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Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts - Unilibrary

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615 <strong>Die</strong> Erben. Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte.<br />

zu Beginn <strong>des</strong> 13. <strong>Jahrhunderts</strong> die Idee reiner Wissenschaft<br />

durch Roger Bacon zu Tage — Naturbeobachtung,<br />

wissenschaftlich zu<br />

—————<br />

fung <strong>des</strong> Bücherverbotes, über welche jeder Laie sich in der genannten<br />

bischöflich approbierten Schrift unterrichten kann. Nach diesem Gesetze ist<br />

dem gläubigen römischen Katholiken so ziemlich die gesamte Weltlitteratur<br />

verboten, und selbst solche Autoren wie Dante dürfte er nur in stark<br />

expurgierten, „bischöflich approbierten“ Ausgaben lesen. Interessant in Bezug<br />

auf die Verschärfung, welche die neue Indexkonstitution eingeführt hat, ist die<br />

Thatsache, dass hinfürder nicht bloss Bücher, welche theologische Fragen<br />

berühren, bischöflich approbiert sein müssen, sondern nach § 42 und 43<br />

auch solche, welche von Naturwissenschaft und Kunst handeln, von keinem<br />

gläubigen Katholiken absque praevia Ordinariorum venia veröffentlicht werden<br />

dürfen. Besonders bemerkenswert ist aber, dass das Lesen der Bibel in der<br />

Volkssprache nach einer getreuen, vollständigen Ausgabe, a u c h w e n n<br />

d i e s e v o n K a t h o l i k e n b e s o r g t w i r d, „bei schwerer Sünde“<br />

verboten ist! Nur die besonders redigierten und mit Anmerkungen versehenen,<br />

vom heiligen Stuhl „approbierten“ Ausgaben dürfen gelesen werden (a. a. O.,<br />

S. 29). Übrigens kann diese Sorge nur für schon wankende Gemüter gelten,<br />

denn es wird im Religionsunterricht u. s. w. so eindringlich vor der Lektüre<br />

der heiligen Schrift gewarnt, dass ich 20 Jahre in katholischen Ländern gelebt<br />

habe, ohne einen einzigen katholischen Laien anzutreffen, der jemals die<br />

vollständige Bibel auch nur in der Hand gehalten hätte; sonst findet der Index<br />

librorum prohibitorum wenig oder keine Geltung im praktischen Leben; als<br />

wirklich gefährliches Buch für Rom wird eben mit unfehlbarem Blick einzig<br />

jenes eine Buch betrachtet, aus welchem die schlichte Gestalt Christi uns<br />

entgegentritt. Vor dem tridentinischen Konzil, d. h. also zu der Zeit, wo sich<br />

der spätere „Protestant“ noch nicht sichtbar vom späteren „Katholiken“<br />

losgetrennt hatte, stand es freilich in Deutschland anders; durch jene<br />

Vorläuferin der Reformation, die „deutsche Kunst“ der Buchdruckerei, war in<br />

kurzer Zeit (und trotz <strong>des</strong> damals schon bestehenden ausdrücklichen<br />

kirchlichen Verbots) „die Bibel nach recht gemeinem Deutsch“ das<br />

verbreitetste Buch im ganzen Land geworden (Janssen: Geschichte <strong>des</strong><br />

deutschen Volkes, I, 20). <strong>Die</strong>sem Zustande machte aber das Tridentiner Konzil<br />

durch das Decretum de editione et usu sacrorum librorum ein für allemal ein<br />

Ende. Immanuel Kant bewunderte übrigens die eiserne Konsequenz der<br />

römischen Kirche und betrachtete das Verbot <strong>des</strong> Bibellesens als „den<br />

Schlusstein der römischen Kirche“ (Hasse: Letzte Ausserungen Kant‘s, 1804,<br />

S. 29). Zugleich pflegte

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