die gysi thesen - Communismus
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Teil l, These 1-3:<br />
Der Untergang des Staatssozialismus und <strong>die</strong> Krise des rheinischen<br />
Kapitalismus<br />
These 1:<br />
Zu Beginn <strong>die</strong>ser These, sozusagen als das Credo zukünftiger Gysischer Politik, heißt es hier:<br />
„Die Vision des 21. Jahrhundert: Moderne und Sozialismus verbinden!"<br />
Sehr richtig, dafür sind Kommunisten auch. Hier stellt sich unmittelbar <strong>die</strong> Frage: was heißt das<br />
theoretisch und politisch? Theoretisch ist <strong>die</strong>se Verbindung von „Moderne" und Sozialismus<br />
schon von Marx und Engels im 19. Jahrhundert geklärt worden. „Um aus dem Sozialismus eine<br />
Wissenschaft zu machen, musste er erst auf einen realen Boden gestellt werden. ... Der bisherige<br />
Sozialismus kritisierte zwar <strong>die</strong> bestehende Produktionsweise und ihre Folgen, konnte sie aber<br />
nicht erklären, also auch nicht mit ihr fertig werden; er konnte sie nur einfach als schlecht<br />
verwerfen." (MEW 20, S. 19, 26) Erst mit der materialistischen Geschichtsauffassung und der<br />
Enthüllung des Kerns der auf dem Kapitalverhältnis beruhenden Produktionsweise vermittels des<br />
Mehrwerts, der Mehrwerttheorie, wurde der Sozialismus von einer Utopie zu einer Wissenschaft.<br />
Eines der Grundpostulate des wissenschaftlichen Kommunismus war und ist, dass der<br />
Kapitalismus <strong>die</strong> modernen Produktivkräfte, <strong>die</strong> materiellen und geistigen Voraussetzungen des<br />
Übergangs zur kommunistischen Gesellschaftsordnung schafft.<br />
Demgegenüber ist das 20. Jahrhundert von Versuchen gekennzeichnet, den Kommunismus unter<br />
Umgehung der Entwicklung des Kapitalismus auf dem Boden rückständiger Produktivkräfte<br />
aufzubauen (Russland und China). Die modernen Produktivkräfte sollten vermittels der<br />
Planwirtschaft im Kommunismus erst geschaffen werden. Dieser Weg ist gescheitert. Der<br />
Kerngedanke einer Neubestimmung kommunistischer Politik muss dementsprechend sein, dass -<br />
wie von Marx und Engels nachgewiesen - es der Kapitalismus ist, welcher <strong>die</strong> materiellen und<br />
geistigen Voraussetzungen für den Kommunismus schafft.<br />
Diese Frage wird jedoch von Gysi gar nicht erst aufgeworfen. Er geht von der prinzipiellen<br />
Überlegenheit des Markts gegenüber dem Plan aus. Nicht <strong>die</strong> rückständigen ökonomischen,<br />
sozialen und politischen Verhältnisse, sondern das auf dem gesellschaftlichen Eigentum an<br />
Produktionsmitteln beruhende Prinzip der Planwirtschaft wäre der eigentliche Grund für<br />
Stagnation und Niedergang in der Sowjetunion und der DDR gewesen. "Die allgemeinen<br />
Voraussetzungen von Innovation und Fortschritt wurden zerstört und konnten nicht entstehen."<br />
(These l, Absatz l) Die Entwicklung der Produktivkräfte und gesellschaftlicher Fortschritt kann für<br />
Gysi nur durch den Wettbewerb, Marktwirtschaft, Sicherung der „unternehmerischen Initiative"<br />
und eine „plurale Verteilung von Eigentum" gesichert werden. Diese Utopie einer Gesellschaft<br />
gleicher Eigentümer soll dann der Garant der „Durchsetzung der sozialen und politischen<br />
Menschenrechte für jeden Einzelnen und für alle" sein. So ist in der Einleitung zu den Thesen als<br />
ihre zusammenfassende Zielsetzung von Gysi formuliert: „Der politische Anspruch eines<br />
demokratischen Sozialismus besteht in einer solchen Gestaltung der Gesellschaften, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Durchsetzung der sozialen und politischen Menschenrechte für jeden einzelnen und für alle<br />
garantiert. In <strong>die</strong>sem Sinne kann Sozialismus auch als <strong>die</strong> Menschenrechtspolitik moderner<br />
Gesellschaften bezeichnet werden."<br />
Diese Postulate sind nichts modernes, sondern ein alter Hut, Grundpostulate des utopischen<br />
Sozialismus der verschiedensten Schattierungen und des Proudhonismus des 19. Jahrhunderts. Die<br />
moderne, wissenschaftlich exakte Definition der Umsetzung der sozialen Menschenrechte ist <strong>die</strong><br />
Forderung nach Abschaffung der Klassen selbst. „Von dem Augenblick an, wo <strong>die</strong> bürgerliche<br />
Forderung der Abschaffung der Klassen-Vorrechte gestellt, tritt neben sie <strong>die</strong> proletarische<br />
Forderung der Abschaffung der Klassen selbst ..." (MEW 20, S. 99) Allerdings liegt zwischen der<br />
Abschaffung der Klassenvorrechte, den politischen, den bürgerlichen Menschenrechten, und der<br />
Abschaffung der Klassen selbst, der proletarischen Fassung der Menschenrechte, den sozialen<br />
Menschenrechten, eine ganze Revolution, <strong>die</strong> kommunistische Revolution. Die hat der Herr Gysi