nationalen Polizei (PN) aufbewahrt<br />
werden. Ein Wachmann entdeckte den Qualm<br />
rechtzeitig und konnte das Feuer löschen. Die<br />
im letzten Juli gefundenen Dokumente sind<br />
Beweismaterial für die während des internen<br />
bewaffneten Konflikts verübten Menschenrechtsverletzungen.<br />
(siehe ¡Fijáte! 359) Menschenrechtsombudsmann<br />
Sergio Morales, dessen<br />
Institution für die Archive zuständig ist,<br />
schliesst nicht aus, dass es sich um ein Attentat<br />
handelt, um das Dokumentarsenal zu zerstören.<br />
Während er das Gebäude für den sichersten<br />
Platz zur Aufbewahrung der Aktensammlung<br />
hält und somit eine Verlegung derselben<br />
nicht zur Diskussion stellt, wird vielmehr<br />
ein Rechtsantrag in Erwägung gezogen,<br />
3<br />
nicht subversiv gewesen seien. D.h. dass sie<br />
zwar sehr wohl andere Verhältnisse, jedoch<br />
nicht – wie die Guerilla – die politische Macht<br />
erobern wollten. Andernorts, z.B. im Petén,<br />
gab es CPR, die viel stärker politisch motiviert<br />
waren und teilweise auch der Guerilla als Unterstützungsbasis<br />
dienten. Einige von ihnen leben<br />
nun auch nach dem Krieg weiterhin als<br />
CPR im Kollektiv (s. 28. 02. 06: Santa Rita).<br />
1991 wandten sich die CPR mit einem Communiqué<br />
an die Öffentlichkeit. Sie wiesen auf ihre<br />
Existenz hin und riefen die Leute dazu auf, sie<br />
wahrzunehmen. Von diesem Moment an erhielten<br />
die Menschen in den CPR einen gewissen<br />
internationalen Schutz. Sie konnten sich an einem<br />
Ort niederlassen, ohne ständig wieder<br />
von neuem fliehen zu müssen.<br />
«Wir kämpfen gegen Gefangenschaft, Verfolgung,<br />
Bombardierung, Beschuss im Tiefflug<br />
und die Auferlegung der Militarisierung durch<br />
die Armee. Wir sind hier im Widerstand und<br />
dabei, eine neue Lebensform in Freiheit und<br />
Gleichheit zu schaffen, bis in allen unseren Gemeinden<br />
und dem ganzen Land eine wahre<br />
Demokratie erreicht worden ist.» Koordinierungskommission<br />
der CPR, 1991<br />
aus: Frank Herrmann: Guatemala. Stefan Loose<br />
Travelhandbücher, Berlin 2006: 96<br />
damit der Autoschrott vom Gelände geschafft<br />
wird.<br />
Verdächtig ist die Tatsache, dass zwar am<br />
Tag darauf direkt von dem Vorfall berichtet<br />
und auch darauf hingewiesen wurde, dass gegen<br />
zwei Personen, die für das Menschenrechtsprokurat<br />
(PDH) in den Archiven arbeiten,<br />
sowie gegen die Wachdiensthabenden PolizistInnen<br />
in dem Fall ermittelt wird, doch seit<br />
dem wurde der Vorfall in der Presse nicht wieder<br />
erwähnt.<br />
Einzig wird, ebenfalls am folgenden Tag,<br />
berichtet, dass die Richterin, die die PDH mit<br />
der Untersuchung des PN-Archivs betraut hat<br />
und offenbar immer noch für den Fall zuständig<br />
ist, zahlreiche und vielfältige Drohungen<br />
erhält. Die letzte Einschüchterung fand ebenfalls<br />
zur Abendzeit am selben Mittwoch statt,<br />
als Unbekannte in ihre Kanzlei eindrangen und<br />
in ihren Akten herumwühlten. Ebenso zeigte<br />
die Betroffene, María Ester Roldán, persönliche<br />
Bedrohungen an, zum einen von Seiten eines<br />
vermeintlichen Delegierten der Nationalen Zivilpolizei<br />
(PNC), zum anderen von der Präsidentin<br />
des Höchsten Gerichtshofs (CSJ).<br />
Roldán berichtet, dass der Anwalt Carlos<br />
Anhang