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Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts - Unilibrary

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971 <strong>Die</strong> Entstehung einer neuen Welt. Industrie.<br />

ficht, diese „den Geist beflügelnde“ Erfindung, sowie überhaupt<br />

die „Entfaltung <strong>des</strong> geistigen Lebens“ vom 14. Jahrhundert ab, sei<br />

einzig und allein der römisch-katholischen Lehre von der<br />

Verdienstlichkeit der guten Werke zuzuschreiben, der sei doch so<br />

gut zu erklären, warum der Hellene, der weder Buchdruck noch<br />

Werkheiligkeit kannte, es dennoch vermochte, auf Flügeln <strong>des</strong><br />

Gesanges und der gestaltenden Weltanschauung so hoch sich<br />

hinaufzuschwingen, dass es uns erst mühsam und spät (und erst<br />

nach Abwerfung der römischen Fesseln) gelang, eine vergleichbare<br />

Höhe zu erreichen.¹) Lassen wir also diese dummen Phrasen.<br />

Doch auch auf dem Gebiet einer konkreten und wahrhaftigen<br />

Geschichtsbetrachtung wird die Einsicht in den historischen Gang<br />

unserer Civilisation durch die einseitige Betonung der Erfindung<br />

<strong>des</strong> Druckes verdunkelt. <strong>Die</strong> Idee <strong>des</strong> Druckes ist eine uralte;<br />

jeder Stempel, jede Münze geht aus ihr hervor; das älteste<br />

Exemplar der gotischen Bibelübersetzung, der sogenannte Codex<br />

argenteus, ist mit Hilfe glühender Metalltypen auf Pergament<br />

„gedruckt“; entscheidend — weil unterscheidend — ist nur die Art<br />

und Weise, wie die Germanen dazu kamen, gegossene,<br />

zusammenstellbare Lettern und damit den praktischen<br />

Buchdruck zu erfinden, und dies hängt wiederum mit ihrer<br />

Wertschätzung <strong>des</strong> Papiers zusammen. Denn der Buchdruck<br />

entsteht als Verwendung <strong>des</strong> Papiers. Sobald das Papier — d. h.<br />

also ein brauchbarer, billiger Stoff zur Vervielfältigung — da ist,<br />

fangen an hundert Orten (in den Niederlanden, in Deutschland, in<br />

Italien, in Frankreich) die fleissigen, findigen Germanen an, nach<br />

einer praktischen Lösung <strong>des</strong> alten Problems, wie man Bücher<br />

mechanisch drucken könne, zu fahnden. Es verlohnt sich, das,<br />

was hier<br />

—————<br />

¹) Vergl. Janssen: Geschichte <strong>des</strong> deutschen Volkes, 16. Aufl., I, 3 und 8.<br />

<strong>Die</strong>se fleissige und darum nützliche Zusammenstellung wird wirklich<br />

übermässig gepriesen; im Grunde genommen ist sie ein sechsbändiges<br />

Tendenzpamphlet, welches weder durch Treue noch durch Tiefe es verdient<br />

hätte, ein Hausbuch zu werden. Der deutsche Katholik hat ebensowenig wie<br />

irgend ein anderer Deutscher Grund, die Wahrheit zu fürchten; Janssen‘s<br />

Methode ist aber die systematische Entstellung der Wahrheit und die<br />

planmässige Besudelung der besten Regungen <strong>des</strong> deutschen Geistes.

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