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Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts - Unilibrary

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611 <strong>Die</strong> Erben. Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte.<br />

ergreifung <strong>des</strong> römischen Reiches durch die Goten war die<br />

Verfolgung an der Tagesordnung gewesen, dann aber unterblieb<br />

sie lange Zeit, denn die Germanen machten ihr ein Ende. Erst als<br />

die Lehren und die Leidenschaften <strong>des</strong> Völkerchaos den<br />

Germanen seinem eigenen Selbst entfremdet hatten, begann der<br />

Franke den Sachsen das Christentum mit dem Schwerte zu<br />

predigen. Aus dem De civitate Dei entnahm Karl seine Pflicht zur<br />

gewaltsamen Bekehrung,¹) wozu er von dem Papst, der ihm den<br />

Titel Christianissimus Rex verlieh, unaufhörlich angetrieben<br />

wurde; und so wütete jener erste Dreissigjährige Krieg unter<br />

germanischen Brüdern, verheerend, zerstörend, unauslöschbaren<br />

Hass säend, nicht aus eigenem Antrieb, sondern dank dem<br />

Einfluss Roms, genau ebenso, wie neunhundert Jahre später der<br />

zweite Dreissigjährige Krieg, den in manchen Teilen Deutschlands<br />

nur ein Fünfzigstel der Einwohner überlebte — jedenfalls eine<br />

praktische Art, die Germanen los zu werden, sie unter einander<br />

sich vertilgen zu lassen! Und inzwischen war die Lehre <strong>des</strong><br />

Augustinus, <strong>des</strong> afrikanischen Mestizen, das Dogma der<br />

grundsätzlichen Unduldsamkeit und der Bestrafung <strong>des</strong><br />

Irrglaubens mit dem Tode in die Kirche eingedrungen und wurde,<br />

sobald das germanische Element genügend geschwächt, das<br />

antigermanische Element genügend gestärkt war, feierlich zum<br />

Gesetz erklärt und während eines halben Jahrtausends, inmitten<br />

einer sonst auf allen Gebieten fortschreitenden Kultur, der<br />

Menschheit zur ewigen Schmach, ins Werk gesetzt. Wie urteilt<br />

nun einer der hervorragendsten Katholiken <strong>des</strong> <strong>19.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong><br />

über diesen merkwürdigen Vorgang, über diese Verwilderung von<br />

Menschen, die sich früher, als angebliche Barbaren, so human<br />

gezeigt hatten? „Es war“, sagt er, „ein Sieg, welchen das<br />

altrömische Kaiserrecht ü b e r d e n g e r m a n i s c h e n<br />

G e i s t errang.“²)<br />

Wollen wir nun die notwendige Beschränkung <strong>des</strong> Begriffes<br />

„Germane“ durchführen, d. h. das Germanische von dem Unger-<br />

—————<br />

¹) Hodgkin: Charles the Great, 1897, p. 107, 248.<br />

²) Döllinger: <strong>Die</strong> Geschichte der religiösen Freiheit (in seinen akademischen<br />

Vorträgen, III, 278).

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