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líderes und lideresas), viele wurden nachts<br />

entführt, man hörte nie wieder von ihnen. Es<br />

wurden zuerst also selektive Ermordungen<br />

verübt, um «der Schlange den Kopf zu zertreten».<br />

Aber dann wurde einfach alles zerstört,<br />

ermordet, wurden Ernten verbrannt, Tiere abgeschlachtet.<br />

Einige konnten in die Berge fliehen.<br />

Die Grausamkeiten kann man sich unter<br />

menschlichen Wesen gar nicht vorstellen. Nur<br />

ein Beispiel: Mehrere Menschen hatten sich in<br />

die Kirche gerettet und wurden dort lebendig<br />

verbrannt, Männer, Frauen, Kinder, Alte ohne<br />

jeden Unterschied. In der ersten Hälfte der<br />

80er-Jahre wurde hier alles zerstört, manche<br />

konnten schnell über die Grenze nach Mexiko<br />

fliehen, andere in die Berge und Wälder als interne<br />

Vertriebene, wo sie CPR (Comunidades<br />

de Población en Resistencia, Geheime Widerstandsdörfer)<br />

aufbauten. Es gibt hier keine<br />

einzige Familie ohne Ermordete oder Verschwundene,<br />

in Marcelinos Familie sind es 9<br />

Personen, 7 durch das Militär, 2 durch die Guerilla!<br />

Marcelino konnte fliehen.<br />

Wie war das Leben in den CPR? Marcelino lebte<br />

von 1980 bis 1996, also bis zur Unterzeichnung<br />

der Friedensverträge, total im Verborgenen,<br />

in den Bergen, hatte kaum Kontakte mit<br />

der Aussenwelt, kaum Nahrungsmittel, spärlichste<br />

Maisfeldchen, keine Ersatzkleidung, weil<br />

sie nie solange an einem Ort bleiben konnten,<br />

immer auf der Flucht vor dem Militär waren...<br />

Er erlebte die tägliche Bedrohung durch Mili-<br />

23<br />

tärpatrouillen, Hubschrauberbeschuss, vergiftetes<br />

Salz unter den Toten, die sie begraben<br />

wollten. Keine Zeit mehr zu haben zum Innehalten,<br />

zum Beten, um Gottesdienste zu feiern,<br />

zermürbte, es war der Kampf ums nackte<br />

Überleben. Wer gefangen wurde und am Leben<br />

blieb, wurde in die Modelldörfer zwangseingeliefert.<br />

Eine Bibel im Haus oder bei sich zu tragen,<br />

galt als «Waffe», also war der- oder diejenige<br />

einE RevolutionärIn und musste «ausser Gefecht»<br />

gesetzt werden. Zwei Katecheten begannen<br />

ohne autorización zu taufen, Ehen zu<br />

schliessen unter diesen Ausnahmebedingungen,<br />

geweihte Hostien trugen sie versteckt bei<br />

sich. Zu ihrer Erleichterung bedankte sich der<br />

Bischof (Julio Cabrera) später bei ihnen und<br />

ermächtigte sie noch nachträglich.<br />

1991 gab es eine Resolution aller Menschen<br />

der CPR. Sie wurde verschiedenen Gruppen,<br />

Menschenrechtsorganisationen, JournalistInnen,<br />

JuristInnen, Internationalen...in der<br />

Hauptstadt übergeben. Die CPR starteten eine<br />

Offensive aparecer a la luz, traten ans Licht<br />

der Öffentlichkeit über Radio, Zeitung, denn<br />

offiziell gab es keine interne Flüchtlinge. Die<br />

Botschaft war: Wir als campesinos und campesinas<br />

werden seit Jahren vom eigenen Militär<br />

verfolgt, aber entregarnos (como subversivos)<br />

nunca (uns als Subversive zu ergeben, nie)!<br />

Die angebotene Amnestie von Ríos Montt<br />

mussten sie ablehnen, sonst wären sie der<br />

Guerilla gleichgestellt worden. Nach den Frie-

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