Sexualität in der Schwangerschaft und Wochenbett - Faph.de
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<strong>Schwangerschaft</strong> leicht ansteigt. 15 An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Berichte spiegeln diese Erfahrung nicht<br />
wi<strong><strong>de</strong>r</strong>. Während e<strong>in</strong>ige Schwangere ke<strong>in</strong>e Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>in</strong> ihrer Lust <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Schwangerschaft</strong> gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> vorgravi<strong>de</strong>n Zeit bemerkten, nimmt bei an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Schwangeren die Lust nach <strong>de</strong>m Koitus wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> stärkeren Durchblutung <strong>de</strong>s<br />
Beckens <strong>und</strong> stärkeren Durchfeuchtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schei<strong>de</strong> zu. 16<br />
E<strong>in</strong> weiteres heikles Thema ist die Emotionalität <strong>de</strong>s Paares nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt. Der<br />
Rollenwan<strong>de</strong>l von Mann <strong>und</strong> Frau von <strong><strong>de</strong>r</strong> Zweier- <strong>in</strong> die Dreierbeziehung, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> begonnen hat, ist mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt nicht abgeschlossen. Die<br />
Rollen<strong>de</strong>f<strong>in</strong>ition beg<strong>in</strong>nt häufig erst jetzt. Die Elternschaft trifft das Paar be<strong>in</strong>ahe<br />
unvorbereitet. Nicht nur schlaflose Nächte zehren an <strong><strong>de</strong>r</strong> Physis <strong>und</strong> Psyche <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
frisch gebackenen Eltern. In vielen Beziehungen spielt Eifersucht e<strong>in</strong>e Rolle. Es<br />
konkurriert <strong><strong>de</strong>r</strong> Mann um die Zuwendung se<strong>in</strong>er Frau, die diese als Mutter <strong>de</strong>s<br />
geme<strong>in</strong>samen K<strong>in</strong><strong>de</strong>s fast ausschließlich <strong>de</strong>m Neugeboren entgegenbr<strong>in</strong>gt. Die Frau<br />
erlebt im zärtlichen Kontakt zum K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> „Ersatzverhalten für die <strong>Sexualität</strong>“ 17 .<br />
Die Lebenskrise <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sexualkonflikt, <strong><strong>de</strong>r</strong> bereits mit Bekanntwer<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Schwangerschaft</strong> e<strong>in</strong>e Rolle <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong>timen Partnerschaft gespielt hat, wird nun<br />
erneut aktuell <strong>und</strong> kann die Beziehung schwer belasten. „Die Krise, die viele Paare<br />
nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt ihres ersten K<strong>in</strong><strong>de</strong>s durchleben, wird häufig gesellschaftlich<br />
tabuisiert <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb von <strong>de</strong>n betroffenen Paaren als E<strong>in</strong>zelschicksal erlebt“ 18<br />
Schwangere <strong>und</strong> ihre Partner wer<strong>de</strong>n auf die Situation, die nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt entsteht,<br />
selten vorbereitet: „Geburt <strong>de</strong>s K<strong>in</strong><strong>de</strong>s – Tod <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe?“ (Michael Luka Möller).<br />
„Die jungen Eltern han<strong>de</strong>ln unter Zeitdruck…<strong>und</strong> so <strong>in</strong>szenieren bei<strong>de</strong> Partner erst<br />
e<strong>in</strong>mal mit großer Zwangsläufigkeit (sie müssen ja schnell e<strong>in</strong> schlüssiges,<br />
funktionieren<strong>de</strong>s Handlungsmo<strong>de</strong>ll für <strong>de</strong>n Alltag entwickeln) das Gewohnte,<br />
nämlich die Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung ihrer eigenen Eltern-K<strong>in</strong>d-Beziehung“ 19 . Die<br />
<strong>Schwangerschaft</strong> kann die Eltern nicht auf ihre Aufgabe vorbereiten. In unserer<br />
heutigen <strong>in</strong>dustrialisierten Welt ist es <strong>de</strong>m Paar nur möglich auf ihre eigene Eltern-<br />
K<strong>in</strong>d-Beziehung zu schauen. Vorbil<strong><strong>de</strong>r</strong> existieren nicht. Noch vor fünfzig Jahren<br />
existierten Großfamilien. Hier wur<strong>de</strong> generationsübergreifend Verantwortung für<br />
die Familie <strong>und</strong> für <strong>de</strong>n Nachwuchs ausgeübt. Die Tochter lernte von <strong><strong>de</strong>r</strong> Mutter,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Großmutter, <strong><strong>de</strong>r</strong> Urgroßmutter, von älteren <strong>und</strong> jüngeren Geschwistern. Der<br />
15<br />
Barcley L.M., McDonald P, O’Loughl<strong>in</strong> J.A., Sexuality and pregnancy: An <strong>in</strong>terview study. Australian and<br />
New Zealand Journal of Obstetrics and Gynaekology, 1994, 34 (1), 1-7<br />
16<br />
Schwangerenvorsorge durch Hebammen, Suttgart 2005<br />
17<br />
Gier<strong>in</strong>g H, Lets talk about Sex<br />
18<br />
Gier<strong>in</strong>g H, Lets talk about Sex<br />
19<br />
Otto P; Sex <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt – Die Lust neu ent<strong>de</strong>cken, Re<strong>in</strong>beck 1996<br />
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