Kybernetik und Revolte
Kybernetik und Revolte
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Fest steht, daß die <strong>Kybernetik</strong> nicht einfach nur einer der<br />
Aspekte des heutigen Lebens oder sein neo-technologischer<br />
Flügel ist, sondern der Ausgangs- <strong>und</strong> Endpunkt des neuen<br />
Kapitalismus. Kybernetischer Kapitalismus – was bedeutet<br />
das? Das heißt, daß wir seit den siebziger Jahren mit einem<br />
neu auftauchenden gesellschaftlichen Gebilde konfrontiert<br />
sind, das den fordistischen Kapitalismus ablöst <strong>und</strong> das<br />
aus der Anwendung der kybernetischen Hypothese auf die<br />
politische Ökonomie hervorgeht. Der kybernetische Kapitalismus<br />
entwickelt sich, um es dem vom Kapital verwüsteten<br />
Gesellschaftskörper zu ermöglichen, sich zu reformieren<br />
<strong>und</strong> sich für einen weiteren Zyklus dem Akkumulationsprozeß<br />
zur Verfügung zu stellen. Einerseits muß der Kapitalismus<br />
wachsen, was eine Destruktion beinhaltet. Andererseits<br />
muß er die »menschliche Gemeinschaft« rekonstruieren, was<br />
eine Zirkulation beinhaltet. »Es gibt«, schreibt Lyotard, »zwei<br />
Gebrauchsformen von Reichtum, das heißt von Macht-Kraft:<br />
einen reproduktiven <strong>und</strong> einen räuberischen Gebrauch. Die<br />
erste ist zirkulär, global <strong>und</strong> organisch; die zweite ist partiell,<br />
tödlich <strong>und</strong> eifersüchtig oder neidisch. […] Der Kapitalist<br />
[…] ist ein Eroberer, <strong>und</strong> der Eroberer ist ein Monstrum,<br />
ein Zentaur: Sein Vorderteil nährt sich, indem es das geregelte<br />
System der vom Gesetz der Standardware kontrollierten<br />
Metamorphosen reproduziert, <strong>und</strong> sein Hinterteil, indem<br />
es die übermäßig erregten Energien plündert. Mit der einen<br />
Hand wird angeeignet, also konserviert, das heißt, es wird<br />
in Äquivalenzen reproduziert, reinvestiert; mit der anderen<br />
wird genommen <strong>und</strong> zerstört, gestohlen <strong>und</strong> geflohen, indem<br />
neue Räume, eine neue Zeit erschlossen werden.« 12 Die Krisen<br />
des Kapitalismus, wie Marx sie verstand, kommen immer<br />
12 J.-F. Lyotard, Libidinöse Ökonomie, a.a.O., S. 252f.<br />
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