die gysi thesen - Communismus
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allerdings vergessen, von ihr will er nichts wissen. Er glaubt, durch <strong>die</strong> politische Reform <strong>die</strong><br />
Macht und <strong>die</strong> „Dominanz der Kapitalverwertung" brechen zu können, um zu seinem Utopia<br />
eines „Sozialismus" gleichberechtigter und gleicher Eigentümer zu kommen.<br />
Zur Rechtfertigung seiner Vorstellungen eines „institutionell geregelten Wettbewerbs" und der<br />
„Entwicklungspotentiale des Wettbewerbs" in der ersten These, bemüht Gysi als Kronzeugen<br />
sogar Marx. * Dieses Bemühen ist schon deshalb besonders unsinnig, weil sich bei Marx<br />
nirgendwo <strong>die</strong> Phrase von den „modernen Gesellschaften" findet. Marx geht von einer<br />
bestimmten, historisch definierten, Gesellschaft, der bürgerlichen Gesellschaftsordnung aus und<br />
analysiert <strong>die</strong>se.<br />
Die Grundlage <strong>die</strong>ser bürgerlichen Gesellschaftsordnung ist <strong>die</strong> entwickelte Warenproduktion, wo<br />
auch <strong>die</strong> Arbeitskraft zur Ware geworden ist, der Arbeiter als Warenbesitzer, Besitzer der Ware<br />
Arbeitskraft auf dem Markt auftritt. Die Grundlage dafür ist <strong>die</strong> Trennung der<br />
Arbeitsbedingungen, der Produktions- und Lebensmittel vom Produzenten, dem Arbeiter, und ihre<br />
Konzentration als Monopol in den Händen der Kapitalistenklasse. Nur Arbeit, <strong>die</strong> sich gegen<br />
Kapital austauscht, ist in der bürgerlichen Gesellschaft produktive Arbeit. „ ... setzt es (das<br />
Kapital) <strong>die</strong> notwendige Arbeit nur, soweit und insofern sie Surplusarbeit schafft und <strong>die</strong>se<br />
realisierbar ist als Surpluswert." (Marx, Grundrisse S. 324) Die von Gysi bejammerte „Dominanz<br />
der Kapitalverwertung" ist also Ausgangspunkt, Zweck, Ziel, Endpunkt und Motor der Produktion<br />
in der auf dem Wertgesetz beruhenden bürgerlichen Gesellschaft.<br />
Eine Änderung oder Beschneidung der „Verfügungsmacht über Kapitaleigentum" und <strong>die</strong><br />
angestrebte „neue Funktion öffentliches Eigentum" (These l, Absatz 2) ändert an der<br />
Kapitaleigenschaft der Produktionsmittel, der Trennung des Produzenten, des Arbeiters, von den<br />
Bedingungen der Produktion überhaupt nichts. Hinter <strong>die</strong>ser Theorie steckt <strong>die</strong> ideologische<br />
Konstruktion, dass <strong>die</strong> Macht des Kapitals eine persönliche Herrschaft ist, <strong>die</strong> „öffentlich", also<br />
staatlich begrenzt und eingeschränkt werden muss.<br />
„Das Kapital ist also keine persönliche, es ist eine gesellschaftliche Macht. Wenn also das<br />
Kapital in gemeinschaftliches, allen Mitgliedern der Gesellschaft angehöriges Eigentum<br />
verwandelt wird, so verwandelt sich nicht persönliches Eigentum in gesellschaftliches. Nur der<br />
gesellschaftliche Charakter des Eigentum verwandelt sich. Er verliert seinen Klassencharakter."<br />
(MEW 4, S.476) An dem Widerspruch von gesellschaftlichen Charakter der Produktion und der<br />
privaten Aneignung, dem Grundwiderspruch der kapitalistischen Produktionsweise, aus dem sich<br />
alle anderen Widersprüche der bürgerlichen Gesellschaftsordnung entwickeln, wird durch eine<br />
Änderung der Eigentumstitel gar nichts geändert. Eine derartige Änderung der Eigentumstitel<br />
findet auf dem Boden des Kapitalismus selbst statt. Die Aktiengesellschaft ist assoziiertes<br />
Kapitaleigentum vieler. „Es ist <strong>die</strong> Aufhebung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der<br />
Grenzen der kapitalistischen Produktionsweise selbst." (MEW 25, S. 452)<br />
These 2:<br />
„Die sozialdemokratische Gestaltung des Zeitalters der fordistischen Massenproduktion war<br />
durchaus erfolgreich. ... Anstatt auf <strong>die</strong> Errungenschaften des<br />
sozialdemokratischen Zeitalters nur herabzusehen, ... sollte versucht werden, sie grundlegend<br />
gewandelt in neue Gesellschaftsstrukturen einzubringen." (These 2, Absatz l und 6) Hier haben<br />
wir in ihrem Kern und in einem Satz <strong>die</strong> ganze Lebenslüge der Linken in den entwickelten<br />
kapitalistischen Staaten, mit der sie ihre Zusammenarbeit mit dem bürgerlichen Staat legitimiert.<br />
Die Behauptung, der „sozial gebändigte" Kapitalismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
wäre ihr Ver<strong>die</strong>nst und ihr Produkt. Diese Behauptung ist sowohl in ökonomischer, wie auch in<br />
politischer Hinsicht unsinnig. Nicht <strong>die</strong> „Heldentaten" der westeuropäischen Linken, mit der<br />
Sozialdemokratie als ihrem Kern, sondern <strong>die</strong> Tatsache, dass der Kapitalismus auf seinen<br />
eigenen widersprüchlichen Grundlagen existieren und sich entwickeln kann, ist jenseits aller<br />
spezifischen politischen Formen der Inhalt und das Wesen der gesellschaftspolitischen<br />
Entwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Krisen der 20er und 30er Jahre<br />
waren keine „allgemeine Krise des Kapitalismus", sondern Entwicklungskrisen, Krisen, <strong>die</strong> aus