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26. 02. 06: Panabaj (Santiago Atitlán)<br />
Panabaj ein halbes Jahr nach «Stan»<br />
Die Berge rund um den Atitlán-See sind von<br />
Narben gezeichnet. Narben von Erdrutschen<br />
und Schlammlawinen, die im letzten Oktober<br />
in Folge der Regenfälle des Hurrikan Stan herunterbrachen<br />
und Strassen, Häuser, Anpflanzungen<br />
und Menschen verschütteten. «Vor<br />
Stan» bzw. «nach Stan» ist zu einem Referenzpunkt<br />
in fast allen Erzählungen der GuatemaltekInnen<br />
geworden.<br />
Ein Besuch in Panabaj und Tzanchaj ein halbes<br />
Jahr nach «Stan» zeigt die unterschiedlichen,<br />
persönlichen oder politischen Bedürfnisse<br />
und Interessen, welche die Diskussion um<br />
den Wiederaufbau prägen. Panabaj und Tzanchaj<br />
sind Vororte von Santiago Atitlán und<br />
gehören zu den von Stan am stärksten betroffenen<br />
Orten überhaupt.<br />
Bereits vor «Stan» zusammengeschlossene<br />
Leute fanden in ihren Organisationen eine<br />
wichtige Unterstützung, andere schlossen sich<br />
in der Stunde der Not zu als Selbsthilfegruppen<br />
funktionierenden Nachbarschaftskomitees<br />
zusammen. Nochmals andere warten darauf,<br />
von einem Hilfsprojekt der guatemaltekischen<br />
Regierung oder einer internationalen Nichtregierungsorganisation<br />
begünstigt zu werden.<br />
Ängstlich-angespannt warte ich auf den Moment,<br />
wo unser Boot in die Bucht von Santiago<br />
Atitlán einbiegt und ich den Vulkan Tolimán<br />
von der Seite zu sehen bekomme, auf der am<br />
5. Oktober 2005 eine Schlammlawine herunterkam,<br />
sich über Kilometer durch die Land-<br />
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schaft schob und im Dorf Panabaj rund 150<br />
Häuser und rund 700 Personen (600 davon<br />
konnten bisher nicht geborgen werden und<br />
gelten als vermisst) unter sich begrub.<br />
Unser Besuch gilt der Asociación Maya Nuevo<br />
Sembrador Integral (AMNSI), die im an Panabaj<br />
angrenzenden Tzanchaj ein Beneficio de<br />
Café, eine Kaffeeverarbeitungsanlage betreibt.<br />
Als wir im letzten Oktober von der Verschüttung<br />
von Panabaj und Tzanchaj lasen, warteten<br />
wir zwei bange Wochen lang auf Nachrichten<br />
von den FreundInnen aus Tzanchaj, deren<br />
Projekt vom Guatemala-Komitee seit Jahren<br />
unterstützt wird. Als wir dann von ihnen hörten,<br />
klangen ihre Berichte nach Schrecken und<br />
Trauer.<br />
Auf dem Weg nach Tzanchaj machen wir Halt<br />
beim Parque de la Paz, einer Gedenkstätte für<br />
die 13 Personen, die im Jahr 1991 bei einem<br />
der letzten Massaker des Krieges vom Militär<br />
erschossen wurden. Die Bevölkerung von Santiago<br />
Atitlán setzte sich vehement für einen<br />
Abzug des Militärs aus ihrem Dorf ein, was<br />
nach dem Massaker auch tatsächlich geschah,<br />
weshalb die 13 Toten als eine Art Heilige gelten.<br />
Der Parque de la Paz ist von der<br />
Schlammlawine verschont geblieben. «Er ist<br />
für uns ein heiliger Ort,<br />
auf dem die Gräber<br />
von 13 HeldInnen liegen.<br />
Weil es ein heiliger<br />
Ort ist, blieb er<br />
verschont», erklärt unsere<br />
Begleiterin Luisa<br />
Tacaxoy Coquix.<br />
Gleich hinter dem Parque<br />
beginnt Panabaj.<br />
Links und rechts der<br />
Strasse stehen bereits<br />
wieder die ersten Häuser,<br />
dazwischen lassen<br />
Trümmer und eingestürzte<br />
Hausteile eine<br />
Vorstellung aufkommen,<br />
wie es im Oktober<br />
hier ausgesehen<br />
haben muss. Zwischen<br />
alten und neuen Häusern<br />
kann man einen<br />
Blick darauf erhaschen,<br />
was einmal der Kern<br />
von Panabaj war: Eine grosse Wüste aus Erde<br />
und Steinen.<br />
Stärkung der Organisation<br />
In Tzanchaj werden wir von den Leuten von<br />
AMNSI erwartet. Die Organisation wurde 1999