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Sexualität in der Schwangerschaft und Wochenbett - Faph.de

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Sohn beobachtete beim Vater, beim Großvater, bei Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>und</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Familienmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Es war nicht notwendig se<strong>in</strong>e verschwommenen <strong>und</strong><br />

i<strong>de</strong>alisierten Vorstellung se<strong>in</strong>er eigenen K<strong>in</strong>dheit <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> erlebten Vater- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mutterrolle zu übernehmen. Gera<strong>de</strong> da diese i<strong>de</strong>alisiert wer<strong>de</strong>n, können sie<br />

unterjochen. Denn nach I<strong>de</strong>alen kann man streben, erreichen kann man sie <strong>in</strong><strong>de</strong>ssen<br />

nicht. In e<strong>in</strong>em Gespräch mit e<strong>in</strong>er Wöchner<strong>in</strong> während e<strong>in</strong>es Externatsbesuches<br />

gab die frische gebackene <strong>und</strong> quasi alle<strong>in</strong> stehen<strong>de</strong> Mutter (<strong><strong>de</strong>r</strong> Vater war<br />

selbständig <strong>und</strong> nie zu Hause), im übrigen nach e<strong>in</strong>em erlebten Geburtstrauma mit<br />

Vakuumextraktion <strong>de</strong>s K<strong>in</strong><strong>de</strong>s <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Dammrisses vierten Gra<strong>de</strong>s, an, sie wür<strong>de</strong><br />

schon alles schaffen. Sie habe an ihre eigene K<strong>in</strong>dheit nur beste Er<strong>in</strong>nerungen <strong>und</strong><br />

ihre Mutter habe „alles richtig gemacht“. Diese Frau wirkte zutiefst erschöpft,<br />

durch die Abwesenheit ihres Mannes gekränkt, <strong>und</strong> i<strong>de</strong>alisierte ihre Mutter, die sie<br />

„alle<strong>in</strong>e groß gezogen hat“. Frustration wird durch nicht erreichte I<strong>de</strong>ale geschürt,<br />

wenn I<strong>de</strong>ale zu hoch gesetzt wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> nicht erreichbar se<strong>in</strong> können.<br />

Partnerschaften wer<strong>de</strong>n <strong>in</strong> dieser Phase ebenfalls i<strong>de</strong>alisiert. „Mit je<strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt<br />

wer<strong>de</strong>n zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st Drill<strong>in</strong>ge geboren“ 20 . Der Vater wird zum Sohn, i<strong>de</strong>alisiert die<br />

eigene Mutter <strong>und</strong> erwartet unausgesprochen, dass die Mutter se<strong>in</strong>es K<strong>in</strong><strong>de</strong>s diese<br />

Rolle e<strong>in</strong>nimmt. Die Mutter wird zur Tochter <strong>und</strong> erwartet die Übernahme <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

i<strong>de</strong>alisierten Vaterrolle durch ihren Partner. Gel<strong>in</strong>gt es <strong>de</strong>m Paar nicht, diese Rollen<br />

annähernd auszufüllen, begegnen wir Frustration <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Beziehungskrise.<br />

Sicherlich ist dies mit e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong> für die hohen Scheidungsraten, die wir im Mittel<br />

drei Jahre nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt <strong>de</strong>s ersten K<strong>in</strong><strong>de</strong>s beobachten können.<br />

4. <strong>Sexualität</strong> <strong>und</strong> Partnerschaft<br />

Der Umgang mit <strong>de</strong>m Begriff „<strong>Sexualität</strong>“ <strong>und</strong> die Def<strong>in</strong>ition von <strong>Sexualität</strong> ist von<br />

kulturellen, sozialen <strong>und</strong> religiösen Doktr<strong>in</strong>en geprägt. Die e<strong>in</strong>e <strong>Sexualität</strong> gibt es<br />

nicht. Die „normale“ <strong>Sexualität</strong> ersche<strong>in</strong>t unter <strong>de</strong>m E<strong>in</strong>druck <strong><strong>de</strong>r</strong> doktr<strong>in</strong>geprägten<br />

Werte ebenfall nicht existent. Unter dieser Voraussetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Betrachtungsweise<br />

kann lediglich e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>ster geme<strong>in</strong>samer Nenner gef<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n: <strong>Sexualität</strong> ist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Versuch <strong>de</strong>s Individuums sich selbst zu <strong>de</strong>f<strong>in</strong>ieren.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Literatur habe ich zur ungefärbten Def<strong>in</strong>ition <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sexualität</strong> ke<strong>in</strong>e<br />

entsprechen<strong>de</strong>n H<strong>in</strong>weise gef<strong>und</strong>en. Nach Herausarbeiten aller Literaturstellen ist<br />

20<br />

Möller, ML, Die Liebe ist das K<strong>in</strong>d <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiheit, Re<strong>in</strong>bek 1986<br />

13

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