die gysi thesen - Communismus
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Zu der Frage der Stellung der Arbeiterklasse in der bürgerlichen Gesellschaft und ihres Kampfes<br />
um „ihr Gemeinwohl", des Kampfes um ihre soziale Interessen, heißt es bei Marx: „in der Tat<br />
<strong>die</strong> große Streitfrage traf, <strong>die</strong> Streitfrage zwischen der blinden Herrschaft der Gesetze von<br />
Nachfrage und Zufuhr, welche <strong>die</strong> politische Ökonomie der Mittelklasse bildet, und der Kontrolle<br />
sozialer Produktion durch soziale Ein- und Vorsicht, welche <strong>die</strong> politische Ökonomie der<br />
Arbeiterklasse bildet." (MEW 16, S. 163) Das Wesen des Kampfes der Arbeiterklasse ist der<br />
Kampf um eine andere politische Ökonomie, deren Grundlage <strong>die</strong> von der Bourgeoisie<br />
geschaffenen modernen Produktivkräfte, <strong>die</strong> große Industrie und das moderne Fabriksystem sind.<br />
In <strong>die</strong>sem Sinne ist <strong>die</strong> Entwicklung des proletarischen Klassenkampfes eine Funktion der<br />
Entwicklung des Kapitalverhältnisses, des Kapitalismus. Die Bourgeoisie produziert ihre eigenen<br />
Totengräber.<br />
Wenn <strong>die</strong> Verwertungsinteressen des Kapitals gesichert sind, ist bis zu einem bestimmten Grad<br />
auch ein höherer Anteil der ausgebeuteten Klasse am gesellschaftlichen Reichtum möglich. Das<br />
Maß dafür sind <strong>die</strong> Bedingungen der Kapitalverwertung, und nicht <strong>die</strong> Ohnmacht oder <strong>die</strong><br />
Allmacht „der" Politik. Die Tatsache, dass <strong>die</strong>se Spielräume für <strong>die</strong> Teilhabe der ausgebeuteten<br />
Klasse am gesellschaftlichen Reichtum heute enger werden, leitet Gysi aus der Ohnmacht der<br />
Politik ab. Gysi sieht nur kleine Eigentümer und Teilhaber am gesellschaftlichen Reichtum; er<br />
kennt keine Klassen, welche durch ihre unterschiedliche Stellung im Produktionsprozess definiert<br />
sind. Deshalb ist auch das Problem des Klassencharakters der Politik, <strong>die</strong> Tatsache, dass<br />
bürgerliche Politik der konzentrierte Ausdruck der ökonomischen Interessen des Kapitals ist, das<br />
<strong>die</strong> Grundlage, das Entwicklungs- und Bewegungsgesetz <strong>die</strong>ser Gesellschaftsordnung ist, ihm<br />
unklar. Er kann das Problem, dass <strong>die</strong> gemachte Politik den Interessen des Kapitals und nicht den<br />
Arbeitern und Lohnabhängigen <strong>die</strong>nt, nicht aus dem Klassencharakter der bürgerlichen<br />
Gesellschaftsordnung ableiten.<br />
Die Gysischen Gegenmächte<br />
Die Theorie von den „Gegenmächten" schließt sich direkt an <strong>die</strong>sen Unsinn an. Sie hat ihren<br />
gesellschaftspolitischen Kern in der Leugnung des grundsätzlichen, gegensätzlichen<br />
Klassencharakters der bürgerlichen Gesellschaft. Die „Gegenmacht" in der kapitalistischen<br />
Gesellschaft ist <strong>die</strong> Arbeiterklasse. Sie produziert den gesellschaftlichen Reichtum als Kapital,<br />
als eine gesellschaftliche Macht, <strong>die</strong> ihr gegenübersteht. Dies ist aber nicht im Sinne Gysis. Er<br />
sieht <strong>die</strong> „Gegenmächte" jenseits der Bourgeoisie und des Proletariats, sowie der industriellen<br />
Großproduktion. Die Gewerkschaften spielen für ihn in <strong>die</strong>sem Zusammenhang nur eine<br />
untergeordnete Rolle.<br />
„Eine gemeinwohlorientierte Entwicklung kann nur aus der Institutionalisierung ökologischer und<br />
sozialer Gegenmächte gegenüber der Macht bloßer Kapital-Verwertung und der verkürzt<br />
verstandenen reinen Lohn- und Konsummaximierung erfolgen." (These5, Absatz 6) Hier wird<br />
dann <strong>die</strong> Katze aus dem Sack gelassen: Aus Teilen der Mittelschichten - den sozio-kulturellen<br />
Lohnabhängigen - rekrutierten sich vor allem <strong>die</strong> Gegenmächte, und zwar sowohl gegen das<br />
Kapital wie auch gegen <strong>die</strong> Arbeiterklasse. „Lohnmaximierung" und Mehrwertproduktion, d. h.<br />
<strong>die</strong> Kapital-Verwertung, sind ihrem Wesen nach direkt gegensätzlich. Lohnarbeit und Kapital,<br />
als das grundsätzliche Verhältnis der bürgerlichen Gesellschaftsordnung, werden hier auf eine<br />
Stufe gestellt und zu recht als gemeinsamer Gegner des Gysischen utopischen<br />
Gesellschaftsvertrages erkannt. Zu <strong>die</strong>sem Punkt wird später noch einiges zu sagen sein.<br />
Ein zentraler Gedanke der Gysischen Konzeption von den klassenunabhängigen Gegenmächten<br />
ist <strong>die</strong> Übernahme der bürgerlichen Theorie von der Zivilgesellschaft. „Eine moderne Linke muss<br />
zivilgesellschaftliche Selbstorganisation , und Interessenvertretung fördern ..." (These 5, Absatz<br />
10) Das machen andere auch, dazu bedarf es keiner „modernen Linken". Die entscheidende<br />
Frage bleibt doch, wer soll organisiert werden, mit welchen sozialen und politischen Zielen. Es<br />
ist das besondere Ver<strong>die</strong>nst der bürgerlichen Volksparteien, gegenüber den Klassenparteien der<br />
ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, <strong>die</strong> unterschiedlichen sozialen Interessen in <strong>die</strong> bürgerliche<br />
Gesellschaft integriert zu haben. Wie bei der Theorie von den Gegenmächten ist auch hier das