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worden.<br />
Die momentanen Ermordungen und aussergerichtlichen<br />
Hinrichtungen in Guatemala nehmen<br />
z.T. den Charakter «sozialer Säuberungen»<br />
an. Das System spezifischer Ermordungen<br />
wurde wieder belebt und ist nun gegen<br />
Delinquenz im Allgemeinen gerichtet. In einem<br />
Fall in Sololá wurde eine Bürgerwehr gegründet,<br />
die Delinquente mit dem Einverständnis<br />
aller Mitglieder umgebracht hat. In der Folge<br />
wurde der Kreis der «Delinquenten» auf andere<br />
Gruppen, wie z.B. Homosexuelle, ausgeweitet.<br />
Damit erreichen diese aussergerichtlichen<br />
Hinrichtungen definitiv eine Qualität, die es<br />
hier in Guatemala bereits einmal gegeben<br />
hat…<br />
In den letzten zwei Jahren<br />
wurden 10‘000 Menschen<br />
umgebracht, 95%<br />
dieser Morde blieben unaufgeklärt.<br />
Wenn man<br />
z.B. ein Handy klauen<br />
will, ist es einfacher, einen<br />
Raubmord als «nur»<br />
einen Raub zu begehen,<br />
da der Fall dann nicht<br />
aufgeklärt wird.<br />
Mit den Friedensabkommen<br />
waren die Morde<br />
zwischenzeitlich zurückgegangen.<br />
Drei Entwicklungen<br />
haben aber dazu<br />
geführt, dass sie nun<br />
wieder zugenommen haben:<br />
Die Politik der USA,<br />
der Rückzug der UNO<br />
aus dem Land und die<br />
zunehmende Militarisierung<br />
der Sicherheitspolitik<br />
in Guatemala.<br />
Auf der weltweiten «Rangliste» der Unfähigen<br />
ins Sachen Nahrungsmittelsicherheit liegt Guatemala<br />
momentan nach zwei afrikanischen<br />
Staaten auf dem dritten Platz (gemäss Jean<br />
Ziegler). Man spricht in Guatemala bereits von<br />
einem «gescheiterten Staat», der nicht in der<br />
Lage ist, die Grundbedürfnisse seiner Bevölkerung<br />
zu decken. Eine Steuerreform, die auch<br />
die Oligarchie auf ihre Abgaben verpflichtet, ist<br />
etwas vom Wichtigsten, was das Land braucht.<br />
Nur so kann eine andere Sozialpolitik überhaupt<br />
finanziert werden. In Guatemala gibt es<br />
etwa 100 Familien, die – wenn sie ihre Steuern<br />
tatsächlich bezahlen würden – 70% der Steuern<br />
liefern müssten. Doch sind es gerade diese<br />
Leute, die Steuerhinterziehung betreiben. Die<br />
MigrantInnen, die in den USA arbeiten, schicken<br />
jährlich 1.3 Millionen US-Dollars nach<br />
Guatemala. Dieses Geld geht v.a. in drei Sektoren:<br />
Zement, Lebensmittel (u.a. in die Fast-<br />
54<br />
food-Kette «Pollo Campero») und Haushaltgeräte.<br />
Genau diese Sektoren gehören zu den<br />
grossen Steuerhinterziehern. Gleichzeitig sind<br />
die Geldsendungen der MigrantInnen die<br />
grössten Deviseneinnahmen des Landes.<br />
Die Regierung arbeitet mit ihrer Politik auf einen<br />
sozialen Kollaps hin. Der sozialpolitische<br />
Diskurs und die tatsächliche Sozialpolitik passen<br />
überhaupt nicht zusammen. Während z.B.<br />
der Gefängnisdirektor durchaus eine Politik in<br />
Richtung soziale Integration betreiben möchte,<br />
spricht sein Chef, der Innenminister, öffentlich<br />
davon, die Todesstrafe, anonyme Richter und<br />
juristische Schnellverfahren einzuführen. Die<br />
autoritäre, repressive, anti-kommunistische<br />
Mentalität der Regierung ist<br />
an einem Punkt, an dem sie<br />
verändert werden muss – so<br />
kann es jedenfalls nicht mehr<br />
weitergehen. Doch im Hinblick<br />
auf die Wahlen 2007 gibt es<br />
v.a. rechte Projekte mit enorm<br />
viel Geld.<br />
Gleichzeitig besteht v.a. in<br />
Südamerika ein Trend hin zu<br />
linken Regierungen mit einer<br />
integrativen Politik. In Zentralamerika<br />
gibt es ebenfalls<br />
Veränderungen: In Nicaragua<br />
sind 80% der Bürgermeisterämter<br />
von SandinistInnen besetzt,<br />
in El Salvador wird im<br />
Hinblick auf die Wahlen vom<br />
nächsten Sonntag (12. März)<br />
erwartet, dass die Linken 70-<br />
80% der Bürgermeisterämter<br />
und der Sitze des Kongresses<br />
für sich entscheiden. (Nachtrag:<br />
Die politische Wende haben<br />
diese Wahlen nicht gebracht.<br />
Zwar konnte die aus der linken Guerilla<br />
hervorgegangene FMLN bei den Parlamentswahlen<br />
einen Sitz zulegen, doch bleibt sie mit<br />
32 Mandaten weiterhin knapp hinter der rechten<br />
Partei Arena, die 34 Abgeordnete in die<br />
Nationalversammlung (insgesamt 84 Sitze)<br />
entsenden kann. Mit einem denkbar knappen<br />
Vorsprung von gut 100 Stimmen sicherte sich<br />
dafür die FMLN-Kandidatin Violeta Menjívar<br />
für die nächsten drei Jahre das Bürgermeisteramt<br />
der Hauptstadt.) Zwar haben diese Projekte<br />
auch ihre Fehler, trotzdem handelt es<br />
sich hier um einen klaren Richtungswechsel. In<br />
Guatemala gibt es zur Zeit Bestrebungen, die<br />
linken Kräfte zusammenzuführen.<br />
-> CEG – Centro de Estudios de Guatemala<br />
10a. Calle «A» 6-26 zona 2<br />
Ciudad Guatemala<br />
E-mail: ceg@c.net.gt<br />
http://www.c.net.gt/ceg