die gysi thesen - Communismus
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Arbeitsplatz überwunden werden müssen." (zitiert nach FAZ 176/99, S. 10) Dieses Papier bringt<br />
<strong>die</strong> Tendenz des Kapitalismus zum Ausdruck, <strong>die</strong> Gleichgültigkeit des Arbeiters gegenüber dem<br />
konkreten Inhalt seiner Arbeit zu entwickeln. „Die Gleichgültig gegen <strong>die</strong> bestimmte Arbeit<br />
entspricht einer Gesellschaftsform, worin <strong>die</strong> Individuen mit Leichtigkeit aus einer Arbeit in <strong>die</strong><br />
andere übergehen und <strong>die</strong> bestimmte Art der Arbeit ihnen zufällig, daher gleichgültig ist. Die<br />
Arbeit ist hier nicht nur in der Kategorie, sondern in der Wirklichkeit als Mittel zum Schaffen des<br />
Reichtums Arbeit überhaupt geworden, und hat aufgehört, als Bestimmung mit den Individuen in<br />
einer Besonderheit verwachsen zu sein." (Marx, Grundrisse, S. 25) In <strong>die</strong>sem Sinne plä<strong>die</strong>ren <strong>die</strong><br />
englische und deutsche Sozialdemokratie für „kompetente und gut ausgebildete Arbeitnehmer",<br />
um so <strong>die</strong> Arbeitskraft auf den Arbeitsmärkten flexibler zugunsten der Kapitalverwertung<br />
anbieten zu können.<br />
Im Gegensatz dazu entwickeln <strong>die</strong> Thesen hier einen feudal-ständischen Begriff von Klassen.<br />
Nur wenn alle Glieder einer Klasse von der Wiege bis zur Bahre <strong>die</strong>selbe soziale Stellung<br />
einnehmen, kann man von Klassen sprechen. Dass <strong>die</strong> Stellung eines Menschen im<br />
gesellschaftlichen Produktionsprozess wechseln kann, hat nichts damit zu tun, dass <strong>die</strong>se Stellung<br />
jeweils diktiert ist eben von seiner gegebenen Stellung in der Produktion. Die Möglichkeit des<br />
Übergangs von einer Klasse in <strong>die</strong> andere setzt <strong>die</strong> Existenz derselben voraus. Wenn <strong>die</strong><br />
Mittelschichten heute als <strong>die</strong> Form der Aufhebung der Klassengegensätze erscheinen, heißt das<br />
noch lange nicht, dass <strong>die</strong>se dem Inhalt, dem Wesen nach, aufgehoben sind. Während das<br />
Schröder/Blair-Papier von der Modernisierung im Sinne der Verbesserung der Kapitalverwertung<br />
ausgeht, und dabei auf <strong>die</strong> entwickelte kapitalistische Produktionsweise als Voraussetzung setzt,<br />
will Gysi <strong>die</strong> Modernisierung im Zurück, in der Beseitigung der „Dominanz der<br />
Kapitalverwertung" bei Beibehaltung des Privateigentums an den Produktionsmittel. Er will den<br />
kleinen, auch genossenschaftlich organisierten Eigentümer, bei Beseitigung der Macht der großen<br />
Eigentümer. Schröder/Blair verkörpern hier den gesellschaftlichen Fortschritt in kapitalistischer<br />
Form, Gysi, ausgehend von modernen Erscheinungen, den proudhonistisch-kleinbürgerlichen<br />
Rückschritt. Der wirkliche Fortschritt ist der Kommunismus, <strong>die</strong> freie Assoziation aller Glieder<br />
der Gesellschaft auf dem Boden gesellschaftlicher Produktion nach Plan.<br />
In logischer Konsequenz seiner gesellschaftspolitischen Vorstellungen fordert ; Gysi, dann auch<br />
den Zugriff <strong>die</strong>ser „klassenlosen" Freischaffenden und Selbständigen auf den Sozialstaat. Er<br />
fordert, dass „bei der Gestaltung sozialer Sicherungssysteme <strong>die</strong> Fixierung auf das<br />
Normalarbeitsverhältnis aufgehoben und der Vielfalt von Erwerbsformen und ihren<br />
Kombinationen Rechnung getragen werden muss." (These 7, Absatz 6) Hier muss grundsätzlich<br />
der Klassencharakter der Sozialversicherungskassen betont werden. Nur <strong>die</strong> Arbeiterklasse und<br />
<strong>die</strong> lohnabhängigen Werktätigen zahlen in <strong>die</strong>se Kassen ein. Dementsprechend stehen <strong>die</strong>sen<br />
auch nur <strong>die</strong> Leistungen aus <strong>die</strong>sen Kassen zu. Richtig wäre es, um dem immer mehr um sich<br />
greifenden Missbrauch <strong>die</strong>ser Kassen, vor allem durch den bürgerlichen Staat, einen Riegel<br />
vorzuschieben, <strong>die</strong> volle Selbstverwaltung zu fordern. Die Sozialkassen müssen in <strong>die</strong> Hände und<br />
<strong>die</strong> Kontrolle der Arbeiterklasse und der lohnabhängigen Werktätigen. Die „Vielfalt der<br />
Erwerbsformen" jenseits der Lohnarbeit soll seine soziale Sicherung über den Kapitalmarkt<br />
finanzieren. Es ist nicht <strong>die</strong> Aufgabe der Arbeiterklasse, <strong>die</strong> soziale Existenz bankrotter<br />
Kleinunternehmer, Kleineigentümer, Selbständiger und Freischaffender sicherzustellen.<br />
„Die Verkürzung der Lebensarbeitszeit muss in vielgestaltigen und flexiblen Formen erfolgen.<br />
Hier ist ein Interessenausgleich zwischen abhängig Beschäftigten und Arbeitgeberinnen und<br />
Arbeitgebern nötig und möglich. ... Die 'Wahlarbeitszeit' könnte ein Modell der Zukunft sein."<br />
(These 7, Absatz 8)<br />
Was heißt unter dem Lohnsystem „Wahlarbeitszeit"? Das heißt Zeitsouveränität nicht der<br />
Lohnarbeiter, sondern Zeitsouveränität des optimalen Einsatzes der Arbeitskraft im Sinne der<br />
Verwertung von Kapital. Wie will jemand seine Arbeitszeit diktieren können, wenn er nicht im<br />
Besitz der Produktionsmittel, getrennt von ihnen existiert? Anstatt über den nötigen und<br />
möglichen Interessenausgleich zu fabulieren, so als hätten Lohnarbeiter und Kapitalisten in der<br />
Wirklichkeit eine gleichberechtigte Stellung, war ganz eindeutig <strong>die</strong> gesetzliche Reduzierung der<br />
täglichen Arbeitszeit auf 7 Stunden und <strong>die</strong> Beschränkung der Arbeitswoche auf 5 Tage zu