30.10.2013 Aufrufe

Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts - Unilibrary

Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts - Unilibrary

Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts - Unilibrary

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

617 <strong>Die</strong> Erben. Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte.<br />

das echt Germanische vom Antigermanischen zu scheiden. Nicht<br />

allein, dass vor dem Tridentiner Konzil zwischen römischen<br />

Christen und anderen nicht unterschieden werden kann, da ja<br />

manche grosse Kirchenlehrer, wie Origenes, und viele<br />

„katholische“ Doktoren in Anschauungen und Lehren, die von da<br />

an als häretisch galten, bedeutend weiter gegangen waren als ein<br />

Luther oder gar ein Hus; sondern auch später, und bis auf den<br />

heutigen Tag, sehen wir hervorragend germanische Geister aus<br />

tiefer Überzeugung, aus treuer Anhänglichkeit an die gewaltige<br />

Idee einer universellen Kirche im Gehorsam gegen Rom verbleiben<br />

und dennoch sich als echteste Germanen bewähren; während<br />

andrerseits jener Mann, in welchem die Empörung gegen die<br />

antigermanischen Mächte ihren gewaltigsten Ausdruck fand,<br />

Martin Luther, sich auf Augustinus beruft um die Fürsten zur<br />

Unduldsamkeit anzuhalten, und Calvin den grossen Arzt Michel<br />

Servet wegen seiner dogmatischen Ansichten verbrennt und dafür<br />

die Billigung selbst <strong>des</strong> humanen Melanchthon erhält. Wir dürfen<br />

also nicht einmal einzelne Menschen ohne weiteres als Muster <strong>des</strong><br />

Germanen hinstellen; sondern sobald sie dem nichtgermanischen<br />

Einfluss in Erziehung, Umgebung u. s. w. unterworfen gewesen<br />

sind — und wer war das nicht während min<strong>des</strong>tens eines<br />

Jahrtausends? — müssen wir sorgfältig unterscheiden lernen<br />

zwischen dem, was aus der echten, reinen, eigenen Natur, sei es<br />

im Guten oder im Bösen, als lebendiger Bestandteil der<br />

Persönlichkeit hervorwächst und dem, was dieser Persönlichkeit<br />

gewaltsam aufgepfropft oder gewaltsam unterbunden wurde.<br />

In einem gewissen Sinne kann man, wie man sieht, die geistige<br />

und moralische Geschichte Europas von dem Augenblick <strong>des</strong><br />

Eintrittes der Germanen an bis auf den heutigen Tag, als einen<br />

Kampf zwischen Germanen und Nicht-Germanen, zwischen<br />

germanischer Gesinnung und antigermanischer Sinnesart<br />

betrachten, als einen Kampf, der teils äusserlich, Weltanschauung<br />

gegen Weltanschauung, teils innerlich, im Busen <strong>des</strong> Germanen<br />

selbst, ausgefochten wird. Doch hiermit deute ich bereits auf den<br />

folgenden Abschnitt hin. Das in diesem Gesagte will ich zum<br />

Schluss zusammenfassen, indem ich auf den vollendetsten Typus

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!