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die gysi thesen - Communismus

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der Nichtentwicklung des Kapitalismus zu erklären sind, genauer: aus dem Widerspruch seiner<br />

Entwicklung und den untergehenden Resten der alten Gesellschaft.<br />

Gysi und <strong>die</strong> Verfasser der Thesen gehen hier mit Begriffen hausieren wie „fordistische<br />

Massenproduktion", „fordistische Arbeitsgesellschaft" oder „fordistischer Wohlfahrtsstaat". Für<br />

Gysi war Henry Ford anscheinend kein amerikanischer Kapitalist, sondern wohl ein bürgerlicher<br />

Philanthrop, welcher sich dem Wohle der Menschheit verschrieben hatte. Diese klassenlosen<br />

Phrasen <strong>die</strong>nen einerseits dazu, <strong>die</strong> Tatsache zu vertuschen, dass wir es in der Zeit seit dem II.<br />

Weltkrieg nicht mit der „allgemeinen Krise des Kapitalismus" zu tun haben, sondern mit seiner<br />

Entwicklung. Andererseits sollen so <strong>die</strong> Voraussetzungen für <strong>die</strong> Wiederherstellung der<br />

Vorherrschaft der Politik gegenüber der von den Geistern des Neoliberalismus beschworenen<br />

Herrschaft der Kapitalverwertung geschaffen werden. Der Kapitalismus hat sich nicht auf dem<br />

Boden seiner eigenen Gesetze entwickelt, sondern weil er sozial gebändigt war. Das ist der<br />

Tenor Gysischer Gesellschaftspolitik und sein Pochen auf <strong>die</strong> „vermeintlichen Errungenschaften<br />

des sozialdemokratischen Zeitalters".<br />

Zeitalter der fordistischen Massenproduktion, was heißt das? Geht es als Ziel der Produktion um<br />

Massenproduktion, um Produktion für <strong>die</strong> Massen, Produktion von Konsumtionsgütern, Güter für<br />

den Konsum - oder um <strong>die</strong> Verwertung von Kapital? Die Verwertung des Kapitals ist der<br />

entscheidende Antrieb der bürgerlichen, auf dem Privateigentum an Produktionsmitteln<br />

beruhenden Produktionsweise. Es ist <strong>die</strong> Erhöhung der Arbeitsproduktivität durch <strong>die</strong> relative<br />

Mehrwertproduktion, welche das „fordistische" Zeitalter der kapitalistischen Produktionsweise<br />

vor allem auszeichnet, nicht Erhöhung der Arbeitszeit oder Lohnsenkung und damit der absoluten<br />

Mehrwertproduktion, welche in der Tendenz nur <strong>die</strong> Grundlagen <strong>die</strong>ser Produktionsweise<br />

untergräbt, indem sie <strong>die</strong> Gesundheit und <strong>die</strong> Fähigkeiten der Arbeiter, der Produzenten des<br />

Mehrwerts, untergräbt. In <strong>die</strong>sem Sinne haben wir es hier mit der eigentlichen, den historischen<br />

Fortschritt diktierenden Rolle des Kapitals zu tun. Der Fordismus ist historisch gesehen eine<br />

Form der Entwicklung der Produktivkräfte, der Arbeitsproduktivität, mit dem Ziel der besseren<br />

Verwertung des Kapitals. Diese Epoche ist eine Demonstration der Tatsache, dass <strong>die</strong> große<br />

Machinerie, <strong>die</strong> Fabrik, <strong>die</strong> Grundlage der auf dem Kapitalverhältnis beruhenden<br />

Produktionsweise ist.<br />

Der ganze Unsinn <strong>die</strong>ser Theorie von der sozialdemokratischen Gestaltung wird noch deutlicher,<br />

wenn man <strong>die</strong> Frage von der politischen Entwicklung her behandelt, vor allem in Bezug auf<br />

Deutschland, was uns hier in erster Linie interessiert. Das in der Tradition der deutschen<br />

Historischen Schule der Nationalökonomie stehende, organisierende Moment, <strong>die</strong> soziale<br />

Marktwirtschaft, der rheinische Kapitalismus gegenüber dem angelsächsischen Kapitalismus, ist<br />

ein Produkt beider großer Volksparteien - der CDU und der SPD - und keine alleinige<br />

Errungenschaft der Sozialdemokratie. Im Gegenteil: Im wesentlichen ist <strong>die</strong>se Entwicklung ein<br />

Produkt der CDU (im Bündnis mit den Gewerkschaften), welche <strong>die</strong> Politik der 50er und 60er<br />

Jahre hauptsächlich prägte. Der politische Kern <strong>die</strong>ses Bündnisses von CDU und DGB war <strong>die</strong><br />

Montanmitbestimmung für <strong>die</strong> Wiederbewaffnung gegen beide Arbeiterparteien, SPD und KPD.<br />

Die SPD hat sich erst 1958 auf dem Godesberger Parteitag zu <strong>die</strong>ser Entwicklung im Westen<br />

Deutschlands bekannt und zur modernen bürgerlichen Volkspartei entwickelt, Abschied<br />

genommen von der Klassenpartei des Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Ein Jahr,<br />

nachdem <strong>die</strong> CDU bei den Bundestagswahlen 1957 <strong>die</strong> absolute Mehrheit errungen hatte, ein<br />

Jahr nach ihrer größten Niederlage.<br />

„Industrielle Massenproduktion materieller Güter und private Massenkonsumtion waren<br />

hervorstechende Merkmale <strong>die</strong>ses Fordismus." (These 2, Absatz 3) Der ganze Unsinn in einem<br />

Satz. In der Konsequenz führen <strong>die</strong>se Behauptungen zu einer Leugnung des Kapitalcharakters der<br />

Produktion der bürgerlichen Gesellschaftsordnung. Die Produktion in <strong>die</strong>ser Gesellschaft ist, nach<br />

Gysi, nicht durch <strong>die</strong> Kapitalverwertung bestimmt, sondern durch <strong>die</strong> Bedürfnisse der Massen<br />

nach mehr Konsumgüter und der Einsparung von Arbeitszeit. „Der so entstandene Reichtum an<br />

freier Zeit aber kann in einer fordistischen Arbeitsgesellschaft nur verwendet werden, um noch<br />

mehr zu produzieren und noch mehr zu konsumieren, und er wird investiert, um noch mehr<br />

lebendige Arbeit einzusparen." (These 2, Absatz 4) „Der so entstandene Reichtum an freier Zeit"

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