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Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts - Unilibrary

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497 <strong>Die</strong> Erben. Der Eintritt der Juden in die abendländische<br />

Geschichte.<br />

Religion, seines Kultus, seines Gesetzes, seiner Poesie. Alles dies,<br />

d. h. also alles Schöpferische, ist in den wesentlichsten Stücken<br />

i s r a e l i t i s c h e s W e r k , n i c h t d a s W e r k<br />

J u d a ‘s. Nun aber blieb Juda allein zurück und bearbeitete<br />

dieses Material seinem besonderen Geiste gemäss; daraus — aus<br />

dieser Thätigkeit der bisher unmündigen, nunmehr plötzlich sich<br />

selbst überlassenen Söhne Juda‘s — wurde das Judentum; und<br />

(wie aus der Henne das Ei und aus dem Ei die Henne) aus dem<br />

Judentum entsprang der Jude.<br />

In dem Betonen der geistigen Überlegenheit <strong>des</strong> Hauses Joseph<br />

sind alle Autoren einig; einen einzigen will ich als Beleg anführen.<br />

Robertson Smith schreibt: „Das nördliche Reich war es, welches<br />

die Fahne Israels hochhielt: seine ganze Geschichte ist<br />

interessanter und reicher an heroischen Elementen; seine<br />

Kämpfe, seine Niederlagen und seine Ruhmesthaten, alles ist<br />

gewaltiger — — — Das Leben im Norden war ruheloser, es war<br />

aber auch geistig regsamer und intensiver. Ephraim war der<br />

Führer nicht allein in Politik, auch in Litteratur und Religion. In<br />

Ephraim, viel mehr als in Juda, wurden die Überlieferungen der<br />

Vergangenheit heilig gehalten, zugleich aber fand gerade dort jene<br />

Entwickelung der Religion statt, welche zu neuen Problemen und<br />

somit zum Auftreten der Propheten führte. So lange das nördliche<br />

Reich stand, war Juda sein Schüler, der bei<strong>des</strong>, Gutes und Übles,<br />

von ihm annahm. Es wäre leicht nachzuweisen, dass jede<br />

bedeutende Regung <strong>des</strong> Lebens und Denkens in Ephraim im<br />

südlichen Reiche ein abgeschwächtes Echo hervorrief“.¹) Alles<br />

Geschichtliche, was das Alte Testament aus vorexilischer Zeit<br />

enthält, bis zu David, sowie auch manches spätere, stammt aus<br />

Israel, nicht aus Juda. Um das nachzuweisen, müsste ich die<br />

Resultate der biblischen Kritik mit einiger Ausführlichkeit<br />

analysieren, was zu weit führen würde; die klarste und kürzeste<br />

Zusammenfassung findet der Laie in Renan‘s Israël, Buch IV, Kap.<br />

2 und 3; ungleich mehr Belehrung (wenn er die Mühe daran<br />

wenden<br />

—————<br />

¹) The Prophets of Israel, p. 192. Hier ist in anschaulicher Weise kurz<br />

zusammengefasst, was der selbe Gelehrte und andere an vielen Orten<br />

ausführlich begründet haben.

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