Sexualität in der Schwangerschaft und Wochenbett - Faph.de
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Zeit mit christlichem Ehejoch <strong>und</strong> höfischer Galanterie, um zu dieser e<strong>in</strong>en<br />
Kontrapunkt zu setzen.<br />
Im 20. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t än<strong><strong>de</strong>r</strong>te sich die <strong>Sexualität</strong> weitreichend. Die Welt wur<strong>de</strong><br />
zunehmend auf e<strong>in</strong> wissenschaftliches F<strong>und</strong>ament gestellt <strong>und</strong> Riten <strong>und</strong> Mythen<br />
wur<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n wissenschaftlichen Konsens abgelöst. Die Sexualwissenschaft ist<br />
<strong>in</strong> ihrer frühen Form geprägt von Fre<strong>und</strong> (Triebtheorie) <strong>und</strong> Hirschberger, <strong><strong>de</strong>r</strong> das<br />
weltweit erste sexualwissenschaftliche Institut <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> grün<strong>de</strong>te. „Die „alte“<br />
<strong>Sexualität</strong>sgeschichte bediente sich noch <strong>de</strong>s Dampfkesselmo<strong>de</strong>ls, nach<strong>de</strong>m e<strong>in</strong><br />
biologischer Sexualtrieb durch kulturelle <strong>und</strong> gesellschaftliche Repressionen<br />
mo<strong>de</strong>lliert wur<strong>de</strong> … Die „neue“ <strong>Sexualität</strong>sgeschichte h<strong>in</strong>gegen [rückt] die<br />
produktive Konstruktion <strong>de</strong>s Sexuellen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> untersucht vor<br />
allem die S<strong>in</strong>ngebung <strong><strong>de</strong>r</strong> sexuellen Begier<strong>de</strong>“ 31<br />
Interessant ist <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne, dass nach Me<strong>in</strong>ung e<strong>in</strong>iger Sexualhiostoriker die<br />
Welt <strong>in</strong> zwei sexualhistorische Teile getrennt wer<strong>de</strong>n kann: die Welt, die die „ars<br />
erotica“ praktiziert, die <strong>Sexualität</strong> als re<strong>in</strong> empirische Wissenschaft, die die<br />
Wahrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Lust zieht (Japan, Ch<strong>in</strong>a, Indien, Rom) <strong>und</strong> die „scienta<br />
asexualis“, die <strong>in</strong> <strong>de</strong>n westlichen Industrienationen betrieben wird. Nach Foucault<br />
ist die westliche Zivilisation die e<strong>in</strong>zige Kultur, die „Prozeduren entwickelt hat, die<br />
sich im Wesentlichen <strong>in</strong> Form von Macht-Wissen unterordnet“, um „die Wahrheit<br />
zu sagen“: 32<br />
Durch <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>zug <strong><strong>de</strong>r</strong> Antibiose <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> nun möglichen Therapie vorher tödlich<br />
verlaufen<strong><strong>de</strong>r</strong> Geschlechtskrankheiten, wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> herrschen<strong>de</strong>n christlichkirchlichen<br />
Sexualethik wur<strong>de</strong> das F<strong>und</strong>ament entzogen. „Die Bestrafung Gottes“<br />
war therapierbar.<br />
Während <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Nachkriegsjahren <strong>de</strong>s ersten Weltkrieges die Sittlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Sexualität</strong> gegenüber <strong>de</strong>m <strong>in</strong>dividuellen Streben nach Befriedigung sexueller<br />
Neugier <strong>und</strong> Lust, sicherlich auch aufgr<strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> oben genannten Beherrschung<br />
<strong>in</strong>fektiöser Krankheiten, zurücktreten musste, zog seit <strong>de</strong>m Nationalsozialismus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
1930iger Jahre e<strong>in</strong> neues (rassistisches) Familienbewusstse<strong>in</strong> e<strong>in</strong>. Der Wert<br />
Familie, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachkriegszeit <strong>de</strong>s 2. Weltkrieges unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Vorzeichen gelebt<br />
als im Dritten Reich, gab je<strong>de</strong>m E<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong> <strong>und</strong> nach <strong>de</strong>m großem Elend <strong>de</strong>s<br />
Krieges e<strong>in</strong>e neue Festigkeit - e<strong>in</strong> neues Zusammengehörigkeitsgefühl. Man kann<br />
31<br />
E<strong><strong>de</strong>r</strong> F, Frühstück S; Querschnitte 3: Neue Geschichten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sexualität</strong>, Wien: Turia + Kant 1999<br />
32<br />
Foucault M; 1989: 75, zitiert <strong>in</strong>: E<strong><strong>de</strong>r</strong> F, Frühstück S; Querschnitte 3: Neue Geschichten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sexualität</strong>, Wien:<br />
Turia + Kant 1999<br />
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