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Kybernetik und Revolte

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definition der Lebensnormen besteht in der Verbesserung der<br />

Kompetenz des Systems in Sachen Macht.« 10<br />

Angespornt durch den Kalten Krieg <strong>und</strong> die »Hexenjagd«,<br />

jagen die Soziokybernetiker somit unablässig das Pathologische<br />

hinter dem Normalen, den Kommunisten, der in jedem<br />

schlummert. Dazu gründen sie in den fünfziger Jahren die Föderation<br />

für geistige Ges<strong>und</strong>heit, in der eine neuartige, quasi<br />

finale Lösung für die Probleme der Gemeinschaft <strong>und</strong> der<br />

damaligen Zeit erarbeitet wird: »Das oberste Ziel der geistigen<br />

Ges<strong>und</strong>heit besteht darin, den Menschen zu helfen, mit<br />

Ihresgleichen in derselben Welt zu leben… Das Konzept der<br />

geistigen Ges<strong>und</strong>heit erstreckt sich über die internationale<br />

Ordnung <strong>und</strong> die weltweite Gemeinschaft, die entwickelt<br />

werden müssen, damit die Menschen miteinander in Frieden<br />

leben können.« Indem die <strong>Kybernetik</strong> geistige Störungen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftliche Pathologien als Information denkt, begründet<br />

sie eine neue Politik der Subjekte, die auf der Kommunikation<br />

sowie auf der Transparenz für sich selber <strong>und</strong><br />

für andere beruht. Auf Wunsch von Bateson mußte Wiener<br />

seinerseits über eine Soziokybernetik nachdenken, die<br />

einen größeren Umfang als das Projekt einer geistigen Hygiene<br />

hatte. Er konstatierte mühelos das Scheitern des liberalen<br />

Experiments: Auf dem Markt ist die Information immer<br />

unrein <strong>und</strong> unvollkommen, <strong>und</strong> zwar sowohl wegen der Verlogenheit<br />

der Werbung <strong>und</strong> der monopolistischen Medienkonzentration<br />

als auch wegen der Fehleinschätzung der Staaten,<br />

die als Kollektiv weniger Informationen enthalten als die<br />

Zivilgesellschaft. Die Ausweitung der Handelsbeziehungen,<br />

10 Jean-François Lyotard, Das postmoderne Wissen, übers. von Otto<br />

Pfersmann, Graz-Wien 1986, S. 182, 185.<br />

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