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Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts - Unilibrary

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894 <strong>Die</strong> Entstehung einer neuen Welt. Geschichtlicher Überblick.<br />

Von Alexander geführt, zeigte er seine Befähigung, die ganze Welt<br />

zu unterwerfen; doch der schwache Punkt war bei ihm die Politik;<br />

verschwenderisch begabt auch in dieser Beziehung, hat er die<br />

ersten Theoretiker der Politik, die erfindungsreichsten<br />

Staatengründer, die genialsten Redner über die allgemeine Sache<br />

hervorgebracht; doch blieb ihm hier versagt, was ihm auf allen<br />

anderen Gebieten gelungen war: Grosses und Dauern<strong>des</strong> zu<br />

gestalten; hieran ging er zu Grunde; einzig seine jämmerliche<br />

politische Lage lieferte ihn dem Römer aus; mit der Freiheit verlor<br />

er das Leben; der erste harmonisch vollendete Mensch war dahin,<br />

und nur sein Schatten wandelte noch auf Erden. Sehr ähnlich<br />

scheint mir bei uns Germanen die Lage in Bezug auf Religion. Nie<br />

hat die Geschichte eine so tief innerlich religiöse Menschenart<br />

gesehen; moralischer ist sie nicht als andere Menschen, aber viel<br />

religiöser. In dieser Beziehung nehmen wir eine Stellung ein<br />

mitteninne zwischen dem Indoarier und dem Hellenen: das uns<br />

angeborene metaphysisch-religiöse Bedürfnis treibt uns zu einer<br />

weit mehr künstlerischen, d. h. mehr lichtkräftigen<br />

Weltanschauung als die der Inder, zu einer weit innigeren und<br />

daher tieferen als die der künstlerisch uns überragenden<br />

Hellenen. Genau dieser Standpunkt ist es, der den Namen<br />

R e l i g i o n verdient, zum Unterschied von Philosophie und von<br />

Kunst. Wollte man die wahren Heiligen, die grossen Prediger, die<br />

barmherzigen Helfer, die Mystiker unserer Rasse aufzählen, wollte<br />

man sagen, wie Viele Qual und Tod um ihres Glaubens willen<br />

erlitten haben, wollte man nachforschen, eine wie grosse Rolle<br />

religiöse Überzeugung in allen bedeutendsten Männern unserer<br />

Geschichte gespielt hat, man käme nie zu Ende; unsere gesamte<br />

herrliche Kunst entwickelt sich ja um den religiösen Mittelpunkt,<br />

gleich wie die Erde um die Sonne kreist, und zwar um diese und<br />

jene besondere Kirche nur teilweise und äusserlich, überall aber<br />

innerlich um das sehnsuchtsvolle religiöse Herz. Und trotz dieses<br />

regen religiösen Lebens die absoluteste Zerfahrenheit (seit jeher)<br />

in religiösen Dingen. Was sehen wir heute? Der Angelsachse —<br />

von seinem unfehlbaren Lebensinstinkte getrieben — klammert<br />

sich an irgend eine überlieferte Kirche an,

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